Neue Jobs, neue Firmen: So könnte die Konversion Bamberg beflügeln

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Die Bamberger CSU stellt sich hinter Heribert Trunk (r.) Er sei unstrittig die geeignetste Person für den Vorsitz des Wirtschaftsbeirats. Das Bild zeigt Trunk mit OB Andreas Starke (Mitte) und CSU-Bürgermeister Christian Lange bei der Vorstellung des Technologietransferzentrums vor wenigen Wochen. Foto: Rinklef
Die Bamberger CSU stellt sich hinter Heribert Trunk (r.) Er sei unstrittig die geeignetste Person für den Vorsitz des Wirtschaftsbeirats. Das Bild zeigt Trunk mit OB Andreas Starke (Mitte) und CSU-Bürgermeister Christian Lange bei der Vorstellung des Technologietransferzentrums vor wenigen Wochen.  Foto: Rinklef
Bei einer Pressekonferenz zum geplanten Technologietransferzentrum demonstrierten sie noch Einigkeit (v.l.): Heribert Trunk, OB Andreas Starke (SPD) und Christian Lange (CSU). Doch hinter den Kulissen brodelte es. Foto: Ronald Rinklef
Bei einer Pressekonferenz zum geplanten Technologietransferzentrum demonstrierten sie noch Einigkeit (v.l.): Heribert Trunk, OB Andreas Starke (SPD) und Christian Lange (CSU). Doch hinter den Kulissen brodelte es.  Foto: Ronald Rinklef
 
Lagardekaserne aus der Luft
Lagardekaserne aus der Luft
 

OB Starke (SPD), Bürgermeister Lange (CSU) und IHK-Präsident Trunk stellten Pläne für ein "Technologietransferzentrum" auf dem Gelände der Lagarde-Kaserne vor. Projekte aus der Gesundheitswirtschaft, Denkmalschutz, IT, Tourismus und Kunst sollen Bambergs Zukunft beflügeln.

Seit Monaten streitet man in Bamberg über die Frage, wie der neue Wirtschaftsbeirat besetzt und wer das Beratergremium anführen wird, ob IHK-Präsident und CSU-Favorit Heribert Trunk oder ein Wunschkandidat der SPD, möglicherweise OB Andreas Starke (SPD).

Angesichts so langer Diskussionen über eine Personalie, kann es nicht schaden, dass wenigstens im Praktischen schon einmal der Schulterschluss geprobt wird: Gemeinsam präsentierten Bambergs Oberbürgermeister, Bürgermeister Christian Lange (CSU) und der IHK-Präsident am Montag weitreichende Pläne für die ehemalige Lagardekaserne in Bamberg.

Der Start zu einer neuen Männerfreundschaft zwischen Starke und Trunk wird es wohl nicht. Aber es könnte ein Neuanfang für die Lagardekaserne werden. Zwar gab es bisher schon Ideen, wie man jenem Ende des 19. Jahrhunderts entstandenen und immer noch hoch attraktiven Militärensemble neues Leben einhauchen könnte: zum Beispiel als Kreativzentrum für Kunst und Kultur, als Standort für ein Logistikzentrum der Bereitschaftspolizei oder als neue Heimat der Bamberger Symphoniker, die die Reithalle als Kammermusiksaal nutzen könnten. Doch angesichts der Fläche von 21 Hektar und einer gewaltigen Gebäudemasse mit 56.000 Quadratmetern Nutzfläche scheint es an einem durchschlagenden Gesamtkonzept noch zu fehlen.

Gibt es das jetzt? Christian Lange sprach von einem "großen Wurf" und von "dicken Pflöcken", die Bamberg einschlagen wolle. Heribert Trunk lobte das Projekt als "Riesenchance", und auch OB Starke setzt auf die Schubkraft vieler "wirtschaftlicher Zukunftsfelder". Technologietransferzentrum lautet das Zauberwort, mit dem Stadt, Industrie- und Handelskammer sowie Handwerkskammer für Oberfranken die Millionen des Freistaats nach Bamberg lenken wollen, um hier verborgene Schätze zu heben.

Transferzentren sind Einrichtungen, in denen aus grauen Theorien profitable Produkte werden sollen. Hochschule und Wirtschaft sollen verzahnt, Kompetenzen gebündelt werden, wie es heißt, damit Umsätze, Arbeitsplätze und Gewerbesteuereinnahmen entstehen.

Christian Lange ist zuversichtlich, dass das auf der Fläche der früheren Lagardekaserne gelingen kann. Hört man den Bürgermeister, der lange als Hochschullehrer arbeitete, hat gerade eine geisteswissenschaftlich geprägte Kulturstadt wie Bamberg große Chancen, wenn sie sich auf ihre Stärken besinnt. Fünf vorhandene Fachkompetenzen hat er identifiziert, die Bamberg abseits der Automobilzuliefererindustrie in den nächsten Jahrzehnten beflügeln könnten: Die Gesundheitswirtschaft, die sich seit Jahren als größter Arbeitsplatzmotor erweist, die Denkmalpflege, für die Bamberg über einzigartige Schlüsseltechnologien verfüge, zudem die Kompetenzfelder "digitaler Tourismus", "Digitalisierung in Kunst und Kultur" und "Schule der Zukunft" .


Erfahrung für ganz Bayern

Letzteres ist wenig bekannt, aber hochspannend, meint Lange: "Es gibt kein bayerisches Kompetenzzentrum, das die theoretischen Erkenntnisse modernen Schulbaus von der Architektur über Beleuchtungskonzepte bis hin zur Inklusion mit der Praxis verbindet", sagte Lange. Von einer Stadt mit Sitz des weltweit bedeutenden das Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe, mit einer einmaligen Schullandschaft und einem Lehrerbildungszentrum könne man wichtige Erkenntnisse und Erfahrungen für Kommunen in ganz Bayern nutzbar machen.

Wie drängend die Fragen der Konversion sind, verdeutlichte der Oberbürgermeister. So wird Bamberg nach dem gegenwärtigen Zeitplan in weniger als drei Monaten Eigentümerin des kompletten 160 Hektar großen früheren US-Geländes werden. Auch für die Vorabübernahme von zwölf Gebäuden der Pines-Housing-Area in wenigen Tagen stünden die Zeichen auf grün. Zum 1. Februar sollen laut OB 45 Einheiten auf den Bamberger Mietwohnungsmarkt kommen. Zielkorridor: Fünf bis sechs Euro pro Quadratmeter.

Konzeptionell setzt auch Starke auf Vielfalt: "Wie kriegen wir die vielen Ideen für die Lagardekaserne so unter ein Dach, dass etwas Gutes entsteht?", beschreibt er den Charme eines Transferzentrums. Besonders reizvoll erscheint ihm das Ziel, das "Medical Valley" von Erlangen über Forchheim bis nach Bamberg auszudehnen. Eine Machbarkeitsstudie werde darüber in Kürze vorliegen.

Die Bereitschaft der Bamberger, für die Lagarde-Kaserne alles auf den Prüfstand zu stellen, ist offensichtlich. Doch wie steht es um die Finanzierung eines solchen Millionenprojektes? Da ist Heribert Trunk guter Dinge. Aus seiner Erfahrung bei der Entwicklung vergleichbarer Modellprojekte in anderen Regionen Oberfrankens habe er die Erfahrung gemacht, dass sich der Freistaat nicht verweigert, "wenn es um sinnvolle Projekte von Wirtschaft und Wissenschaft geht". Ein fünfgliedriges Technologietransferzentrum erfüllt diese Anforderungen nach seiner Meinung in geradezu idealtypischer Weise. "Wenn das Konzept steht, müssen wir halt nach München pilgern."