Nachbarn nutzen jetzt Gärtnerfläche in Bamberg

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Zwischen Heiliggrabstraße und Ludwigstraße entsteht der "Nachbarschaftsgarten" in Bamberg. Foto: Sebastian Martin
Zwischen Heiliggrabstraße und Ludwigstraße entsteht der "Nachbarschaftsgarten" in Bamberg.  Foto: Sebastian Martin
Heike Kettner von der BN-Projektwerkstatt mit Katharina Düsel, Hannah Richter und Albert Fresz (von links) am Feld in der Heiliggrabstraße. Foto: Sebastian Martin
Heike Kettner von der BN-Projektwerkstatt mit Katharina Düsel, Hannah Richter und Albert Fresz (von links) am  Feld in der Heiliggrabstraße. Foto: Sebastian Martin
 

Die Zahl der Selbsterntegärten in Bamberg wächst weiter. Jetzt gibt es den ersten "Nachbarschaftsgarten" mitten in der Stadt. Alte Gärtnerflächen könnten so künftig nachhaltig weitergenutzt werden.

Langsam bricht der Boden hinter dem brummenden Traktor auf - aus der brach liegenden Gärtnerfläche, die noch einer Wiese gleicht, wird so Stück für Stück wieder ein Acker, auf dem bald schon Salat, Tomaten, Karotten oder Kartoffeln gedeihen sollen. Langsam zieht der Trecker mit der Fräse zwischen Heiliggrab- und Ludwigstraße und parallel zu den Häuserfronten der Klosterstraße seine Bahnen. Und Katharina Düsel stehen vor Freude ein wenig die Tränen in den Augen - angesichts der Wiederbelebung. "Es ist schließlich Gärtnerland", sagt sie.

Die 82-jährige ehemalige Gärtnerin hat neben dem Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF) ermöglicht, dass der erste "Nachbarschaftsgarten" oder "Gärtnerstadt-Gemeinschaftsgarten" der Projektwerkstatt des Bundes Naturschutz (BN) mitten in Bamberg entstehen kann. Denn die Zuwegung zum Feld, das dem SKF gehört, erfolgt vor allem über das Grundstück von Düsel. Dort, wo früher drei Treibhäuser für die Anzucht der Gärtnerei ihres bereits verstorbenen Mannes Rudolf standen. Die Bewässerungsanlage ist noch vorhanden. Nur schon lange nicht mehr in Gebrauch.

Das soll sich ab diesem Frühjahr ändern. Am Freitag, 13. März, treffen sich erstmals die rund 60 bis 80 "Nachbarschaftsgärtner", Anfang April soll es die erste Pflanzaktion geben, erzählt Heike Kettner, die den Garten mit Christian Luplow von der BN-Projektwerkstatt betreut. Fachkundig soll dabei auch wieder Willi Schubert, ehemaliger Leiter des Versuchsbetriebs für ökologischen Gemüseanbau an der Galgenfuhr, zur Seite stehen. Der Nachbarschaftsgarten ähnelt somit den anderen Selbsterntegarten-Projekten in der Nord- und Südflur der Transition-Gruppe, die nun schon seit 2016 beziehungsweise vergangenem Jahr bestehen. Und sich großer Beliebtheit erfreuen.

Transition will unter anderem mit solchen Urban-Gardening-Projekten einen Wandel in Bamberg "hin zu einer solidarischen, nachhaltigen und lebenswerten Gesellschaft aktiv mitgestalten."

Um brachliegende Flächen zu sichern und Gärtner mit der Pacht zu unterstützen, was Ziel der Urban-Gardening-Projekte ist, hat sich Anfang dieses Jahres die Gärtnerland Bamberg GmbH & Co. KG gegründet. Die Gesellschaft hat den Gärtnerstadt-Gemeinschaftsgarten auf zehn Jahre beim SKF gepachtet.

"Was bei diesem Garten anders ist: Fast alle Leute kommen aus der direkten Nachbarschaft", erklärt Heike Kettner die Idee hinter dem ersten Projekt in der Innenstadt. Auch Hannah Richter hat künftig einen kurzen Weg zum Garten. Sie wohnt mit ihrer Familie in der Mittelstraße. "Ich finde es schön, das gemeinschaftlich zu machen", begründet die 32 Jahre alte Ärztin in Ausbildung den Reiz des Gärtnerns auf dem benachbarten Feld. Sie will jetzt eine von 20 Parzellen mit ihrem Mann und ihrer begeisterten achtjährigen Tochter zusammen mit anderen Familien beackern und so eigenes Gemüse ernten.

Teile des gut 1000 Quadratmeter großen Felds sollen auch für das Bildungsprojekt des Bundes Naturschutz genutzt werden, mittelfristig wird dann ein offener Lern- und Bildungsort entstehen. Auch der SKF kann das Feld künftig pädagogisch nutzen.

Die Zahl der Selbsterntegärten wächst darüber hinaus weiter: Nur wenige Meter Luftlinie vom Nachbarschaftsgarten entfernt, baut eine "Welterbegarten-Gruppe" in der Heiliggrabstraße neben der Hofstadtgärtnerei im kleinen Kreis von fünf bis sechs Leuten ein ökologisches Experimentierfeld auf. Mitglied Albert Fresz will dort unter anderem den Gemüseanbau in der kalten Jahreszeit testen. "Ich möchte auch im Winter frisches Bio-Gemüse ernten und genießen." Außerdem wird auch in der Nordflur ein weiterer "Punk"-Selbsterntegarten mit zehn Parzellen entstehen.

Austausch über Projekte

Damit der Austausch über die Projekte nicht zu kurz kommt, findet jeden letzten Samstag im Monat ab 14 Uhr ein "Gardening-Café" in der Kulturgärtnerei (Färbergasse 28) statt. So auch am 28. März, dabei wird sicher auch über den neuen Nachbarschaftsgarten geredet. Dort soll es am letzten Samstag im Juni dann auch einen Tag des offenen Gartentores geben.

Katharina Düsel jedenfalls freut sich: "Ich bin froh, dass hier wieder was wachsen soll."