Messer im Wert eines Kleinwagens in Bamberg zu sehen

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Das Messer, dass Thomas Hilser in der Hand hält, kostet allein 15 000 Euro. Es ist Bestandteil eines 55 000 Euro teuren Messerblocks. Ob da noch Geld für ein paar Tomaten übrig bleibt? Foto: Sebastian Martin
Das Messer, dass Thomas Hilser in der Hand hält, kostet allein 15 000 Euro. Es ist Bestandteil eines 55 000 Euro teuren Messerblocks. Ob da noch Geld für ein paar Tomaten übrig bleibt?  Foto: Sebastian Martin

Er müsste eigentlich schwer bewacht werden: Der Messerblock mit drei Messern, den man locker gegen ein teures Auto eintauschen könnte. Für zwei Tage ist er in Bamberg - eine etwas andere Küchengeschichte.

Ein schöner Mercedes SLK oder ein 5er BMW ist locker drin für den Preis. Doch die Liebhaber dieses besonderen Stücks interessieren sich nicht für luxuriöse Autos. Oder wenn, dann nur in zweiter Linie. Ihnen geht es vielmehr darum, Zwiebeln oder Tomaten den richtigen Schnitt zu verpassen. An diesem Freitag und Samstag kann man ihn noch in Bamberg bestaunen, den Messerblock mit den drei Messern, der 55 000 Euro wert sein soll. Zumindest ist das der Preis, auf den Thomas Hilser oder besser dessen Firma Nesmuk, eine Solinger Manufaktur mit 34 Mitarbeitern, das Luxusgut taxiert.

Hilser steht im Geschäft der Genusswelt Eberl, einem Fachhandel für Messer und Haushaltsgeräte in der Bamberger Altstadt, wo er den Messerblock präsentiert. Gerade eben ist wieder ein Schwung japanischer Touristen reingekommen. Und Hilser referiert über die Welt der Messer. Da fühlt er sich zu Hause. Der 57-Jährige verkauft die scharfen Exemplare schon seit Jahren.

Mit viel Elan spricht er über Klingenstärken von unter einem Mü, schwärmt von den teuren Griffhölzern oder erklärt den Herstellungsprozess. Einmal ist auch schon ein Messer in seinem Oberschenkel gesteckt. "Ein sauberer Schnitt", sagt Hilser. Gut zu nähen mit drei Stichen. Hilser grinst. Die Messer sind pure Leidenschaft für ihn, das will er den Leuten rüberbringen und kritisiert: "Wir wollen wissen, wie unser Fernseher funktioniert, aber das Ursprünglichste interessiert uns kaum." Er kann nicht nachvollziehen, warum in den Küchen dieses Landes stumpfe Klingen zum Einsatz kommen. "Da kann man gleich mit einem Ravioli-Dosenboden schneiden", sagt er und lacht.

Ein Unikat

Er ist Verkäufer durch und durch. Doch das, was er anbietet, muss sich erst einmal einer leisten können: Das große Küchenmesser des Blocks ist 15 000 Euro wert. Hilser gibt es gerne mal aus der Hand. Zum Schneiden aber besser nicht. Es ist schließlich teuer. Und eigentlich unverkäuflich. Ein echtes Unikat. "Das ist echte Handwerkskunst", sagt Hilser. Der Schmied, der es hergestellt hat, ist Yogalehrer und Vegetarier. Klingt irgendwie nach Feingeist. Dann zückt Hilser die billigeren Exemplare: Ein Küchenmesser für 1980 Euro. Immer noch ein Wort. Er zeigt auf die Klinge "Damast. Das ist unsere DNA." Ein einzelnes Haar könne man der Länge nach damit spalten. Oder Gemüse hauchdünn schneiden. "Die Küche ist eine Werkstatt für mich", sagt Hilser. Also: eine Feinwerkstatt. Ein Ort der Ästhetik.

Den Messerblock Ausführung Luxusauto will - man staune - der Verkäufer gar nicht loswerden. "Da muss mich einer überzeugen." Nicht mit Geld. Vielmehr davon, dass es der Käufer mit Hingabe einsetzen will. Mit mindestens derselben, mit der Thomas Hilser die gute Küche beschwört.