Riesiger Erdaushub, neue Brückenbauwerke, das Abtragen von hinderlichen Hügeln, die Verlegung des Mains, neue Gleiskörper - zwischen Breitengüßbach und Ebensfeld entsteht Deutschlands größte Bahn-Baustelle.
Es handelt sich um ein gigantisches Projekt - allein schon was Umfang und Kosten angeht - das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit 8, kurz VDE 8. Die Vision, die dahinter steckt: Eine Schnellzugverbindung mit kontinentalem Anspruch, die Europas Süden mit dem Norden verbindet. Sizilien mit Skandinavien. Eine Verbindung, die auf ihrem Weg von Süd nach Nord mitten durch Franken führen wird, in Teilen bereits führt. Und die für Großbaustellen sorgt, die die Region ebenfalls noch nicht gesehen hat.
Was soll der milliardenschwere Aufwand? Letztlich geht es um Geschwindigkeit. Und darum, Güter zwischen Palermo und Stockholm zügig und sicher transportieren zu können. Bleiben wir bei der Reisezeit, zum Beispiel der zwischen München und Berlin. Da will die Bahn künftig mit anderen Verkehrsmitteln wie Auto und Flugzeug konkurrieren können. Was bislang eher schwierig war, weil die Bahn mit ihren "Schnellzügen" vor Baubeginn der ICE-Trasse für die Strecke zwischen der bayerischen Landeshauptstadt und Berlin circa sieben Stunden und zehn Minuten benötigte. Mit Inbetriebnahme der ersten Teilstrecke zwischen München und Nürnberg ging's schon zügiger voran.
Kürzere Fahrzeit
Die Fahrzeit reduzierte sich auf sechs Stunden. Verglichen mit der Fahrzeit von Innenstadt zu Innenstadt konnte die Bahn immerhin schon mit dem Auto mithalten. Wenn die Neubaustrecke des ICE 2017 aus Erfurt kommend Ebensfeld erreicht haben wird, gleichzeitig die Bestandsstrecke zwischen Ebensfeld und Fürth ertüchtigt ist, soll die Fahrzeit ab 2018 zwischen München und Berlin auf circa vier Stunden reduziert werden. Damit wäre man im Vergleich nahezu so schnell wie der Flieger.
In den drei Jahren bis dahin werden auf besagter Bestandsstrecke zwischen Ebensfeld und Fürth allerdings noch einige Baustellen eingerichtet werden. Da wird es nicht schneller, sondern für die betroffenen Verkehrsteilnehmer vor Ort erst einmal langsamer vorangehen. Und auch beschwerlicher.
Im Teilabschnitt VDE 8.1., hier handelt es sich um die Bestandsstrecke zwischen Fürth und Ebensfeld, wird im Raum Erlangen/Eltersdorf bereits kräftig gearbeitet. In Oberfranken starten die Bauarbeiten an der Bestandsstrecke ab 11. Januar 2016. Dann wird die Bahnstrecke zwischen Bad Staffelstein und Hallstadt bei Bamberg bis 4. September des gleichen Jahres vollständig gesperrt.
Wobei man, wie der zuständige ICE-Projektleiter der Bahn, Olaf Drescher mit Blick auf die Totalsperrung erklärte, "niemand verkehrlich in ein schwarzes Loch fallen lassen will." Mit Hilfe eines ausgeklügelten Schienenersatzverkehrs sollen in der Zeit der Sperre insbesondere Berufspendler, die aus dem Lichtenfelser und Coburger Raum Richtung Bamberg und Erlangen fahren müssen, ihren Arbeitsplatz ohne allzu große zeitliche Verzögerung erreichen. Die Verantwortlichen rechnen jedoch auch mit einer sperrebedingten Zunahme des Individualverkehrs.
Betroffen sind neben der Schiene damit auch Autobahnen, Bundes-, Staats- und Kreisstraßen im Raum Zapfendorf/Breitengüßbach. Weshalb die Region um Scheßlitz infolge des Ausweichverkehrs zwischen der A 73 bei Zapfendorf und der der A 70 ebenfalls betroffen sein wird.
Astronomisch hohe Kosten
Noch kurz ein Wort zu den Kosten: Die sind geradezu astronomisch hoch. Allein der Ausbau zwischen München und Berlin verschlingt offiziell insgesamt 10 Milliarden Euro. Zu lesen war aber auch schon, dass es wohl 13 Milliarden werden können.
Kritiker des Projekts sagen: zu teuer. Für die Befürworter sind auch die hohen Kosten kein Thema. Nicht zuletzt deshalb, weil die Schnellbahntrasse eine europäische Dimension hat. Der alte Kontinent, die Menschen im Norden und Süden, sie rücken näher zusammen.
Ein Ergebnis, das dauerhaft sein wird. Anders als die Schienen- und Straßensperrungen, Umleitungen und vorhersehbaren Staus infolge der Großbaustelle zwischen Ebensfeld und Breitengüßbach. Die halten den Verkehr hoffentlich nur vorübergehend auf.
Und was hat die fränkisch Provinz davon ? Wenig.
Und: München-Berlin wäre über Regensburg-Hof viel billiger geworden!!!