Neuer Bamberger Erzbischof Gössl warnt vor "Menschenfängern"
Autor: Ralf Welz
München, Montag, 19. Februar 2024
Der neue Bamberger Erzbischof Herwig Gössl hat dem Staat seine Treue geschworen. Vor Ministerpräsident Markus Söder (CSU) legte er einen Eid auf die Verfassung ab. Er äußerte sich zudem zu "Menschenfängern und Populisten" - und zum Verhältnis von Kirche und Politik.
Der designierte Bamberger Erzbischof Herwig Gössl hat vor Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) einen Eid auf die Verfassung abgelegt. Am 2. März wird Gössl im Bamberger Dom in sein Amt als Erzbischof von Bamberg eingeführt. Knapp zwei Wochen vorher leistete der 56-Jährige nun am Montag (19. Februar 2024) in München seinen Treueeid.
"Ich schwöre und verspreche, die verfassungsmäßig gebildete Regierung zu achten und von meinem Klerus achten zu lassen", wird Gössl in einer Pressemitteilung des Erzbistums Bamberg zitiert. Demnach erklärte der Theologe zudem, alles zu verhüten, was dem "Wohl und Interesse des deutschen Staatswesens" schaden könnte. Nach Angaben des Erzbistums ist die Vereidigung auf Grundgesetz und Bayerische Verfassung im bis heute gültigen sogenannten "Reichskonkordat" zwischen Deutschland und dem Heiligen Stuhl aus dem Jahr 1933 geregelt. Im Zuge seines Amtseids bezog der künftige Erzbischof auch Stellung zum Verhältnis von Politik und Kirche.
Neuer Bamberger Bischof: Gössl äußert sich zu "Populisten"
Laut Mitteilung sagte Gössl in seiner Ansprache, dass es ihn keine Überwindung koste, seinen Eid abzulegen. Denn nach der "schrecklichen Erfahrung der Herrschaft der Nationalsozialisten" betone die Verfassung bewusst die Verantwortung vor Gott "als den Grund, auf dem ein freiheitliches, demokratisches Staatswesen" aufgebaut werden könne. Es scheine in der heutigen Zeit "nicht mehr selbstverständlich" zu sein, das "feste Fundament der Verfassung" anzuerkennen. Das Verantwortungsbewusstsein der Einzelnen vor dem Gemeinwesen schwinde. Darunter litten alle Institutionen und auch die Kirchen, so Gössl.
Video:
Die Kirche werde immer wieder aufgefordert, sich aus der Politik herauszuhalten und sich um den Glauben zu kümmern, stellte der ernannte Erzbischof fest. Dagegen wehrte sich Gössl. Es sei zwar richtig, dass es nicht Aufgabe der Kirche sei, sich parteipolitisch zu positionieren oder detailliert in die Tagespolitik einzumischen. Es sei jedoch nicht möglich, den Bereich des Glaubens von den Lebensfragen der Menschen zu trennen. "Kirche wird immer auch als politisch wahrgenommen werden, wenn sie sich zu den Fragen der Menschen heute äußert, wenn sie die Frohe Botschaft Jesu verkündet und bezeugt", wird Gössl in der Pressemitteilung des Bamberger Erzbistums zitiert.
"Glaubende Menschen werden sich hoffentlich auch in Zukunft politisch und gesellschaftlich engagieren und in ihren Entscheidungen für Werte einstehen, die sie nicht aus sich selbst heraus haben und die sie auch nicht der - vermeintlichen - Mehrheitsmeinung unterordnen", fügte Gössl hinzu. Er sehe es als Aufgabe von Kirche und Staat, zusammenzuwirken, "damit sich die Hoffnung auf Heil durchsetzt in den Herzen der Menschen, damit die Menschenfänger und Populisten keinen Boden gewinnen und der Friede auf Erden wachsen kann." Erst vor Kurzem hatte der künftige Bamberger Erzbischof seine Solidarität mit Demonstranten gegen Rechtsextremismus bekundet. "Viele Aussagen der AfD haben nichts mit unserer christlichen Botschaft zu tun", erklärte der 56-Jährige im Januar.
"Bekennen uns zur Kirche": Söder sichert Gössl Partnerschaft der Staatsregierung zu
Wie das Erzbistum berichtet, bezeichnete Bayerns Ministerpräsident Söder den Amtseid in seiner Ansprache als "wichtiges Zeichen für die Verbindung von katholischer Kirche und Freistaat Bayern". Das Verhältnis sei demzufolge von Respekt und Wertschätzung geprägt. Auch in einem säkularen Staat spiele die Kirche eine ganz entscheidende Rolle. "Wir bekennen uns zur Kirche“, zitiert das Erzbistum Söder. Der CSU-Chef verwies demnach auf die "überzeugende Arbeit der Kirche für die Gesellschaft". Nach Angaben des Erzbistums sicherte der Ministerpräsident dem neuen Erzbischof zu, dass die Staatsregierung ein "lebendiger, freundschaftlicher und unterstützender Partner" sein werde.
"Mit Herwig Gössl tritt ein echter Bayer, der über viele Jahre fest in Franken verwurzelt ist, die Nachfolge von Ludwig Schick an", zitiert die Bayerische Staatskanzlei Söder auf ihrer Webseite. Der Freistaat Bayern stehe zu der engen Verbindung mit der katholischen Kirche. "Das Engagement unserer Kirchen für den Glauben und damit für die Menschen in unserem Land ist gerade in Zeiten, die Halt brauchen, unverzichtbar. Wer glaubt, kann auch anderen Mut machen und Hoffnung geben", so Söder.