Mit "We Are the Champions" ist Helmut Haberkamm und dem Theater Kuckucksheim ein Mundart-Klassiker mit Kultpotenzial gelungen.
Spätestens wenn Stefan Kügel als Pfarrer zu Presleys "Jailhouse Rock" über die Bühne fetzt, dass die Soutane flattert, kocht die Stimmung hoch in seinem Theater Kuckucksheim, das vor nun auch schon 17 Jahren aus einer alten Scheune in einem Ortsteil des mittelfränkischen Adelsdorf entstanden ist. Ja, da haben sie einen Volltreffer gelandet, Kügel & Söhne, zusammen mit Hausautor Helmut Haberkamm.
Der ist einer der letzten aus der einst recht großen Gilde fränkischer Mundartautoren, der erfolgreichste bestimmt. Bienenfleißig veröffentlicht der vom Schuldienst freigestellte Anglist und Germanist ein Buch nach dem andern, zuletzt "Englische Grüß", 77 Gedichte in fränkischer Mundart, und (zusammen mit Andreas Riedel) "Dunnerholler", Bildli und Soocherer. Und jetzt kommt mit "We Are the Champions - Mir sinn die Größdn. Eine fränkische Viecherei mit saustarken Songs" ein neues Theaterstück auf die E-Werk-Bühne beim 20. fränkischen Figurentheaterfestival. Nach dem 21. Mai wird es in Kügels - man muss mittlerweile von der Kügel-Familie sprechen, denn neben der Ehefrau spielen die Söhne kräftig mit - Theater sicher jahrelang zu sehen sein, und nicht nur da.
Denn das Stück hat Potenzial zum Kult, Pardon für die abgedroschene Vokabel, so wie Haberkamms Loser-Musical "No Woman, No Cry - Ka Weiber, ka Gschrei" seit 2001 immer wieder aufgeführt wird, vergleichbar "Schweig, Bub" von Fitzgerald Kusz.
Desperados unterwegs
Nicht gerade die soziale Stufenleiter hinaufgefallen sind auch die Protagonisten in Haberkamms jüngstem Stück, das Kügel mit seinen Söhnen Nando und Benjamin Seeberger kongenial umsetzt. Da sind einmal der Punk, der Obdachlose und der verzweifelte Häuschenbesitzer, Figuren aus dem richtigen Leben. Und da sind die von diesen Figuren geführten Tiere: Esel, Hund, Katze, Hahn. Richtig, man kennt sie aus Grimms Märchen. Nur dass die drei Desperados und ihre vier viecherischen Kameraden nicht nach Bremen ziehen, sondern nach Bamberg, um Stadtmusikanten zu werden ("Hobb eddz auf die Mobbeds").
Klar, dass Fränkisch gesprochen wird. Und gesungen. Denn es ist eine Art Nummernrevue entstanden, Roadmovie könnte man auch sagen. Mit unsterblichen Songs, deren Texte Haberkamm in Mundart gesetzt hat. Aus Queens "We Are the Champions" wird also - was? Doch auch die Beatles ("Yesterday", "Help"), den "Boxer" von Simon & Garfunkel, Leonard Cohens "Halleluja", Neil Youngs "Heart Of Gold" und so manchen und manches hört man heraus bis zu Manfred Mann's Earth Band und Bobby Ferrin (16 sind's insgesamt). In "With A Little Help From My Friends" läuft Stefan Kügel joecockerig zu ganz großer Form auf. Die Musik dazu hat Dietmar Staskowiak, der auch Regie führte, geschrieben und mit seiner Band "Schleuse" eingespielt, ganz dezent mit Cello, Klavier, Gitarre und Rhythmusgruppe.
Herrlich, was sich die Drei einfallen lassen als Quartett der tierischen Desperados. Schon die Physiognomie der Klappmaulpuppen (Frauke Lehmann Hössle) ist lustig und mitleidheischend zugleich, wie der Hahn hysterisch aufgackert, der alte Hund seufzt und die Katze altjüngferlich mümmelt - das muss man gesehen haben, wenn man ein kleines bisschen Kindlichkeit im hintersten Hirnwinkel bewahrt hat. Wunderbar, wie der Gockel dem Bischof geopfert werden soll, wie der Hund dem Jäger davonläuft, wie auf der Kante des schlichten Bühnenbilds (Benjamin Seeberger) die miniaturisierten Tiere marschieren. Klar, dass alles gut ausgeht, denn schließlich müssen Menschen und Viecher am Schluss ja die "Größdn" sein.
Termine und Karten
Premiere "We Are the Champions - Mir sinn die Größdn" wird offiziell uraufgeführt am Sonntag, 21. Mai, 18 Uhr, im Saal des E-Werks in Erlangen als Veranstaltung des 20. Internationalen Figurentheaterfestivals Erlangen/Fürth/Nürnberg/Schwabach, Programm www.figurentheaterfestival.de
Karten dafür www.figurentheaterfestival.de
Weitere Vorstellungen im Theater Kuckucksheim, Heppstädt 28, Adelsdorf, am 9. Juni und 15. Juli; weitere Termine in Vorbereitung
Karten dafür unter Tel. 09195/2142, E-Mail kuckucksheim@t-online.de