Mehrweg zum Mitnehmen ist die Devise

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So geht's: Aus einem alten T-Shirt kreieren die Damen eine Einkaufstasche. Alle Fotos: Julian Megerle
So geht's: Aus einem alten T-Shirt kreieren die Damen eine Einkaufstasche. Alle Fotos: Julian Megerle
 
 
 
 
 

Selbstgemachte Einkaufstaschen sollen Müll sparen. Am Bamberger Gabelmann wurde es praktisch.

"Das wird aber eine echt edle Tasche!", meint Frau Friedel und freut sich. Die Bambergerin hat den Stapel T-Shirts und Tops am Gabelmann entdeckt und sich ein schwarz-weiß gestreiftes Oberteil rausgefischt.

Die Gruppe Bambecher, welche die Weltkulturerbestadt mit ihren Mehrwegbechern von den Einweg Coffee-to-go-Bechern befreien möchte, hat sich diesmal was Neues ausgedacht: "Wir wollen aus ausgedienten T-Shirts, handliche Tragebeutel machen, um Plastiktaschen beim Einkaufsbummel abzulösen", schildert Andreas Eichenseher die Idee. Dabei wollen die Aktiven erstmal ein Bewusstsein für die Menge an Plastik schaffen, welches durch die herkömmlichen Tüten entsteht. So haben sich vor Kurzem die 15 Mitstreiter an den Ständen am Grünen Markt erkundigt, welche Händler Geld für Plastiktüten verlangen. Lediglich bei einem Stand kostet das Stück 15 Cent. "Die Anzahl der verkauften Plastiktaschen ist seitdem verschwindend gering", erzählt Eichenseher, welcher seit gut zwei Jahren in der Initiative dabei ist.

Alternativen gefragt

Einfach etwas zu verteuern reicht aber nicht. Denn dann kommen die Alternativen ins Spiel: "Papier gefährdet zum Beispiel nicht so sehr die Fische im Meer, aber der Verbrauch an Holz sowie der Ausstoß an Kohlenstoffdioxid ist enorm", beschreibt der Aktive die Bilanz. Dann lieber Jutebeutel zum Kaufen oder eben wie heute selbst gemachte und individuelle Einkaufstaschen.

Die Studentin Katharina Breinbauer schaut auf dem Weg zur Uni vorbei und bringt mit, was der Kleiderschrank einer Freundin so hergibt: "Ich finde es sinnvoll die Klamotten zu spenden, damit daraus schöne Taschen werden."

Egal ob verwaschene Abi-T-Shirts, alte Shirts von längst vergessenen Rockbands, Funktionsklamotten, Kleidung im Retro-Stil oder mit Vintage-Charakter: Die Umwandlung in eine Tasche ist sehr simpel. Einziges Werkzeug ist eine ordentliche Schere. Schnipp, Schnapp sind die Ärmel ab, um Platz zu schaffen für die Griffe. Damit aus dem Kleidungsstück ein echter Tragebeutel wird, geht's dem Saum ans Leder: Einfach von unten so viele Fransen reinschneiden wie notwendig, um sie dann miteinander zu verknoten.

Mehrere Damen stehen dabei, und sehen Miriam Kuscher zu, wie sie ein weiß gepunktetes, dunkelblaues Shirt zum zweiten Leben als Tasche verhilft. "Das ist nichts, wo man sich einlesen muss, sondern man kann einfach loslegen", schätzt die Studentin Kuscher an der Aktion. Sie hofft, dass dadurch die Müllberge schrumpfen.

Erst der Anfang

"Wenn alle das Thema beherzigen würden und auf Plastiktaschen verzichten, wären wir viele Müll los", bekräftigt Friedel, welche das Konzept das Upcyclings - also einem Gegenstand eine neue Verwendung zu verpassen, anstatt ihn wegzuschmeißen - sehr wünschenswert findet.

Die Initiative will alle Beutel, die sie an diesem Nachmittag mit den Menschen bastelt, an die Interessierten, an Kunden und Passanten am Marktplatz verteilen. Das ist aber erst der Anfang: "Wenn genügend Läden mitmachen würden, könnte eine Mehrweg-Beutel-Tauschbörse entstehen", erläutert Eichenseher die Pläne für die Zukunft. Die Gruppe bleibt dafür mit den Einzelhändlern vor Ort in Kontakt.

Optisch macht das Endergebnis einiges her. Aber ist so eine Tasche auch haltbar? "Ich werde den Beutel zwei Wochen einem Crash-Kurs unterziehen", meint Helga Brauner und lacht. Die Bambergerin muss nur noch bei Spontaneinkäufen auf Plastik zurückgreifen. Dann geht sie los mit der schicken Tasche. Zwei Kilo Kartoffeln sollte der Beutel locker packen.