Das hat es in dieser Form noch nicht gegeben: Eine junge Polizistin fährt auf Streife im Kreis Bamberg mit, dabei ist sie eigentlich bei einem anderen Bundesland angestellt. Und muss gleich zu einem ernsten Einsatz.
Erster Tag des Praktikums von Silvia Hesse: Und dann gleich eine Suchaktion nach einer vermissten Frau bei Sassanfahrt (Gemeinde Hirschaid). Für Silvia Hesse ging es am Montag gleich zur Sache: Polizeihubschrauber, Feuerwehr, Wasserrettung. Alle waren im Einsatz. Die Praktikantin mittendrin. Das Ende der Suchaktion am Montagmorgen war wenig erfreulich:
Die gesuchte Frau konnte nur noch tot geborgen werden. Den Einsatz leitete Markus Wirth von der Polizei-Dienststelle Bamberg-Land. Bei Wirth macht Silvia Hesse ihr Praktikum. Einen Tag nach dem Einsatz sitzen die Kollegen auf Zeit in der Dienststelle zusammen. Durchschnaufen.
Die Schicht von Silvia Hesse hat vor zwei Stunden begonnen. Jetzt ist sie in den kommenden drei Wochen immer wieder im Kreis Bamberg unterwegs.
Mit zwei weiteren Kollegen fährt sie auf Streife mit. "Das gab es noch nicht", sagt Markus Wirth. Eine Praktikantin aus einem anderen Bundesland, meint er. Wirth und seine Kollegen fanden die Idee aber gleich ziemlich gut. Die Idee kam von Praktikantin Silvia Hesse selbst.
Drei Wochen Strullendorferin Die Praktikantin fällt sofort auf. Das liegt an ihrer Uniform, die es in Bayern so wohl nicht noch mal gibt: Die 24-Jährige ist normalerweise bei der Polizei in Sachsen-Anhalt angestellt. Die Uniform der Beamten dort ist schon seit einigen Jahren blau - in Bayern dauert die Umstellung bekanntermaßen. Hier wird das Blau nur von ein paar Polizisten zu Testzwecken getragen.
Die Frau, die für einen blauen Flecken im grünen Land sorgt, steckt momentan voll in der Ausbildung zur Polizeimeisterin. Pflichtpraktika gehören dazu.
Und es steht jedem offen, das Praktikum in einem anderen Bundesland zu absolvieren. Die Möglichkeit hat Silvia Hesse dann auch wahrgenommen.
Dass ihre Wahl sofort auf die Polizei Bamberg-Land fiel, hat einen guten Grund: "Ich habe früher in Strullendorf gewohnt, da war mir gleich klar, dass ich bei der Dienststelle ein Praktikum machen möchte." Bis 2012, als Silvia Hesse entschieden hat, wieder nach Sachsen-Anhalt zurückzugehen, hat sie im Landkreis Bamberg gewohnt. In Strullendorf leben noch heute ihre Eltern, bei denen sie nun zwischen den Schichten übernachtet. Es ist schließlich ihre zweite Heimat.
Früher hat Silvia Hesse in Forchheim als Berufsberaterin gearbeitet. Dann aber wollte sie zurück nach Aschersleben und dort zur Polizei. Der Beruf mache ihr großen Spaß, sagt sie heute.
Festnehmen darf sie niemanden Zur Seite steht ihr in Bamberg auch die stellvertretende Dienstgruppenleiterin Bianca Kunz. Die 42-Jährige gibt der jungen Kollegin gerne ein paar Tipps. Bianca Kunz ist schließlich seit 1993 bei der Polizei. "Damals musste man sich schon durchsetzen", sagt sie über die Zeit, als Polizistinnen noch unüblich waren. Heute sei das einfacher. Im Ausbildungsjahrgang von Silvia Hesse sind 14 männliche Polizistenanwärter und sieben weibliche.
Unterschiede zwischen der Arbeitsweise in Bamberg und in Sachsen-Anhalt hat die Praktikantin bereits nach zwei Tagen feststellen können: Die Ermittlungsgruppe der Dienststelle Bamberg-Land bearbeitet Delikte mit einer Größenordnung bis zu 10 000 Euro noch selbst. Dann erst wird ein Fall in der Regel an die Kriminalpolizei weitergegeben.
In Sachsen-Anhalt sei das anders: Der Streifendienst nehme dort die Delikte nur auf.
Das darf Silvia Hesse während ihres Praktikums jedoch nicht: "Polizeiliche Maßnahmen darf die Kollegin bei uns keine treffen. Bei den Festnahmen ist sie demnach außen vor", sagt Helmut Fischer von der Polizeiinspektion Bamberg-Land. Die 24-Jährige schaut den Kollegen also nur über die Schulter. Und fällt dabei ein wenig auf in ihrer blauen Uniform - bis sie nächstes Jahr wieder in Sachsen-Anhalt unterwegs sein wird, dann als fertige Polizeimeisterin.