Pfarrei soll Stadt Bamberg Geld für Kirchennutzung zahlen

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Karikatur: Christiane Pfohlmann
Karikatur: Christiane Pfohlmann

Die Bamberger Dompfarrei verzichtet ab Januar auf Gottesdienste in der Kirche St. Getreu. Sie müsste sonst einen Nutzungsvertrag akzeptieren, der es in sich hat.

Die Meldung, die die Pressestelle des erzbischöflichen Ordinariats (EBO) verschickte, liest sich auf den ersten Blick wenig aufregend: "In der Kirche St. Getreu finden ab 1. Januar 2014 keine regelmäßigen Gottesdienste mehr statt." Und weiter: "Die Gläubigen sind eingeladen, einen der 19 Sonntags- und Vorabend-Gottesdienste im Seelsorgebereich Dom/Obere Pfarre zu besuchen." Was aufhorchen lässt, ist die Begründung zwischen den beiden Sätzen: "Die Dompfarrei lehnte einen Nutzungsvertrag mit der St.-Getreu-Stiftung der Stadt Bamberg ab."

Domfarrei soll zahlen

Erst auf Nachfrage wird klar, welche Bedingungen es sind, die Dompfarrer Gerhard Förch nicht akzeptieren mag. Nach Angaben von Bistums-Pressesprecher Harry Luck geht es vor allem darum, dass die St.-Getreu-Kirche nicht länger kostenfrei zur Verfügung steht. Die St. Getreu-Stiftung, Eigentümerin der Kirche, will monatlich 100 Euro haben, 30 Prozent von der Kollekte und den Inhalt des Opferstocks.

Eines Kommentars enthielt sich Luck. Er sagte aber, dass der Dompfarrer bei Gesprächen mit dem Stiftungsreferat der Stadt, die der Nutzungsvereinbarung vorausgegangen sind, deutlich gemacht habe, dass die Pfarrei nicht bereit ist, etwas zu zahlen.
Dennoch stehe es so in dem Papier aus der Verwaltung. Eine Rücksprache hielt der Geistliche unter diesen Umständen für nicht erfolgversprechend und verzichtete darauf.

OB bietet klärendes Gespräch an

Da sei das letzte Wort noch nicht gesprochen, versicherte auf Nachfrage dagegen Ulrike Siebenhaar, die Sprecherin der Stadt Bamberg. Nach ihren Informationen handelt es sich erst um den Entwurf einer Nutzungsvereinbarung, über deren Inhalte man sehr wohl noch reden könne. Das wäre nach ihren Worten jedenfalls der ausdrückliche Wunsch des Oberbürgermeisters.

Vom Grundsatz her verteidigt sie die Idee eines Nutzungsvertrags. Es entspreche dem Geist des Stiftungsrechts, dass hochkarätige Bauwerke wie die Kirche der früheren Benediktinerpropstei St. Getreu nicht unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden.
Sie weist zudem darauf hin, dass die Stadt Bamberg sich in der außergewöhnlichen Situation befindet, Eigentümerin von Gotteshäusern zu sein. In der Welterbestadt ist das nicht einmal ein Einzelfall: Vor über 200 Jahren fielen ihr bei der Verstaatlichung kirchlichen Besitzes St. Elisabeth, St. Michael und St. Getreu zu.

Alle drei Kirchen liegen im Sprengel der Dompfarrei. St. Elisabeth und St. Michael sind bis auf Weiteres wegen laufender Sanierungsarbeiten bzw. akuten Sanierungsbedarfs geschlossen. Da stellt sich die Frage nach einer Nutzungsvereinbarung vorerst nicht.

In die St.-Getreu-Kirche wich die Dompfarrei aus, nachdem die Michelskirche wegen plötzlich aufgetretener Bauschäden geschlossen wurde. Nun will sie der EBO-Pressemitteilung zufolge in die Jakobskirche wechseln.

Dort sollen künftig am 1. und 3. Sonntag eines Monats (17 Uhr) die Gottesdienste im außerordentlichen (tridentischen) Ritus stattfinden, die man früher in der Michelskirche und bis jetzt in der St.-Getreu-Kirche feierte; außerdem am letzten Sonntag des Monats um 17 Uhr eine Choralvesper.

Laut Bistumssprecher Luck verschließt sich die Dompfarrei einem späteren Nutzungsvertrag für St. Michael nicht. Sobald die ehemalige Klosterkirche wieder allgemein zugänglich ist, sollten dort auch wieder Gottesdienste stattfinden.

Die Kirche mit ihrem berühmten Deckenfresko und der malerischen Freitreppe lockte viele Gottesdienstbesucher und Heiratswillige an. Anders die St.-Getreu-Kirche. Dorthin kommen deutlich weniger Gläubige. Um rund 90 Prozent sank die Zahl der Trauungen: von 40 bis 50 im Jahr auf etwa fünf.

Kommentar von Jutta Behr-Groh:


Eine peinliche Idee!