Überraschung beim Bahnausbau: Obwohl sich Bahnvertreter in Bamberg gegen die Ostumfahrung aussprechen, taucht sie im Bundesverkehrswegeplan auf.
Der Bahnausbau in Bamberg ist der letzte Abschnitt des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit 8. Rund sechs Kilometer Bahntrasse zwischen Hallstadt und Strullendorf sollen viergleisig ausgebaut werden, damit der ICE auf dem Weg von Berlin nach München einige Sekunden Fahrzeit gewinnt und außerdem mehr Kapazitäten für Güterzüge zur Verfügung stehen. Kostenpunkt: 650 bis 800 Millionen Euro - so der Stand der Dinge, als sich der Bamberger Stadtrat gestern Nachmittag zur Besichtigung der Bahnbaustelle in Breitengüßbach begab.
Ostumfahrung taucht wieder auf
Im neuen Bundesverkehrswegeplan, den Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) am Mittwochabend dem Verkehrsausschuss des Bundestages vorlegte, taucht nun aber die Ostumfahrung als "Vorhaben mit vordringlichem Bedarf" auf. Die Rede ist von einer "zweigleisigen Neubaustrecke Strullendorf - Breitengüßbach entlang der A 73 für Geschwindigkeiten bis 230 km/h. Währenddessen erklärten Bahnvetreter dem Bamberger Stadtrat, dass sie die Ostumfahrung am liebsten noch in diesem Jahr offiziell beerdigt sähen, um Planungssicherheit für den Ausbau durch Bamberg zu bekommen.
Die Einordnung im aktuellen Bundesverkehrswegeplan wird die Strategie der Stadt, so oder so, nicht über den Haufen werfen. Hier geht man seit Anfang des Jahres davon aus, dass die Bahn entschlossen ist, 2017 in die Genehmigungsplanung einzusteigen, um ab 2022 Baurecht zu erhalten. Für die Stadt Bamberg ist der Ausbau eine rein politische Entscheidung. Von der Kosten-Nutzen-Abwägung her hat man starke Zweifel, dass das Projekt überhaupt nötig ist. Grund ist ein Gutachten, das 2015 die von der Bahn prognostizierten Güterverkehrszahlen in Frage stellte. Es soll nun durch eine Kapazitätsuntersuchung ergänzt werden, über die der Stadtrat spätestens im Juni beraten soll.
Schon vor einer Abstimmung über Ostumfahrung, Tunnellösung oder den Ausbau im Bestand zeichnet sich ab, dass für Bamberg auch eine vierte Lösung interessant sein könnte: den stufenweisen Ausbau durch die Stadt. Dabei bietet sich neben der gestreckten Bauzeit und Kosteneinsparungen auch der Vorteil, die Belastungen der Anwohner durch Lärmschutz in absehbarer Zeit zu verbessern, weiß Claus Reinhardt vom Baureferat. Dennoch glaube man nicht, dass Bamberg zum Flaschenhals der Strecke Berlin München wird, weil die Kapazitäten ausreichen. Demgegenüber betonten Bahnvertretern am Mittwoch die langfristige Zunahme des Bahnverkehrs. Sie wollen bereit 2019 mit dem Bau beginnen.
Einen Pulitzer Preis dürfte der FT mit seiner Berichterstattung über den Bahnausbau wohl kaum ergattern. Keine Hintergrundinformationen, keine kritischen Fragen und noch nicht einmal eine Stellungnahme der Bürgerinitiative zu dem Thema.
Es würde den Umfang eines Kommentares sprengen die gesamte Entwicklung des Bahnausbaus und die vielfältigen Fehler und Versäumnisse´, die bereits begangen wurden aufzuzählen. Es sei kurz daran erinnert, dass es der Hartnäckigkeit einer Bürgerinitiative zu verdanken war, dass noch kein Stadtratsbeschluss ergangen ist, der auf überwiegend unbrauchbaren und falschen Informationen beruht hätte. Bislang ist nach wie vor nicht klar welche Trassenvariante, die beste für Bahnbetrieb, Umwelt, Weltkulturerbe und die Bevölkerung wäre. Weiterhin ist momentan nicht einmal mehr klar, ob die einzelnen Varianten nicht einer Überarbeitung bedürfen, weil man damals teilweise von unvollständigen oder sogar fehlerhaften Rahmenbedingungen ausging. So könnte z.B. eine Tunnellösung heute möglicherweise wesentlich anders aussehen und auch wesentlich effektiver sein als man es damals annahm. Klarheit darüber kann aber nur ein unabhängiges und neutrales Trassengutachten liefern. Auf ein solches Gutachten hatte man sich informell auch schon verständigt, bevor aus einer Sachdiskussion wieder eine politische Diskussion wurde.
Die oberflächliche und unkritische Berichterstattung des FT trägt ihren Teil dazu bei. Nachdem sich diese Art der Berichterstattung durch das Thema durchzieht wie ein roter Faden, fragt man sich als interessierter und informierter Leser schon: Kann oder will der FT nicht anders?
während die Bürger des Ebensfeldes nur zwischen Asch-, Maus-, Staub-, Blei- und Sackzementgrau auswählen können. Was kommt als nächstes? Zapfendorf in Kanariengelb?