"Irgendwann ist als Anwohner auch der Bogen überspannt": Der Unmut wegen des Verhaltens einer wohnungslosen Frau in Bamberg ist groß. Warum ändert sich nichts?
"Wir nennen die Straße schon Pissgasse", sagt Alexander Nölle (Name von der Redaktion geändert) im Gespräch mit inFranken.de, als er von der Generalsgasse in Bamberg spricht. Der Grund: Seit Monaten nächtige eine Frau auf den Gehsteigen, verrichte dort auch ihre Geschäfte, wie mehrere Anwohner übereinstimmend berichten. Beim Öffnen der Fenster komme einem ein strenger Geruch entgegen. Urin laufe teilweise in die Wohnungen. Sogar Kot lässt sich laut den Schilderungen vor der Tür finden. "Irgendwann ist als Anwohner auch der Bogen überspannt."
Für die Recherchen hat unsere Redaktion mit mehreren Anwohnern gesprochen. Auch Stadt und Polizei wissen von den Vorkommnissen. "Was mich einfach ärgert ist, dass wir gegen die Art und Weise, wie sich die Frau hier verhält, nichts machen können", sagt Petra Friedl, die seit 63 Jahren in der Generalsgasse wohnt. Zusammen hätte die Nachbargemeinschaft die Behörden daher schon mehrfach kontaktiert. Sogar das Betreuungsgericht hat Friedl bereits angeschrieben. Dennoch ändert sich nichts.
Kot vor der Haustür, Urin in der Wohnung, Gebrüll bei Nacht - Obdachlose sorgt in Bamberg für Unmut
Das Verhalten der Frau sorgt in der Nachbarschaft für Unmut: "Sie ist Frauen gegenüber sehr aggressiv. Wenn ich mit dem Auto herfahre, schreit sie mich jedes Mal an. Sie sagt, alle anderen sollen verschwinden, das ist ihr Daheim", berichtet Ursula Hofmann. In der Generalsgasse befindet sich ihr Elternhaus, seit 67 Jahren lebt sie dort. Nicht nur ihr gegenüber zeige sich die Frau aggressiv. Kinder habe sie bereits angespuckt.
Nölle, der lieber anonym bleiben will, wohnt mit seiner Familie erst seit wenigen Monaten in der Generalsgasse. Immer wieder wache seine Tochter nachts von dem Gebrüll der Frau auf. Seiner Meinung nach sei diese auf Hilfe angewiesen. "Ich will der Frau nichts Schlechtes, das will keiner. Aber es will auch keiner, dass sie nachts um drei herumschreit und wir alle aufwachen", macht er klar. Zudem hinterlasse die Frau regelmäßig ihren Müll auf der Straße. "Das ist für das Stadtbild katastrophal."
Auch ein Hauseigentümer meldet sich bei unserer Redaktion. Er erzählt: Ein Freund, an den er das Haus vermiete, richte dort aktuell eine Pension ein. Alles sei renoviert, doch die Situation vor Ort bereite ihm Sorgen. "Es geht so weit, dass Urin bei uns hineinläuft, ins Innere des Hauses. Und das geht gar nicht." An die Behörden hat er eine klare Forderung: "Richtig wäre, dass man sich um diese Frau kümmert, dass man schaut, dass sie irgendwo untergebracht wird und dass sie irgendwo leben kann."
Stadt und Polizei äußern sich zu Vorwürfen von Anwohnern der Bamberger Generalsgasse: Keine Handhabe?
Seit circa vier Monaten ist die Frau den Anwohnern zufolge vor Ort. Zuvor habe sie sich in anderen Straßen in Bamberg aufgehalten. Das bestätigt auch Stephan Kaiser, Polizeihauptkommissar der Polizeiinspektion Bamberg-Stadt auf Anfrage unserer Redaktion: "Die betroffene Frau ist den Behörden bereits seit Längerem bekannt und wurde auch in anderen Stadtbereichen angetroffen." Auch dass sich die Anwohner bereist mehrfach in dieser Angelegenheit an die Polizei wandten, kann der Polizeihauptkommissar bezeugen. Die Beamten würden auf die Beschwerden "im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten" reagieren. Aber wie sehen diese aus?
"Freiwillige Unterbringungsangebote lehnte die Betroffene bislang konsequent ab", erläutert Michael Memmel, Pressesprecher der Stadt Bamberg. In der Nachbarschaft will man dafür auch den Grund wissen: Die Frau habe Angst, in entsprechenden Einrichtungen beklaut zu werden. Aufgrund "massiver Nachbarbeschwerden" kontrolliere der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) regelmäßig die Situation. "Temporär wurde die Person schon während der Wintermonate untergebracht, um eine witterungsbedingte Eigengefährdung zu verhindern. Ein anderer Grund wäre eine akute Fremdgefährdung, die bislang jedoch nicht festgestellt wurde. Eine zwangsweise, dauerhafte Unterbringung ist aus Rechtsgründen allerdings nicht möglich", betont Memmel.