Im Fall des verhafteten Mediziners aus Bamberg dringen immer mehr Details ans Tageslicht. Offenbar hatten viele Frauen an der vermeintlichen Krampfadernstudie teil genommen. Zwei mögliche weitere Opfer haben sich beim Klinikum gemeldet.
Es ist schauriges Material, das die Bamberger Kripo in diesen Tagen sichten muss. Die Zahl der Fotos, die der der Vergewaltigung und des sexuellen Missbrauchs bezichtigte Bamberger Mediziner von seinen Opfern gemacht hat, ist offenbar so groß, dass die Staatsanwaltschaft noch keine genauen Zahlen nennen kann.
Zwei mögliche weitere Opfer
Sicher ist nur: Es sind „Unmengen Bilder“, wie Oberstaatsanwalt Bardo Backert sagt, und es sind viele Frauen, die darauf erkennbar, teils auch identifizierbar sind. Deutlich mehr als die bisher bekannte Zahl von geschädigten Personen. Die Befürchtung, dass die vier Fälle von Vergewaltigung und schwerem Missbrauch, die die Staatsanwaltschaft dem Mann zur Last legt, nur die Spitze des Eisbergs sind, wächst nun auch im Klinikum. Zwei weitere Frauen haben sich dort gemeldet, weil es auch bei Ihnen möglicherweise zu Übergriffen gekommen ist. Zwar hat der Ermittlungsrichter den Verdächtigen zwischenzeitlich verhört, doch über die Hintergründe der Tat hüllt sich die Staatsanwaltschaft in Schweigen. Der 48-Jährige sitzt weiter in Untersuchungshaft.
Vermeintliche Krampfadernstudie
Nach Angaben der Klinikleitung handelte es sich bei dem vermeintlichen Forschungsprojekt, unter dessen Vorwand sich die Frauen einer Untersuchung unterziehen sollten, um eine Krampfadernstudie. In dem Zusammenhang soll der Arzt auch die Deutsche Gesellschaft für Phlebologie als dahinter stehende Institution genannt haben. Nach bisherigen Erkenntnissen existiert eine solche Studie jedoch nicht. Sie ist nirgends angemeldet. Auch im Klinikum wusste niemand davon. Sie war offenbar frei erfunden, um dem Arzt seine Opfer zuzuführen.
Auch dies wurde am Donnerstag bekannt: Einer Medizinstudentin soll der Mann angekündigt haben, ein Kontrastmittel zu spritzen. Tatsächlich habe es sich um ein stark überdosiertes Beruhigungsmittel gehandelt, das die Frau bewusstlos machte.
Geschlechtsverkehr wurde nach den bisherigen Erkenntnissen nicht vollzogen. Dennoch lautet der Tatvorwurf auf Vergewaltigung und Missbrauch.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hat sich der Mann wohl außerhalb des regulären Klinikbetriebs an den Opfern vergriffen, also nach 16 Uhr, wenn die Pflegekräfte das Krankenhaus in der Regel bereits verlassen hatten. So war es möglich, dass die angeblichen Untersuchungen keinen Verdacht aufkommen ließen.
Empfehlung missachtet
Tatort waren die den Chefarztbüros vorgelagerten Ambulanzräume in der dritten Ebene des Klinikums – ein tagsüber stark frequentierter Bereich. Wie der Ärztliche Direktor Georg Pistorius bestätigte, gibt es im Bamberger Krankenhaus die Empfehlung, dass bei Untersuchungen im Intimbereich stets eine dritte Person anwesend sein soll. Dass dies nicht erfolgt sei, war laut Pistorius ein Verstoß gegen arbeitsrechtliche Vorschriften.
Im Bamberger Klinikum herrschte am Tag nach dem Bekanntwerden der Vergewaltigungsvorwürfe ein den schwierigen Umständen entsprechend normaler Betrieb. Eine grundsätzliche Verunsicherung der Patienten sei nicht festzustellen, sagte Klinikleiter Frauenknecht. Nur in einem Fall sei eine Untersuchung im Schlaflabor wegen der Vorfälle abgesagt worden. Bei der vom Krankenhaus eingerichteten Hotline (0951/5030) haben sich bis Donnerstag zehn Personen gemeldet. Über arbeitsrechtliche Konsequenzen für den Arzt will der Stiftungsrat der Sozialstiftung am Freitag entscheiden.
Schockiert zeigte sich über das Ausmaß der Vorwürfe Felix Holland, Personalratsvorsitzender der Sozialstiftung. „Es ist mir unbegreiflich, wie so etwas in unserem Krankenhaus passieren kann“, sagte Holland. Er warnte aber davor, wegen der verwerflichen Tat eines Einzelnen nun über alle Mitarbeiter den Stab zu brechen.
(Sollten Sie die Berichterstattung nicht sehen, bitten wir Sie, für die mobile Ansicht diesem Link zu folgen:
http://scrbliv.me/780720)
Das war aber eine schwere Geburt. Das hätte bereits mit der Festnahme passieren müssen. Für so etwas beraumt man eine "Krisensitzung" ein und die Sache ist nach Darlegung aller staatsanwaltschaftlich untermauerten Fakten innerhalb einer halben Stunde erledigt. Aber in Bamberg .... wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten.
Am Freitag wird über arbeitsrechtliche Schritte beraten ... was gibt es da zu beraten?
Wenn der Chefarzt nicht fristlos gekündigt wird, können sie das Klinikum zumachen.