Druckartikel: Erzbistum Bamberg zieht Strafanzeige gegen "Letzte Generation" zurück - "teilen die Anliegen"

Erzbistum Bamberg zieht Strafanzeige gegen "Letzte Generation" zurück - "teilen die Anliegen"


Autor: Isabel Schaffner, Ralf Welz

Bamberg, Dienstag, 09. Mai 2023

Das Erzbistum Bamberg hat seine Strafanzeige gegen die "Letzte Generation" zurückgezogen. Zwei Monate nach der Protestaktion am Bamberger Reiter hat sich die Kirche einer Diskussion mit den Aktivisten gestellt. "Wir teilen die Anliegen der Klimaschützer", erklärt das Erzbistum.
Infolge der Geschehnisse im Bamberger Dom Anfang März kam es am Montag (8. Mai 2023) zu einem Treffen von Mitgliedern der "Letzten Generation" mit Vertretern von Kirche und Stadt.


  • Nach Protest im Dom: Treffen zwischen Erzbistum Bamberg und "Letzter Generation"
  • Klimaaktivisten hatten Bamberger Reiter für Aktion genutzt - Strafantrag gestellt
  • Nun die Wende: Kirchenvertreter stellt sich öffentlicher Diskussion mit Aktivisten 
  • "Wir teilen die Anliegen der Klimaschützer": Erzbistum hat Anzeige zurückgezogen

Mit ihrer Protestaktion im Bamberger Dom sorgten Mitglieder der "Letzten Generation" über die Stadtgrenzen hinweg für Aufsehen. Um die öffentliche Debatte zur aus ihrer Sicht unzureichenden Klimapolitik voranzubringen, hatten die Aktivisten im März symbolisch den Bamberger Reiter angeschoben, das berühmte Wahrzeichen der Stadt. Gegenüber der Stadtverwaltung hatte im März zudem ein Drohbrief der Protestgruppe für Empörung gesorgt. Das Erzbistum Bamberg stellte daraufhin Strafantrag wegen Hausfriedensbruch. Rund zwei Monate nach dem umstrittenen Vorfall gibt es nun Neuigkeiten in der Angelegenheit. 

Update vom 09.05.2023: Bamberger Kirchenvertreter diskutiert mit Aktivisten der "Letzten Generation" - Strafanzeige zurückgezogen

Wie das Erzbistum Bamberg am Dienstag (9. Mai 2023) berichtet, sei es infolge der Geschehnisse im Dom vom 2. März inzwischen zu einem Treffen zwischen Kirche und Aktivisten gekommen. "Zwei Monate nach der Protestaktion der 'Letzten Generation' im Bamberger Dom hat sich Domkapitular Elmar Koziel einer öffentlichen Diskussion mit Klimaaktivisten gestellt", heißt es in einer Pressemitteilung des Erzbischöflichen Ordinariats. Der Meinungsaustausch fand demnach am Montagabend (8. Mai 2023) statt.

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Der Leiter der Bildungshäuser Vierzehnheiligen habe hierbei "deutlich gemacht, dass die Kirche die Anliegen und Ziele der Klimaschützer teilt". Aus grundsätzlichen Erwägungen heraus sei das Domkapitel jedoch gegen die politische Demonstration im Dom als Sakralraum vorgegangen. "Wenn wir hier nichts unternehmen, kommen andere, deren Ziele wir nicht teilen", sagte Koziel in der vom Bund Naturschutz veranstalteten Podiumsdiskussion zum Thema "Wie radikal muss Klimaschutz sein?" in der Bamberger Kulturfabrik (KUFA). Die Strafanzeige gegen die Aktivisten wegen Hausfriedensbruchs habe das Domkapitel bereits vor mehreren Wochen zurückgezogen.

Laut Angaben des Erzbistums rief die Klimaaktivistin Heike Kettner, die selbst an der Aktion im Dom beteiligt war, die Kirche dazu auf, mehr Mut zu haben und unbequeme Dinge zu sagen. Die Kirche solle diesbezüglich dem Papst und seiner Umwelt-Enzyklika "Laudato si" folgen. Eine Kirche als Haus Gottes sei demnach optimal dafür, wenn es um die Bewahrung der Schöpfung gehe. Koziel regte der Mitteilung zufolge an, in der breiten Bevölkerung mehr für den Klimaschutz zu werben. "Denn es gibt viele Menschen, die vom Klimathema völlig unbeeindruckt sind und das Thema komplett umschiffen", wird die Aktivistin zitiert. 

Glüsenkamp: Kommune darf sich nicht erpressen lassen - Umweltschützer verteidigt zivilen Ungehorsam

Bambergs Zweiter Bürgermeister und Klimaschutzreferent Jonas Glüsenkamp habe in der Diskussion die Mehrheitshaltung im Stadtrat vertreten, berichtet das Erzbistum weiter. Laut dieser müssten Rechts- und Gesetzesbrüche immer Konsequenzen haben. Eine Kommune dürfe sich außerdem nicht erpressen lassen. "Ich werbe dafür, dass wir die Klimaschutzziele innerhalb der Demokratie erreichen", wird der Grünen-Politiker zitiert. "Es geht voran, aber es geht zu langsam voran. Es braucht die Beharrlichkeit zur Veränderung."

Der Landesvorsitzende des Bund Naturschutz, Richard Mergner, sagte laut Erzbistum hingegen, die wichtigen Veränderungen in der Gesellschaft seien immer durch zivilen Ungehorsam erreicht worden. Er rief die Kirchen demzufolge auf, nicht nur bei sich selbst Klimaschutzmaßnahmen durchzuführen, sondern auch gegenüber dem Staat wortgewaltig Stellung zu beziehen. 

Domkapitular Koziel erläuterte schließlich, dass die Kirchen die Themen "Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung" bereits 1983 auf die Tagesordnung gesetzt haben. "Das Thema Schöpfung spielt sicher immer noch eine Rolle, aber wohl nicht die, die es in der jetzigen Situation spielen sollte", wird der Kirchenvertreter zitiert. "Wir teilen die Anliegen der Klimaschützer", hält das Erzbistum in seiner Pressemitteilung wörtlich fest. Bei der Aktion im Bamberger Dom am 2. März waren Aktivisten der "Letzten Generation" in den Dom eingedrungen und hatten den Bamberger Reiter mit einer Augenbinde versehen. Eine Untersuchung durch Experten habe später ergeben, dass dabei an dem weltberühmten Kunstwerk keine Beschädigungen entstanden seien, teilt das Erzbistum abschließend mit.

Das Erzbistum Bamberg steht indessen schon seit über einem halben Jahr ohne Erzbischof da. Gegenwärtig kursieren diverse Namen - unter ihnen auch ein äußerst prominenter.

Update vom 15.03.2023: Erzbistum Bamberg reagiert auf Klimaprotest - Strafantrag wegen Hausfriedensbruch geplant

Am Donnerstag (2. März 2023) drangen Mitglieder der "Letzten Generation" in den Bamberger Dom ein und platzierten Symbole und Plakate am berühmten Bamberger Reiter. Das Erzbistum gibt ein Update zum Stand der Untersuchungen von Schäden und den geplanten Reaktionen auf die Aktivisten. 

Wie die stellvertretende Pressesprecherin Maike Wirth auf Anfrage von inFranken.de erklärt, werde derzeit noch untersucht, ob der Bamberger Reiter Schäden von der Aktion getragen hat. "Restauratoren des Landesamtes für Denkmalpflege werden mögliche Beschädigungen am Stein und an den Resten der Farbfassung untersuchen." 

Aktuell werde zudem geprüft, ob vonseiten des Erzbistums Anzeige wegen Hausfriedensbruch und gegebenenfalls Sachbeschädigung erstattet werden soll. Das Domkapitel, ein Priesterkolloqium, habe allerdings bereits "in seiner letzten Sitzung beschlossen, Strafantrag wegen Hausfriedensbruch zu stellen, da den Anweisungen der Domaufsicht nicht Folge geleistet und eine Absperrung ignoriert wurde. Ein Hausverbot wird nicht erteilt", so Wirth. Weihbischof Herwig Gössl, Diözesanadministrator des Erzbistums, plane zudem, noch auf das Schreiben der Aktivisten zu reagieren

Zum Schluss betont sie: "Als Kirche unterstützen wir die Anliegen von Klima-, Umwelt- und Naturschutz. Wir haben auch grundsätzlich Verständnis, wenn mit spektakulären Aktionen Aufmerksamkeit für diese drängenden Fragen der Menschheit erzeugt werden soll. Die Aktion im Bamberger Dom hat jedoch mit dem Bamberger Reiter ein Kunstwerk von Weltrang gefährdet."

Erstmeldung vom 05.02.3023: "Im Minimum" Hausfriedensbruch - welche Strafen können auf Bamberger-Dom-Protest folgen?

Den Aktivisten gelang es, sich mit einer Leiter dem berühmten Bamberger Reiter zu nähern, ihm eine rote Augenbinde anzulegen sowie ein auch in Lützerath verwendetes gelbes Kreuz als Symbol für den "Tag X" und Plakate anzubringen. Wie der Pressesprecher des Erzbistums Bamberg Harry Luck inFranken.de erklärt, bestehe kein Einlass an den Türen des Doms, sondern das Sicherheitspersonal befinde sich im Innenraum. Die Aktivisten seien dort den Anweisungen des Personals, aufzuhören, nicht nachgekommen. "Daraufhin wurde die Polizei verständigt."

Diese habe die Personalien der Personen aufgenommen. Aktuelle werde von Fachleuten geprüft, ob am Bamberger Reiter durch die Aktion Schaden entstanden ist.

Die Erkenntnisse wirkten sich auch auf die Strafen aus, so ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken. "Im Minimum" handele es sich um Hausfriedensbruch. "Jetzt ermittelt die Kriminalpolizei Bamberg, welche Straftaten noch erfüllt sind", führt er weiter aus. Bei absichtlich entstandenem Schaden komme Sachbeschädigung als Straftat hinzu. Wegen des laufenden Ermittlungsverfahrens gebe es dazu aber aktuell keine Informationen.