Im ehemaligen Bamberger Morphclub wurde für ein Wochenende gefeiert. Die beiden Abende sollten dabei mehr sein als nur ein einzelnes Party-Versprechen.
"Für mehr Luft zum Atmen - für mehr Raum" steht auf dem Blatt Papier, das Janka Kappen in die Kamera hält. Die Luft die die 22 Jahre alte Studentin an dem Abend atmet, ist die Luft, die sie nun vermisst in Bamberg: "Es gibt viele Kneipen hier, aber es fehlt ein großer Raum." Einen wie diesen, in dem sie am Samstagabend noch einmal feiern durfte. Es ist nicht irgendein Ort - für viele war und bleibt der Morphclub der legendärste Club, den die Stadt zu bieten hatte.
Es ist laut, es ist warm: Gerade spielt die Bamberger Band "Monkee Shuffle" mit Trompete, Schlagzeug und Bass, während Janka in die Kamera schaut. Ein Lächeln will sie sich nicht abringen. Das Foto landet später im Internet. Auf der Seite
kulturbrauchtraum.wordpress.com sind inzwischen viele solcher Statements zu finden.
Party mit unerfreulicher Note Der Anlass der Party ist für viele hier nicht der erfreulichste: Es fehle an Entfaltungsmöglichkeit für alternative Kultur in der Stadt, seitdem eben dieser Morphclub im August aus finanziellen Gründen schließen musste. Auch die aktuelle Veranstaltung hat hier ihren Ursprung: Wie Anja Lubosch, vom "Kontakt - das Kulturprojekt"-Team sagt, habe man einen Ort gesucht für den Auftritt der Wiener Band "Wanda". Den fand das Team zunächst nicht. "Dann ist die Idee aufgekommen, den ehemaligen Morphclub zu nutzen."
Heraus kam nicht nur ein Konzert, sondern eine zweitägige Veranstaltung losgelöst von der Marke "Morphclub", mit DJs (Nimm2), Theater und Politik: Es sollten die Chancen und Probleme alternativer Kultur in Bamberg thematisiert werden. In einem Offenen Brief, der am Freitag an Politik und Verwaltung der Stadt herausging, wurde die Lage der Kultur noch einmal verdeutlicht.
Diskussion am Runden Tisch geplant Und die Lage im Morphclub? Um Mitternacht heißt es am Samstag Einlassstopp. Mehr als 300 Gäste dürfen nicht rein. Die Grenze ist schnell erreicht. Nach "Monkee Shuffle" spielt eben jene Band, die Auslöser der Veranstaltung war: "Wanda". Tanzbarer Pop aus Österreich. Im hinteren Raum legt derweil der Kassetten-DJ "Rumpelkopf" aus Dresden auf. Balkanbeats lassen die Körper zucken.
Michi Schmitt wippt im Takt mit. Er ist Mitglied im "Kontakt"-Team und zufrieden mit dem Abend. Er hofft, dass nicht nur mit dem Offenen Brief etwas bewegt werden kann, auch mit den Statements, die in den Tagen zuvor Passanten auf der Kettenbrücke und der Austraße für den Internet-Blog abgegeben haben. "Im Idealfall werden die Forderungen nach einem Raum erfüllt." Am kommenden Freitag wollen er und seine Mitstreiter an einem Runden Tisch mit Politik und Verwaltung diskutieren.
Die Party im Morphclub endet am Samstag vorzeitig um zwei Uhr nachts wegen des Totensonntags. Es war vielleicht die letzte Party im ehemaligen Morphclub. "Es war eine schöne Stimmung bis zum Ende", sagt Anja Lubosch.