Nazischmierereien in Bamberg: Zusammenhang mit Demo?

1 Min
Ein Teil der rechten Schmierereien am "Balthasar" Mehrzweckraum in Bamberg. Foto: Asta Bamberg
Ein Teil der rechten Schmierereien am "Balthasar" Mehrzweckraum in Bamberg. Foto: Asta Bamberg

Am Wochenende haben Unbekannte den studentischen Veranstaltungsraum "Balthasar" mit rechtsradikalen Parolen verschmiert und eine Tür eingetreten. Auch ein Drohbrief liegt vor. Laut Polizei könnte der Vorfall im Zusammenhang mit der Demonstration am 25. Oktober in Bamberg stehen, die Neonazis organisiert hatten.

Die Schmierereien haben sie noch am selben Tag abgewaschen. "Am Morgen war die Spurensicherung da, am Nachmittag hatten wir die Rollos schon sauber", sagt Sophia Lösche. Sie ist Vorstandsmitglied des Vereins "Allgemeiner StudentInnen Ausschuss", kurz "Asta" Bamberg.

Der "Asta" sieht sich als Förderverein studentischer Institutionen und hat den Mehrzweckraum "Balthasar" angemietet. Eben dieser wurde am Wochenende mit Hakenkreuzen und einer schwarz-weiß-roten Flagge besprüht, zudem schlugen Unbekannte die Glastür ein. Schaden: rund 2000 Euro.

Drohbrief entdeckt

Als die Polizei vor Ort war, fanden Beamte auch einen Drohbrief. "Über den Inhalt geben wir aus ermittlungstaktischen Gründen keine Auskunft", sagt Jürgen Stadter, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken, auf Anfrage.


Sein Kollege Alexander Czech erläutert, dass man in Bamberg nicht von einer Häufung politisch motivierter Kriminalität sprechen könne. Die rechtsextremen Vorfälle seien eher als "Nachwehen" der Demonstration am 25. Oktober zu sehen. Neonazis hatten zu einem als "Asylmissbrauch"-Demo getarnten Aufmarsch aufgerufen. Den rund 180 Neonazis standen schließlich über 1000 demokratische Gegendemonstranten gegenüber (wir berichteten).

Wenige Tage später, am 29. Oktober, kam es in einer bei jungen Leuten beliebten Wirtschaft in der Innenstadt zu "einer verbalen Streitigkeit um Plätze am Tisch zwischen politisch links und rechts orientierten Gruppen", wie Czech sagt. Aus Sicht der Polizei habe es sich um eine Kleinigkeit gehandelt, Straftaten seien keine geschehen.
Auffälliger war der "Auftritt" zweier Nazis bei der Mensaparty in der Innenstadt einen Tag später. Die 23 und 19 Jahre alten Männer stellten ihre rechte Gesinnung durch Parolen und eine Hakenkreuz-Tätowierung zur Schau. Als sie versuchten, einen 21-jährigen Bamberger ins Gesicht zu schlagen, bekamen sie eine Ladung Pfefferspray in die Augen.

Verein lässt sich nicht einschüchtern

Den Anschlag auf das "Balthasar" verurteilt jedenfalls auch die Universität Bamberg scharf, wie es in einer Mitteilung heißt. Über die Gründe für die Schmierereien macht man sich beim "Asta" Gedanken. "Vielleicht, weil wir die Gegendemo mitorganisiert haben?", fragt Sophia Lösche. Einschüchtern lasse sich der Verein jedenfalls nicht.

Kommende Woche soll es ein Gespräch mit Michael Ullrich, Geschäftsführer des Studentenwerks Würzburg, geben. Das Studentenwerk ist Eigentümer des "Balthasar" und stellt es dem "Asta" kostenlos zur Verfügung. Ullrich möchte herausfinden, "was gelaufen ist und wie wir weiter vorgehen. Das soll ein Raum für Kultur sein. Ich möchte da nichts politisch Aktives drin haben". Die Zukunft des "Balthasar" sieht er jedoch nicht gefährdet, er wolle allerdings "solche Vorfälle" vermeiden. Bereits 2011 hatten Unbekannte neonazistische Aufkleber hinterlassen und schwarze Farbe gegen die Fassade gekippt.

Bis heute wurden laut Polizeisprecher Stadter noch keine Tatverdächtigen ermittelt. Auch zu den Schmierereien am Wochenende sucht die Kriminalpolizei Zeugen. Sie mögen sich unter der Nummer 0951/9129491 melden.