Das Ensemble in Oberhaids Ortskern wird saniert. Eine Machbarkeitsstudie soll Aufschluss über Nutzungen geben.
Ein stattliches Rathaus gleich hinter einer schmucken Wallfahrtskirche prägt den ansprechend gepflasterten Ortskern Oberhaids. Nur das Ensemble in direkter Nachbarschaft zum Verwaltungssitz mit losen Ziegeln und Efeu umranktem Mauerwerk schmälert den adretten Eindruck. Aber nicht mehr allzu lange. Nach jahrzehntelangem Bemühen hat die Gemeinde die Alte Mühle im letzten Jahr erworben. Nun soll eine Machbarkeitsstudie aufzeigen, welche Nutzungen sich hier realisieren lassen. Keinesfalls soll das Denkmal geschützte Gebäude jedoch nach der Instandsetzung museal vor sich hin dümpeln.
Diese Devise gibt Bürgermeister Carsten Joneitis explizit an Architekt Matthias Jacob weiter, "die Geschichte dieses ortsbildprägenden Gebäudes soll in irgendeiner Weise wieder erlebbar werden". Jacob ist mit der Erstellung einer Machbarkeitsstudie beauftragt. Dazu benötigt er die Expertise weiterer Fachleute. Sie werden in den nächsten Wochen ein verformungsgenaues Aufmaß, ein statisches Gutachten, ein Holzschutzgutachten und ein restauratorisches Gutachten erstellen. Das bildet die Grundlage für seine Arbeit.
Anbau vor Abbruch
Im vergangenen Jahr hat die Gemeinde die aus dem 17. Jahrhundert stammende Mühle mit angebauter Scheune auf einem 480 Quadratmeter großen Areal samt Wasserrecht erworben. Die Mühle selbst wird in jedem Fall restauriert, sagt Jacob schon jetzt. Beim wesentlich später erstellten Anbau, der Scheune mit Wohnnutzung, scheint ein Abbruch und anschließender Neubau wahrscheinlicher. Gerne würde Jacob die hier mit verbaute alte Sandsteinmauer erhalten, insgesamt den historischen Ensembleteil mit einem passenden Neubau stimmig ergänzen, wie er schon jetzt wissen lässt.
Für den Erwerb des Ensembles hat die Gemeinde von der Regierung eine 60-prozentige Förderung erhalten; wohl gleichfalls mit 60 Prozent wird die Machbarkeitsstudie (Kosten 30 000 Euro) gefördert werden, so der Bürgermeister. Dies wohl auch deshalb, weil die Gemeinde in Sachen Städtebau immer wieder von der für die Städtebaumaßnahme zuständige Regierung dazu ermuntert wurde, auch diesen letzten Teil im Zentrum städtebaulich anzugehen.
Erwerb war ein großer Erfolg
Den Erwerb des Ensembles sieht Joneitis bereits als großen Erfolg. Nun will man das Weitere gemeinsam mit dem Architekten behutsam angehen, zusammen mit der Verwaltung, dem Gemeinderat und den Bürgern. Demnächst wird sich für dieses Projekt ein eigener Arbeitskreis formieren, teilt der Bürgermeister mit. In der gemeindlichen Archivpflegerin, die zugleich Kreisarchivarin ist, weiß er weitere Kompetenz an seiner Seite.
Auf jeden Fall sieht Joneitis in dem Ensemble großes Potenzial und einen wahren Schatz, den es zu heben gilt. Schließlich besitze seines Wissens nach kaum noch eine Kommune eine Mühle.
Kämmerer Ludwig Pickel, der seit 32 Jahren für die Gemeinde arbeitet und schon einige Projekte finanziell mit abgewickelt hat, erinnert sich an die historische Kellergasse in Unterhaid. Da hätten anfangs viele Bedenken geäußert und jetzt habe Oberhaid ein wahres Schmuckstück, freut er sich.
Von Inventar befreit
Dafür, dass auch die Alte Mühle wieder so etwas werden kann, hat schon mal der Bauhof die Weichen gestellt und die Gebäude weitgehend vom verbliebenen Inventar befreit. Freilich finden sich hier immer noch echte Raritäten wie alte Dokumente, Waagen, Telefon und natürlich das Mühlrad. "Toll, wenn wir das zumindest teilweise wieder erlebbar machen könnten", denkt der Architekt schon jetzt laut nach. Wenn seine Studie steht, kann man auch mit Zahlen arbeiten und konkrete Nutzungsvarianten diskutieren.