Der Neubau mitten in der Bamberger Altstadt mit neun Klassenzimmern und einer Zweifachturnhalle ist fast fertig. Mit Kommentar.
Die Klassenzimmer mit Domblick haben Symbolcharakter: Vom Domberg beziehungsweise von der Erzdiözese Bamberg kommt das Geld für einen spektakulären Schul-Neubau in Bamberg auf dem Gelände der Maria-Ward-Schule inmitten der Altstadt zwischen Frauenstraße, Edelstraße und Vorderem Graben.
Neun Klassen dürfen sich ab Februar, wenn der Umzug stattgefunden hat, nicht nur über die moderne, bis ins letzte Detail durchdachte Architektur des Münchner Büros Peck und Daam sowie die prächtigen Ausblicke auf die Altstadt freuen: Sie werden künftig in den Genuss modernster Unterrichtstechnik kommen.
Im Neubau gibt es keine herkömmlichen Tafeln mit Kreide mehr, sondern elektronische Tafeln (Active Panels) und White Boards, die für Lehrer und Schülerinnen neue Maßstäbe setzen hinsichtlich Bedienung, Visualisierung und Medieneinsatz im Klassenzimmer.
Schwierigste Bau-Bedingungen
Ingrid Käfferlein war selbst einmal Schülerin bei den "Englischen Fräulein", der heutigen Maria-Ward-Schule, unter deren (vielen) Dächern eine Realschule und ein Gymnasium für über 1200 Mädchen vereint sind. Als sie vor acht Jahren ihre Stelle als Schulleiterin antrat, war "fast alles noch so wie ich es von früher als Schülerin kannte". Seitdem ist die Pädagogin und Schul-Managerin auch zur Bauexpertin geworden.
Mit der Fertigstellung des Neubaus geht der wohl schwierigste Teil der Mammut-Generalsanierung seinem Ende entgegen. Nach dem Abriss des ehemaligen Internatsgebäudes der "Englischen Fräulein" im Sommer 2014, wurde das neue Schulgebäude ab 2015 unter schwierigsten, extrem beengten Bedingungen errichtet.
Alles für die Inklusion
Die Bauarbeiter mussten sich tief in den Boden vorarbeiten, weil im Kellergeschoss eine moderne Zweifachturnhalle entstehen sollte. Das Prachtstück mit der Wandverkleidung aus massiver Eiche ist inzwischen fertig, Basketballkörbe, Sprossenwände und Ringe schon eingebaut. Die Akustik ist - wie auch in allen anderen Räumen - so ausgetüftelt, dass der Schall so weit wie möglich absorbiert wird.
Im Erdgeschoss des im Karrée gebauten Hauses befindet sich die neue Aula mit Zugang zum Atriumhof. Darüber und im Flügel gegenüber befinden sich neun Klassenzimmer, zwei Mehrzweckräume sowie drei Zeichensäle. Sämtliche Räume sind für Menschen mit Behinderungen aller Art zugänglich.
Nach einem kurzen Probelauf beginnt der offizielle Betrieb im Neubau nach den Faschingsferien. Im März wird Erzbischof Ludwig Schick das neue Schulgebäude segnen - und den Startschuss zu den weiteren Sanierungsmaßnahmen geben.
Als nächstes wird das aus den 60er Jahren stammende gegenüberliegende Haus abgerissen und an dessen Stelle ein neues Gebäude errichtet. Dieses wird über eine Brücke mit dem jetzt fertig gestellten Neubau verbunden. Das hat für die Schülerinnen den Vorteil, dass sie nicht die Edelstraße überqueren müssen, wenn sie aus den anderen Schultrakten in die Turnhalle oder in die Zeichensäle wollen.
Gleichzeitig werden die noch älteren Gebäude des Komplexes - die "Englischen Fräulein" haben seit 1717 an diesem Quartier gebaut - grundsaniert. Für 2021 ist die Fertigstellung geplant.
Wenn der Erzbischof im März das neue Schulgebäude segnen wird, geschieht das in einem Jubiläumsjahr: Genau 300 Jahre gibt es dann die Congregatio Jesu in Bamberg. 1717 sind die ersten Maria-Ward-Schwestern aus Augsburg gekommen. In den folgenden Jahrhunderten haben sie die Schullandschaft in der Stadt und auf dem Land entscheidend mitgeprägt, bis die Erzdiözese Bamberg im Jahr 2002 die Trägerschaft übernahm.
Kommentar von Redakteurin Gertrud Glössner-Möschk:
Verdienter "Luxus"
Hier möchte man glatt noch einmal zur Schule gehen: lichtdurchflutete Räume, Türen und Wandverkleidungen aus Eiche, modernste Digitaltechnik in den Klassenzimmern - und das nicht auf irgendeiner grünen Wiese, sondern mitten in der Stadt. Als privater Schulträger lässt es die Erzdiözese Bamberg bei Sanierung und Neubau der Maria-Ward-Schule an nichts mangeln, und die Stadt gewinnt ein architektonisches Vorzeigeobjekt mitten in der Altstadt. Ein tolles Gebäude!
Aber ist so viel "Luxus" für eine Schule angemessen? Die Antwort gibt ein Rundgang durch das Labyrinth der noch unsanierten Bestandsgebäude: Obwohl längst nicht so attraktiv wie der Neubau finden sich nirgends Schmierereien oder andere Spuren von Vandalismus, und eine vor acht Jahren sanierte Schülertoilette sieht aus wie neu. Die Maria-Ward-Schülerinnen haben sich ihre neue Schule verdient und sie werden sie in Ehren halten.