Kaum ist die neue Tarifgestaltung für die städtischen Freibäder in Bamberg bekannt, regt sich Protest. Grund: Es gibt keine Saisonkarte mehr.
Die bessere Nachricht zuerst: Der Aufsichtsrat der Stadtwerke Bamberg GmbH hat - nach eigenen Angaben - die Weichen für den Fortbestand aller kommunalen Bäder gestellt. Die weniger gute Nachricht: Die Eintrittspreise steigen zum Beginn der Freibadsaison in zwei der drei Bäder. Nicht enorm, aber doch (siehe Tabelle).
Nur in der so genannten Hainbadestelle, also dem von vielen Bambergerinnen und Bambergern heiß geliebten Hainbad, bleibt alles beim Alten. Und auch nur dort wird es heuer noch Saisonkarten geben.
Vielschwimmer die Verlierer
In den anderen Freibädern führt die Bäder Gesellschaft mbH der Stadtwerke eine neue Tarifstruktur ein. Statt Zehner- und Saisonkarten gibt es künftig Karten für einen zeitlich befristeten Aufenthalt von eineinhalb oder drei Stunden, außerdem Tagestickets.
Mit diesem Angebot komme man den vielen Besuchern entgegen, die oft nur kurz zum Schwimmen kommen und dann wieder gehen. Das sagt Stadtwerke-Sprecher Jan Giersberg auf Anfrage.
Vielschwimmer dürften der Saisonkarte nachtrauern, die den Badbesuch zu einem preiswerten Vergnügen gemacht hat: Für nur 82,30 Euro konnte ein Erwachsener in der Vergangenheit vom ersten bis zum letzten Tag der Saison das Stadionbad oder Gaustadter Bad nutzen. Eine vierköpfige Familie zahlte 152,40 Euro pro Saison.
Geht es nach Daniela Reinfelder, der Vorsitzenden des Fördervereis "Freunde des Gaustadter Freibads" und BuB-Stadträtin. dann muss die Saisonkarte wieder her. "Familienfreundlich geht anders" schrieb sie an verschiedene Mitglieder des Stadtwerke-Aufsichtsrats und appelliert an sie, ihre Entscheidung "nochmals ernsthaft zu überdenken".
Sie bricht eine Lanze für alle, die gerne täglich zum Schwimmen gehen. Für solche Stammgäste werde der regelmäßige Badbesuch künftig viel teurer sein.
Glaubt man dem Stadtwerke-Sprecher, dann war die Saisonkarte kein Renner, sondern "ein Nischenprodukt, mit dem wir nicht die Masse unserer Kunden erreichen". 2015 seien etwa 500 im Umlauf gewesen und laut Kassenstatistik durchschnittlich 30 Mal genutzt worden. Er räumt freilich ein: "Verlierer sind die Vielschwimmer."
Stadtwerke zahlten extrem drauf
Durch die Saisonkarte haben angeblich aber auch die Stadtwerke verloren, nämlich Geld. Nicht selten sei eine Jahreskarte von verschiedenen Familienmitgliedern genutzt worden, obwohl sie nicht übertragbar war: "Früh kam die Mutter, nachmittags das Kind, abends der Papa." Durch die "Extremnutzung" einiger sei die Saisonkarte ein "extremes Draufzahl-Geschäft" gewesen.
Reinfelders Vorwurf, nicht mehr familienfreundlich zu sein, weist auch Stadtwerke-Geschäftsführer Klaus Rubach zurück: Mit der Geldwertkarte könnten sich häufige Freibad-Gänger bis zu 20 Prozent Rabatte sichern.
Die neue Tarifgestaltung gewährleistet nach Stadtwerke-Angaben, dass Bamberg sich weiterhin drei Freibäder und das "Bambados" leisten kann - ohne Einschränkungen bei den Saison- und Öffnungszeiten und angesichts weiterer Investitionen.
Der größte Sanierungsbedarf besteht im Hainbad. Der Holzsteg über dem Fluss, aber auch die meisten Hochbauten in der 81 Jahre alten Anlage würden große Mängel aufweisen.
Die Stadtwerke kündigen an, das Sanierungskonzept und die zeitliche Abfolge im Lauf dieser Saison und im "engen Dialog" mit den Hainbad-Besuchern zu erarbeiten. Die Sanierung soll dann 2017 beginnen. Ziel sei es, "den einmaligen Charme" des Hainbads beizubehalten. So jedenfalls wird der Aufsichtsratsvorsitzende, Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD), zitiert.
Das Stadionbad wird noch vor dem Saisonstart an das Blockheizkraftwerk des "Bambados" angeschlossen. Es verfügt dann, zusammen mit der vorhandenen Thermosolaranlage, über eine zweite Möglichkeit, das Wasser zu temperieren.
Saisonbeginn im Hainbad ist am 16. April, sonst am 14. Mai.
Preise für Kombibad
Stadionbad + Bambados Sommerbetrieb:
Erwachsene: 1,5-Stunden-Karte: 2,50 Euro, 3-Stunden-Karte: 3,90 Euro, Tageseintritt: 4,90 Euro
Ermäßigt: 1,5-Stunden-Karte: 1,50 Euro, 3-Stunden-Karte: 2,50 Euro, Tageseintritt: 3,00 Euro
Familie "klein": 1,5-Stunden-Karte: 3,80 Euro, 3-Stunden-Karte: 6,20 Euro, Tageseintritt: 8,10 Euro
Familie "groß": 1,5-Stunden-Karte: 6,20 Euro, 3-Stunden-Karte: 10,00 Euro, Tageseintritt: 13,00 Euro
Preise im Freibad Gaustadt:
Erwachsene: 1,5-Stunden-Karte: 2,20 Euro, 3-Stunden-Karte: 3,20 Euro, Tageseintritt: 4,00 Euro
Ermäßigt: 1,5-Stunden-Karte: 1,20 Euro, 3-Stunden-Karte: 2,00 Euro, Tageseintritt: 2,50 Euro
Familie "klein": 1,5-Stunden-Karte: 3,20 Euro, 3-Stunden-Karte: 5,10 Euro, Tageseintritt: 6,60 Euro
Familie "groß": 1,5-Stunden-Karte: 5,40 Euro, 3-Stunden-Karte: 8,30 Euro, Tageseintritt: 10,60 Euro
Wenn die veröffentlichten Zahlen (500 Saisonkarten, durchschnittlich 30 Eintritte) stimmen,
können die Saisonkarten kein extremes Draufzahlgeschäft sein.
Die Karten kosten 82,30 bzw. 152,40 Euro. Somit kostete ein durchschnittlicher Eintritt 3,91 Euro,
also so viel wie eine 3-Stundenkarte für einen Erwachsenen in diesem Jahr.
Außerdem bringen 500 Saisonkarten durchschnittlich ca. 58 000 Euro in die Kasse der Stadtwerke,
unabhängig vom Wetter und gleich zu Beginn der Schwimmsaison. Um dieses Geld einzunehmen
müssten ca. 15 000 Erwachsene eine 3-Stunden-Karte lösen.
Ein psychologischer Vorteil der Dauerkarte ist auch, dass man immer die Möglichkeit gehabt
hätte, zum Schwimmen zu gehen. Letztlich wurde die Möglichkeit in der Saison zw. Mai
und September aber nicht genutzt. Sonst wären die Zahl der durchschnittlichen Eintritte viel höher gewesen.
Es wäre wünschenswert, dass die Verantwortlichen ihre Entscheidung zum Aus der Saisonkarten
nochmals überdenken würden. Wirtschaftliche Gründe sprechen meiner Meinung nach
für den Erhalt der Saisonkarte in der bisherigen Version.
Liebe Stadtwerke,
wenn Mehrfachnutzung der Saisonkarte möglich ist, ist dies leicht abzuändern. Als Vielschwimmer werden wir abwandern z.B. nach Hallstadt!
Wenn sich die Stadtwerke einer Stadt mit 70000 Einwohnern einen eigenen Pressesprecher nebst Mitarbeitern leisten können sind Einsparungen und Tariferhöhungen eine Farce. Schafft euren behördlichen Wasserkopf ab dann ist genug Geld für die Bürger und eure kleinen Angestellten an.
vielen Dank für die Abschaffung der Saisonkarte. Für so eine Aktion habe ich kein Verständnis. Bis jetzt seid ihr froh gewesen die Dauerkartenbesitzer zu haben und nun werden die eiskalt abserviert. Sportliche Schwimmer und Familien werden sich dafür bedanken.
Das billige Argument der Mehrfachnutzung der Saisonkarte kann spielend mit einem Passbild auf der Karte ausgeschaltet werden. Bei einer Durchführung des neuen Konzepts könnt ihr mich und wahrscheinlich noch mehr Schwimmer und Familien dann als Kunden vergessen. Ich werde dann ins Freibad nach Hallstadt wechseln, der Weg ist auch nicht weiter und günstiger sind die mit den Preisen für die Dauerkarten auch noch. Meinen Stromvertrag mit den Stadtwerken werde ich auch noch überdenken, den von diesen Gewinnen werden ja auch die Bamberger Badeanstalten mitfinanziert. Vielen Dank, liebe Stadtwerke!
Die Bürger machen sich Sorgen über eine mögliche Schließung oder Betriebseinschränkung des Gaustadter Bades. Aber das wird in den Gremien alles nichtöffentlich besprochen und die veröffentlichte Mitteilung der Pressestelle - die diesem Bericht zugrunde liegt - lenkt voll vom Thema ab.