Bis 2020 dauert der Ausbau der sogenannten Nordtangente für einen sicheren Radverkehr in Bamberg - inzwischen ist der zweite Abschnitt abgeschlossen.
Zum Radfahren lädt das feuchte Novemberwetter derzeit überhaupt nicht ein, doch in der trockeneren Zeit ist der Verkehr auf zwei Rädern in Bamberg deutlich zu spüren: Allein an der Europabrücke sind 2500 Radler am Tag unterwegs, bis zu 275 in der Stunde. Das hat das städtische Bauamt errechnet. Aufgrund des Aufkommens hat die Stadt bereits 2016 mit dem beidseitigen Ausbau des Radwegs entlang der Achse von der Memmelsdorfer Straße über die Europabrücke bis Gaustadt begonnen. Somit soll eine Verbesserung für alle Verkehrsteilnehmer erzielt werden.
Inzwischen ist der zweite von fünf Bauabschnitten mit Radweg, barrierefreier Gestaltung und neuer Straßenoberfläche fertiggestellt - rund 650 Meter des insgesamt 1,6 Kilometer langen Ausbaubereichs auf der Achse zwischen Heiliggrabstraße und der Kreuzung Magazinstraße/Margaretendamm.
Derzeit freilich müssen Radfahrer mit einem Zwischenstadium leben. Denn ab der Europabrücke ist weiterhin in Fahrtrichtung Gaustadt nur ein Zwei-Richtungs-Radweg auf der südlichen (linken) Seite für Radfahrer vorhanden. Radler müssen also aus Richtung Magazinstraße/Memmelsdorfer Straße die Fahrbahnseite an der Kreuzung Margaretendamm wechseln - auch aus Sicherheitsgründen. Darauf will die Verwaltung ab Dezember mit einem 2,40 Meter hohen Schild hinweisen.
Fortsetzung 2018
"Wir sind in der Bauphase, es ist deshalb nicht ganz komfortabel", weiß auch Claus Reinhardt, Sprecher des Baureferats. Doch soll das im kommenden Jahr geändert werden: Ab April/Mai bis Herbst 2018 wird dann der Zwei-Richtungs-Radweg am Regensburger Ring ab der Europabrücke bis zur Maria-Ward-Straße/Mußstraße verschwinden und einem Ein-Richtungs-Radweg auf beiden Seiten weichen. Dieser wird im südlichen Bereich weiterhin zwei Meter breit sein, auf der nördlichen Seite 1,85 Meter. Für den Kfz-Verkehr bleibt eine Breite von 6,40 Meter. "Der vorhandene Straßenquerschnitt wird komplett neu aufgeteilt und die vorhandene Markierung entfernt."
Zwischen 1998 und 2014 hat der Radverkehr an der Europabrücke um 135 Prozent zugenommen. "Es ist eine Hauptverkehrsachse für den Radverkehr, die in der Bedeutung noch gewachsen ist", sagt Reinhardt über die sogenannten Nordtangente, die eine Verlängerung der Memmelsdorfer Straße über die Europabrücke bis zur Friedensbrücke bei Gaustadt darstellt.
Lange war der Bereich an der Erba-Insel städtebaulich nicht entwickelt. Mit dem Ausbau der Universität auf dem Gelände ist auch der Radverkehr zwischen dem Hochschulstandort an der Feldkirchenstraße und auf der Erba-Insel deutlich angestiegen. Hinzu kommen die neu entstandenen Wohngebiete Mayersche Gärtnerei oder das Schaeffler-Gelände.
Dringender Handlungsbedarf
Zugenommen haben in der Vergangenheit auch die Radunfälle: Alleine zwischen 2011 und 2015 hatten sich im Abschnitt Friedensbrücke bis Siechenkreuzung 27 Unfälle ereignet. Die Polizeiinspektion Bamberg-Stadt sah deshalb eine Umgestaltung der Radwege als unabdingbar an.
Die Behebung der Missstände sei relativ zeitaufwändig, erklärt Claus Reinhardt. Für den bisherigen Straßenumbau wurden unter anderem Geh- und Radwege im Bereich von Straßenmündungen umgestaltet, eine Querungshilfe in der Magazinstraße errichtet, Asphalt- und Markierungsarbeiten sowie die Neuberechnung von fünf Ampelanlagen waren außerdem erforderlich. Auch auf den Seitenästen wie der Siechenstraße wurden Radfahrstreifen auf beiden Straßenseiten angelegt.
Bis alle Abschnitte erneuert sind, dauert es noch knapp drei Jahre. Nach Abschluss sollen Radfahrer in beiden Richtungen im Ein-Richtungsverkehr fahren können und das zwischen Ludwigstraße bis Gaustadt.
Die beiden äußeren Abschnitte sollen 2019 beziehungsweise 2020 folgen. Die Kosten des gesamten Umbaus werden auf zirka 5,7 Millionen Euro geschätzt. Bund und Freistaat fördern die Maßnahme.
Die Unfälle werden weiterhin zunehmen - weil derart gefährliche Radverkehrsanlagen gebaut werden.
Die Fahrstreifen bedeuten nahezu durchgehendes Überholverbot für den naturgemäß unterschiedlich schnellen Radverkehr. Zudem zwängen sie die Radler an den äußersten Fahrbahnrand oder eng (!) zwischen Kfz-Fahrstreifen, ohne daß der von Autofahrern einzuhaltende Seitenabstand gewährleistet wäre.
Ziel der Verkehrsbehörde ist mitnichten, den Radverkehr sicherer zu gestalten. Ziel ist, freie Bahn für den Autoverkehr zu garantieren - koste es, was es wolle.
Wie sonst könnte "aus Sicherheitsgründen" weiterhin, wenn auch nur noch für eine Übergangszeit, die Benutzung des hochgefährlichen, als Unfallschwerpunkt bekannten Zweirichtungsradwegs auf dem Regensburger Ring vorgeschrieben bleiben? Von Rechts wegen ist er illegal, da weder eine entsprechende Gefahrensituation auf der Fahrbahn vorliegt (StVO) noch die verpflichtenden baulich-qualitativen Voraussetzungen (VwV-StVO, ERA, RASt06) gegeben sind.
Leider lassen sich zu viele von der irreführenden Rhetorik der Behörden und den nur vermeintlich dem Radverkehr zu Gute kommenden Maßnahmen blenden.
Eine detaillierte Ursachenanalyse der Fahrradunfälle hingegen sucht man vergebens.