Die Smartphone-Applikation "ExpoNat" für den Bamberger Vogelsaal hat Premiere. Sie lotst die Besucher mittels kleiner Sender durch die Ausstellung.
Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal hat das erste Wort: Als Gründer des Naturalienkabinetts in der Fleischstraße, das 1791 als Lehreinrichtung der Universität entstanden ist, darf er natürlich die neueste Errungenschaft für "seinen" Vogelsaal im heutigen Naturkundemuseum vorstellen: die Smartphone-App "ExpoNat".
Auch wenn sich der Fürstbischof vor 225 Jahren die technischen Errungenschaften des 20. und 21. Jahrhunderts nicht in kühnsten Träumen hätte vorstellen können: Stolz wäre er doch auf das, was ab dem morgigen Dienstag an Wissenswertem über und aus dem historischen Ausstellungssaal zu erfahren ist - und zwar überall auf der Welt. Und deshalb darf er für "ExpoNat" auch das Vorwort sprechen.
Mit "Emil Küster" um die Welt
Mit dem Smartphone in der Hand (oder dem Tabletcomputer, den man an der Kasse ausleihen kann) können die Besucher nun sehr viel tiefer in die Geheimnisse des klassizistischen Vogelsaals eintauchen, als das bisher möglich war. Aus Gründen des Denkmalschutzes dürfen keine großen Informationstafeln aufgestellt werden. Bisher war man also mit den 2200 Tierpräparaten und vielen Fragen ziemlich allein gelassen.
Die App "ExpoNat" wird das ändern. Wie, das zeigte Museumsdirektor Matthias Mäuser bei einer ersten Präsentation für unsere Zeitung am Beispiel des Paradiesvogels, den man als Präparat in der Vitrine gleich links vom Eingang besichtigen kann. Mit dem Vogelforscher "Emil Küster" geht es auf dem Bildschirm auf eine virtuelle Flugreise nach Neuguinea, wo diese Vögel leben. Es werden Besonderheiten und Lebensraum erläutert, es gibt ein Video zum Balzverhalten, es ist ein Ausschnitt aus einem Buch von 1555 zu sehen, in dem die Vögel erstmals beschrieben wurden.
Ganze Vögel als Hutschmuck
Besonders kurios und aus dem heutigen Blickwinkel erschreckend ist das Bild von Damen, die ausgestopfte Paradiesvögel als Hutschmuck tragen. Diese mehr als zweifelhafte Mode war der Anlass für die Gründung der ersten Naturschutzorganisation überhaupt - weiß Matthias Mäuser und wird in Zukunft auch der Besucher wissen, wenn er sich der App bedient. Neben der Führung durch die Welt der Vögel - erfasst sind bisher zehn Arten auf allen Kontinenten - gibt es weitere Kapitel, die man sich ansehen kann, zum Beispiel die Geschichte des Saales, die Geschichte der Sammlungen und eine Rätselführung mit dem Raben Rudi.
Die "ExpoNat"-App, die dank der Beacon-Technologie (siehe Infokasten) immer weiß, vor welchem Ausstellungsstück der Besucher sich gerade aufhält und ihn in Bild und Ton entsprechend informiert, hat im Bamberger Naturkundemuseum ihre Premiere, worauf der Museumsleiter sehr stolz ist. In Zukunft soll sie auch in allen anderen naturkundlichen Museen Bayerns zum Einsatz kommen, so die Absicht des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst. Ziel ist das "Naturkunde-Netz Bayern".
Englische Version kommt noch
Die technische Plattform basiert auf vorhandenen Apps, die es schon für das Limes -, das Jean-Paul- und das Egerland-Museum gibt. Die gut sechsstellige Summe für die Weiterentwicklung zur "ExpoNat" - der Name wurde übrigens im Bamberger Museum kreiert - teilen sich die Landesstelle für die Nichtstaatlichen Museen und der Sparkassensektor. Die Programmierung und Verortung der Inhalte belaufen sich auf rund 50 000 Euro,
wobei neben einem Eigenanteil der Lyzeumstiftung
Bamberg, die Eigentümerin des Museums ist, vor allem die Oberfrankenstiftung, dann auch die Sparkasse Bamberg und die Stadt Bamberg aufgekommen sind.
Im Laufe dieses Jahres soll die englische Version verfügbar sein, wovon sich Mäuser einen weiteren Anstieg der Besucherzahlen verspricht.