Mann aus Raum Bamberg hat eigene Tochter missbraucht

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Bis zum Ausschluss der Öffentlichkeit wohnten zahlreiche Zuhörer dem Verfahren vor der Bamberger Jugendschutzkammer bei. Foto: jb
Bis zum Ausschluss der Öffentlichkeit wohnten zahlreiche Zuhörer dem Verfahren vor der Bamberger Jugendschutzkammer bei. Foto: jb

Ein zweifacher Vater steht wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in Bamberg vor Gericht.

Er bedaure "zutiefst, welche körperlichen und seelischen Leiden ich meiner Tochter zugefügt habe". Er wolle es wieder gut machen und hoffe auf ein gerechtes Urteil: Mit diesen Sätzen endete die Erklärung, die Thomas R. (Name von der Redaktion geändert) von seinem Verteidiger verlesen ließ.

Der 37 Jahre alte Angestellte und Vater zweier Töchter muss sich seit Freitag vor der Jugendschutzkammer des Landgerichts verantworten. Er hat das ältere seiner beiden Mädchen im Jahr 2014 wiederholt sexuell missbraucht: Taten, die der Angeklagte einräumt und heute anscheinend zutiefst bereut.

Zum Schutz des erst 14-jährigen Opfers findet die Verhandlung weitgehend nichtöffentlich statt. Den Antrag, die Öffentlichkeit auszuschließen, stellte Rechtsanwalt Thomas Drehsen, der das Mädchen im Prozess als Nebenklägerin vertritt. Es gehe nicht darum, dass ein Geheimverfahren durchgeführt wird, sagte er an die Adresse der zahlreichen Zuhörer. Es gehe vielmehr darum, "dass keine Details von dem, was meiner Mandantin passiert ist, an die Öffentlichkeit dringt". Der Vertreterin des Fränkischen Tags wurde die Teilnahme gestattet.

Passiert ist dem Opfer wohl so ziemlich das Schlimmste, was ein Vater seiner Tochter antun kann: Er missbrauchte das Mädchen am Ende der Sommerferien 2014 fünf Mal, um sich sexuell zu erregen und zu befriedigen. Es geschah jeweils in der Familienwohnung, wenn die Mutter auf der Arbeit war oder schon schlief. Bei drei Gelegenheiten beließ es der Angeklagte nicht beim Ausziehen und intimem Streicheln des Kindes, sondern vollzog mit der Elfjährigen auch den Analverkehr. Fünf Fälle des teils schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern lastet Staatsanwalt Daniel Heppt dem Mann an, außerdem eine Versuchstat im Sommer 2016.


Zerknirschter Angeklagter

Persönlich äußerte sich der Angeklagte noch nicht zu den Vorwürfen. Die Erklärung seines Verteidigers Maximilian Glabasnia zeigte aber, dass der Familienvater wohl glaubte, das Kind habe gern mitgemacht. Heute wisse er, dass das "Schwachsinn" war, ließ er vortragen.

Wie sehr das Mädchen unter den Übergriffen gelitten hat und noch leidet, ließ ein in nichtöffentlicher Sitzung gezeigtes Video erkennen. Es entstand bei der Vernehmung der Schülerin durch einen Ermittlungsrichter. Man sah eine zwar schluchzende und um Fassung ringende junge Frau, die dennoch konzentriert und sachlich alle an sie gerichteten Fragen beantwortete.

Sie schilderte, wie harmlos alles im September 2014 mit einem Fernseh-Abend auf der Couch begonnen hat. Sie und der Vater hätten gemeinsam unter einer Decke gelegen. Er habe sie öfters in den Arm genommen, deshalb habe sie sich zunächst nichts dabei gedacht. Dann habe er begonnen, sie auszuziehen. Als sie bemerkt, dass er keine Hose mehr trug, sei sie in eine Schockstarre gefallen, habe weder weinen noch sich wehren können. Die Frage des Vaters, ob ihr gefalle, was er mit ihr mache, habe sie aus Angst bejaht. Erklärend fügte sie hinzu: "Ich wusste ja, dass ich nix gegen ihn machen kann."

In der Folgetagen habe sie zwar große Angst davor gehabt, mit dem Vater allein daheim zu sein, es aber nicht vermeiden können. Mehrfach fielen in der Vernehmung Sätze wie: "Ich habe ihn immer getreten, aber er war zu stark und konnte mich wieder ausziehen." Und: "Ich war elf, ich wusste gar nicht genau, was er da macht!"

Der Mutter wagte sie sich nicht anzuvertrauen. Einerseits, weil der Vater verlangt hatte, dass sie ihr gemeinsames "Geheimnis" für sich behält; andererseits wollte sie nicht "schuld" sein, dass sich die Eltern noch mehr als sonst streiten würden.


Freundin ging zur Polizei

Erst im Sommer 2016, als die Trennung der Eltern wohl schon bevorstand, kam alles ans Licht: Das Mädchen vertraute sich in einem nächtlichen Chat einer Freundin an, die schließlich Anzeige bei der Polizei erstattete.

Gegen Ende der Videovernehmung wurde deutlich, wie verängstigt das Mädchen heute ist. Sie habe "furchtbare Angst vor ihm" und hoffe, dass er ihr nie wieder über den Weg laufe. Oft fürchte sie, "dass er wieder vor meiner Schule steht und mir was antut". Seit sie und ihre Schwester allein mit der Mutter leben, sei ihr "klar geworden, was für ein A... er ist".

Der Angeklagte saß während der Filmeinspielung meist mit gesenktem Kopf auf seinem Platz. Seine Gefühle ließ er sich nicht anmerken. Immerhin: Durch das Geständnis erspart er seiner Tochter aller Voraussicht nach die Zeugenaussage vor Gericht. Das ließ der vorsitzende Richter, Martin Barnickel, anklingen.


Fortsetzung am Dienstag

Bei Thomas R. handelt es sich um einen unauffälligen schlanken Mann mit kurzen Haaren und Brille. Er führte nach eigenen Angaben auch ein ganz normales Leben: Schule, Ausbildung, Bundeswehr, Beruf, Heirat, zwei Kinder. Irgendwann wurde sein Hang zum Alkohol zu einem Problem, auch für seine Ehe. Wenn er sich an der Tochter verging, war er nach deren Angaben aber nüchtern.

Das Verfahren geht am kommenden Dienstag hinter verschlossenen Türen weiter. Der Ankündigung des Gerichts zufolge bleibt die Öffentlichkeit für die Dauer der Beweisaufnahme und während der Schlussanträge von Staatsanwaltschaft, Nebenklage und Verteidigung ausgeschlossen.

Dem 37 Jahre alten Angeklagten droht eine mehrjährige Freiheitsstrafe.