Michelin-Reifen aus Hallstadt werden immer größer

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Michelin-Mitarbeiter Roland Schmahl prüft die Qualität eines fertigen Sommer-Reifens. Foto: Michael Gründel
Michelin-Mitarbeiter Roland Schmahl prüft die Qualität eines fertigen Sommer-Reifens. Foto: Michael Gründel
Drei Größen von Pkw-Reifen, die bei Michelin in Hallstadt ab 2014 nebeneinander produziert werden: 16-, 17- und 18-Zoll.
Drei Größen von Pkw-Reifen, die bei Michelin in Hallstadt ab 2014 nebeneinander produziert werden: 16-, 17- und 18-Zoll.
 
Alle Fotos: Michael Gründel
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Werk-Direktor Jens Abromeit Foto: Michael Gründel
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Jahrelang produzierte Michelin in Hallstadt ausschließlich 16-Zoll-Autoreifen. Inzwischen gibt es im fränkischen Werk auch 17-Zoll-Exemplare, und Anfang 2014 beginnt schon die 18-Zoll-Fertigung. Der Markt hat sich gewandelt.

Mit 14 Zoll fing es an. Damals, als der erste Reifen das Michelin-Werk in Hallstadt bei Bamberg verließ, war dies die Standard-Größe für einen Pkw-Reifen. Mehr als 42 Jahre sind seitdem vergangen. Immer noch werden in Hallstadt, einem von fünf deutschen Werken des französischen Reifenherstellers, ausschließlich Pkw-Reifen produziert. Nur die Größe hat sich geändert.

"Es ist ein Trend. Die Entwicklung geht schrittweise zu größeren Reifen", berichtet Jens Abromeit, seit Ende 2007 Direktor des Hallstadter Werkes. Die vergangenen Jahre drehte sich hier alles um den 16-Zoll-Reifen. Seit Herbst geht es nun auch eine Nummer größer. 17-Zoll, unter anderem die passende Größe für den neuen VW Golf VII. Mittlerweile sind zwei Linien in Hallstadt dafür umgerüstet. Und es läuft schon bald noch etwas höher. "Wir haben den Zuschlag für die 18-Zoll-Produktion erhalten.
Im Januar 2014 soll es losgehen", verkündet Abromeit.

Tendenz zu großen Fahrzeugen

Maßgebend für diese Entwicklung ist der weltweite Auto markt. In China oder den USA steigt der Absatz. Gefragt sind dort Fahrzeuge der Oberklasse und oberen Mittelklasse. Und die fahren mit höheren Zollgrößen. Auf dem krisengebeutelten europäischen Markt dominieren dagegen kleinere Modelle mit entsprechend kleineren Reifen. In traditionell großen Abnehmerländern für Michelin wie Frankreich, Spanien oder Italien gab es zuletzt einen spürbaren Einbruch bei den Neuzulassungen. Da ist Abromeit froh, in seinem Werk auch größere Reifen im Angebot zu haben. "Das macht uns robuster und hilft uns, uns besser am Markt zu positionieren."

6,4 Millionen Reifen haben im vergangenen Jahr das Hallstadter Werk verlassen. Ein deutlicher Rückgang zu 2011. Da war es noch eine Million mehr gewesen. "Aufgrund der Marktlage konnten wir unsere Kapazitäten nicht nutzen", sagt Abromeit. Machbar wären in Hallstadt jährlich 8,5 Millionen Reifen. Auch in diesem Jahr sieht es nicht nach einer Marktbelebung aus. "Es bleibt weiter verhalten", berichtet Abromeit.

Der Direktor ist dennoch zufrieden. Er ist gerade dabei, die Abläufe in seinem Werk zu ändern. "Vor fünf, sechs Jahren sind wir angetreten mit einer Strategie für die Zukunft. Schritt für Schritt setzen wir diese um." Michelin investiert. In den vergangenen fünf Jahren flossen nach Unternehmensangaben rund 70 Millionen Euro in den Standort Hallstadt. "Das meiste in neue Maschinen", sagt Abromeit. Sehr viel sei in die weitere Automatisierung gesteckt worden. Die Zahl der Mitarbeiter ist dennoch seit Jahren konstant. Rund 900 Menschen produzieren in Hallstadt Pkw-Reifen.

Diese Fertigung muss heute viel flexibler laufen als noch vor zehn oder auch vor fünf Jahren. "Der Kunde verlangt in wesentlich kürzerer Frequenz die Anpassung der Produktion", sagt Abromeit. Kunden sind alle namhaften Autohersteller. Und Anpassung bedeutet zum Beispiel den schnellen Wechsel eines Reifentyps. Oder auch von Sommer- auf Winterreifen. "Wir benötigen für die Umstellung einer Fertigungslinie gegenüber früher ein Zehntel der Zeit" berichtet Abromeit. "Da reden wir heute über Minuten."

Im nächsten Jahr sollen die größten Umbauarbeiten bei Michelin in Hallstadt beendet sein. Nach und nach werden Maschinen ausgetauscht, die teils 40 Jahre alt sind. Ein Ziel der Entwicklung ist seit Jahrzehnten dasselbe: Der Rollwiderstand des Reifens soll weiter reduziert werden. Das spart Energie.

Und was bringen größere Reifen? Es habe etwas mit Design zu tun, mit Fahrwerkseigenschaften, erklärt Abromeit. Und außerdem: "Je größer das Rad, desto größere Bremsen passen rein." 17- oder 18-Zoll bedeute, dass der Rad-Innendurchmesser zunehme.

Mehr als 200 Millionen Reifen sind in Hallstadt schon produziert worden. Sie gehen in die ganze Welt. Selbst Autos in China fahren mit fränkischen Michelin-Reifen.

Jens Abromeit bringt es auf den Punkt, was letztlich für den Erfolg seines Werkes entscheidend ist. Es sei die Entwicklung der Branche, der Autohersteller. "Wir ziehen nur mit", sagt er.