Der belgische Schmusesänger Milow ist ein sympathischer Entertainer und Mädchenschwarm. Seine Lieder schwimmen im breiten Strom des Massengeschmacks. Das bewies er auch bei seinem Konzert in Bamberg.
Eines ist seit Mittwochabend sicher: Sobald er einen Hund bekommt, wird der Bamberg heißen, und in 20 Jahren will er Superstar sein und die Konzerte mit einstündiger Verspätung beginnen. In der Brose-Arena ging's aber (fast) pünktlich los: Mädchenschwarm Milow gastierte zum zweiten Mal in Bamberg und stellte sein neues Album "Silver linings" vor. Aber bis zum Superstar wird's noch etwas dauern, in der Domstadt war die Halle nicht einmal halbvoll. Die Frauenquote wurde dabei weit überschritten.
Der nette Belgier von nebenan kehrte bei seinem Auftritt mehr den Liedermacher denn den Rocker hervor. Akustische Gitarren bestimmten den (perfekten) Sound.
Filigranes Fingerpicking trieb die Ohrwürmer voran. Milow-Songs gehören zu den beliebtesten Liedern bei Musikredakteuren der Mainstream-Radiosender. Easy listening. Eingängige Lieder, die schon öfter die Charts stürmten.
Eine Mischung aus Anleihen bei Cat Stevens und Ralph McTell und die Inspiration durch Paul Simons "Graceland-Album" wurden schon gar nicht mehr kaschiert.
Stimmung bleibt am Brodeln Von den Hits ließ Milow in Bamberg keinen aus, setzte sie aber sorgsam dosiert im Verlauf des fast zweistündigen Konzerts ein, wodurch die Stimmung am Brodeln gehalten wurde und auch die "Little in the middle" ihren Hüftschwung beibehielt.
Dazwischen plauderte der 33-Jährige, der mit bürgerlichem Namen Jonathan Vandenbroeck heißt, aus dem Nähkästchen über europäische Königshäuser, erinnerte sich dabei an seinen Auftritt auf dem Coburger Schlossplatz und seinen Verwandtschaftsgrad zu denen von Gotha und Sachsen.
Ein charmanter Entertainer.
Er witzelte über sich selbst (der Glatzkopf dankte seinem Friseur) und seine Deutschkenntnisse: In Belgien sei Deutsch die dritte Sprache, aber er könne nur noch: "Wann kommt der Bus? In fünf Minuten." Deswegen habe er in Deutschland bislang noch in jeder Stadt den Bus verpasst, schob er auf Englisch nach.
Ein sympathischer Zug: Er widmete auch ein paar freundliche Worte seiner "Vorband", dem Hamburger Sänger Georg auf Lieder, und spielte sogar einen seiner Songs nach. Das macht sonst kaum ein Künstler. "We must be crazy", lautet ja ein Erfolgsrezept des Belgiers. Die Band ergänzte den Singer und Songwriter nahezu perfekt. Einzig die Lightshow machte etwas stutzig. Wer zwei Tage zuvor ein Peter-Gabriel-Konzert erlebt hatte, glaubte eine improvisierte Hinterzimmer-Beleuchtung vor sich zu haben, wenig inspiriert und mitunter auch deplatziert.
Wenn sich ein Lichtkegel auf einen Punkt konzentriert, sollte dort auch der Künstler stehen. Das tat er aber in diesem Falle nicht. Vielleicht wollten Milow und sein ebenso wenig behaarter Gitarrist Tom auch nur unglücklichen Reflexionen auf dem Kopf entgehen.