Viele nutzten die Chance, die "Muna" zu besichtigen. Es zeigte sich: Das militärische Erbe ist allgegenwärtig, die Natur aber auch. Mit Kommentar.
Wald oder Gewerbepark? Oder vielleicht doch beides? Das ist eine Frage, die Bamberg im zu Ende gehenden Jahr 2018 wie keine andere zu bewegen scheint. Abzulesen war das am Dienstagvormittag am Ende der Gutenbergstraße. Dort, am Beginn eines Bamberger Niemandslandes, standen die Menschen an einem regnerischen Tag Schlange, um sich selbst einen Eindruck über jenes Sperrgebiet zu verschaffen, über das seit Wochen mit zunehmender Heftigkeit debattiert wird.
Die Stadt hatte zu einem geführten Rundgang durch die Munitionsanstalt eingeladen, um Einblicke zu geben, aber auch, um vor Ort für ihr Ratsbegehren zu werben - den "besten Kompromiss zwischen Ökologie und Ökonomie", wie Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) erklärte. Das Stadtoberhaupt ist überzeugt: "Die Entwicklung der Muna ist eine Jahrhundertchance für Bamberg. Wir haben zu wenig Reserveflächen für Gewerbe." Es gebe konkrete Nachfragen für 70 Hektar.
Haftungsfreistellung unterzeichnet
Eine Kleinigkeit war es nicht, die Tore der eingezäunten Muna erstmals für eine größere Öffentlichkeit aufzusperren. Weil die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben als Eigentümer in der Verantwortung steht, mussten alle Teilnehmer eine Haftungsfreistellungserklärung unterschreiben. Viele machten den Papierkrieg bereitwillig mit. Sie fanden das Thema zu wichtig, um die Augen zu verschließen oder leichtfertig eine Entscheidung zu treffen: "Wir können nicht von den Amazonas-Staaten erwarten, ihren Wald zu schonen, wenn wir hier dem Primat der Wirtschaft alles unterordnen", beschrieb etwa Ekkehard Arnetzl sein Eintreten für den Erhalt der Muna.
Auch Helmut Siegler, der im Bamberger Osten wohnt, zeigte sich skeptisch über den geplanten Umfang der Eingriffe. Doch im Laufe des Rundgangs ließ er sich überzeugen, dass das Ratsbegehren vielleicht doch nicht den brutalen Kahlschlag bedeutet, den viele in ihm sehen: "Ich bin überrascht, wie viel von dem Gelände am Ende unberührt bleibt und für die Öffentlichkeit zugänglich wird. "
Der Gang über raschelndes Eichenlaub in das seit Beginn des 20. Jahrhunderts abgeschirmte 140 Hektar große Gelände war ein Exkurs durch die jüngere Militärgeschichte Bambergs. An vielen der annähernd 100 Bunker ging es vorbei, an verfallenden Produktionsstätten und zugewucherten Gleisanlagen. Hier schufteten in der NS-Zeit bis zu 400 Zwangsarbeiter. Millionen von Granaten wurden zusammengeschraubt, gelagert und verladen.
Stück Bamberg im Dornröschenschlaf
Heute ist auf dem Gelände zwischen alter Heizanlage, Tanklager und Panzerverladestation Ruhe eingekehrt, sieht man vom Lärmen der nicht weit entfernt gelegenen Autobahn ab. Das Muna-Gelände fiel endgültig in den Dornröschenschlaf, als die Amerikaner 2014 aus Bamberg abgezogen sind. Natur hat das Gelände überwuchert. Moos bedeckt Asphaltwege und viele Gleise. Auf und zwischen den Bunkern wachst respektabler Wald, nicht nur die im Stadtrat genannten Kiefernstecken.
Rund 40 Prozent der Bäume auf dem Muna-Gelände sind Laubhölzer, sagt ein Vertreter des Bundesforstes. Teilweise finden sich stattliche Eichenexemplare darunter, Reste des alten Hauptsmoorwaldes, an dessen westlichem Rand Anfang des Ersten Weltkriegs die Muna für die Kriegsproduktion hineingerodet worden war.
"Es gebe konkrete Nachfrage für 70 Hektar"
Ach, wieso werden dann aber nicht mal Ross und Reiter genannt von den Unternehmen, die angeblich Schlange stehen und so viel Fläche benötigen?
Zum Vergleich: Der Brose-Standort in der Breitenau hat eine bebaute Gebäudefläche (also exklusive Parkplatz, sondern nur die Gebäude) von nicht einmal EINEM Hektar! Selbst mit Parkplätzen etc. sind es (laut einer schnellen Messung im Bayernatlas) nur etwa 4 Hektar.
70 Hektar sind fast das 20-fache davon. Das würde bedeuten, dass derzeit eine angeblich konkrete Nachfrage nach einem fast 20-fachen (!!!) der Brose-Ansiedlung besteht.
Merkwürdig dann, dass sich dann keines der Unternehmen, die ja angeblich so dringend Gewerbeflächen benötigen, schon vor der Brose-Ansiedlung die Fläche in der Breitenau gesichert hat...
Warum wird eigentlich nicht der jetzige Besitzer verpflichtet das Gelände von Militärschäden und Umweltschäden freizustellen, bevor die Stadt überhaupt Geld für Planungen, Bürgerbegehren und ähnliche Aktionen in die Hand nimmt. Soll die Stadt Bamberg das Gelände sanieren, bevor es Industrieansiedlungen geben kann, oder ein Naherholungsgebiet umgesetzt werden kann? Von welchem Geld soll das gemacht werden? Da wörecwohl Wohnungsbau etwas dringender?