Eine Probeabstimmung in der Sitzung der CSU-Fraktion am Montagabend zeigte, dass die Christsozialen in Bamberg hinter dem Wirtschaftsführer Heribert Trunk stehen. Die Entscheidung fiel einstimmig aus, freut sich Fraktionschef Helmut Müller, wenn auch nicht ohne kritische Anmerkungen.
Aufatmen in der Bamberger CSU-Fraktion: Die von manchen befürchtete Spaltung in der Personalie IHK-Präsident Heribert Trunk ist nicht eingetreten. Eine Probeabstimmung in der Sitzung der Bamberger CSU-Fraktion am Montagabend ergab ein klares Bild für den Wirtschaftsführer, der nach dem Vorschlag der Union in Bamberg Chef des neuen Wirtschaftsbeirats der Stadt Bamberg werden soll. Laut Fraktionschef Helmut Müller stimmten alle elf CSU-Stadträte für Trunk, "drei allerdings mit der Faust in der Hosentasche", wie Müller einräumte.
Was sich hinter dieser Formulierung verbirgt, ließ er offen. Doch es ist bekannt, dass Trunk auch in der CSU-Fraktion nicht nur Freunde hat. Müller selbst hatte sich im Gespräch mit dem FT kritisch zur Person des IHK-Präsidenten geäußert, auch wenn er diese Darstellung am Montag öffentlich dementieren ließ.
Das Votum zeigt, dass die persönlichen Einschätzungen hinter der Parteiraison zurückstehen. In einer am Dienstag veröffentlichten Pressemitteilung heißt es, dass IHK-Präsident Heribert Trunk unstrittig die geeignetste Person für das Amt des Vorsitzenden dieses Gremiums sei. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Gerhard Seitz wird mit dem Satz zitiert, er, Trunk, habe die höchste Fach- und Sachkompetenz und niemand könne im Übrigen erwarten, dass ein IHK-Präsident, der für ganz Oberfranken Verantwortung trage, nur Bamberg bevorzuge.
Damit reagiert die CSU auf Vorwürfe von SPD und Bürger-Block, Trunk habe für das digitale Gründerzentrum in Hof stark gemacht. Diese Darstellung hat Trunk mittlerweile dadurch erläutert, dass das Konzept aus Hof schon im Mai vorlag, während sich Bamberg erst deutlich später interessiert gezeigt habe. Außerdem plädiert Trunk für ein so genanntes Transfertechnologiezentrum in Bamberg - aus seiner Sicht ein Projekt, das die Stadt weit mehr voranbringen würde.
Nach dem eindeutigen Votum in der Fraktionssitzung sieht die CSU keinen Grund mehr, die Mitte Dezember geplante Wahl des Wirtschaftsbeirats zu vertagen, wie es Müller noch am Donnerstag ins Auge gefasst hatte. Auch vom Abstimmungsverhalten anderer Fraktionen will sich die CSU dabei nicht leiten lassen. Hintergrund: Die Stimmen der CSU und der Freien Wähler reichen wohl nicht für eine Mehrheit des CSU-Favoriten gegen SPD und andere aus.
Vor allem der Bamberger Bürger-Block, der bis zuletzt noch Trunks Bewerbung befürwortet hatte, kann nach dem Besuch der Bamberger Delegation bei Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) nicht mehr zu den Unterstützern gezählt werden. Im Gespräch mit dieser Redaktion bestätigte Fraktionschef Norbert Tscherner den Gesinnungswandel: "Wir werden Trunk nicht wählen. Dazu stehen wir."
Schon mehrfach ist in der Debatte von verschiedenen Seiten angemahnt worden, erst einmal die Aufgaben und Kompetenzen eines Wirtschaftsbeirats zu definieren, bevor über Personen und Berufungsmodalitäten gesprochen wird. Doch all diese Appelle sind bislang wirkungslos verhallt.
Ein rein nach (partei)politischem Proporz zusammengesetztes, ggf. aufgeblähtes „Labergremium“ hätte keinerlei Existenzberechtigung. Gleiches gilt aber auch für ein wenig demokratisch zusammengesetztes Lobbyorgan der Wirtschaft. Schließlich hat diese bereits mehr als genug Interessenverbände in Stellung gebracht. Arbeitnehmerinteressen, soziale Belange und ökologische Notwendigkeiten dürften weitgehend unter die Räder geraten.
Man sollte das Pferd daher zunächst satteln und (von der richtigen Seite her) aufzäumen, bevor man den Ritt wagt.