Ludwig Schick mit Festgottesdienst verabschiedet: Wer wird neuer Bamberger Erzbischof?

6 Min
Bamberger Erzbischof Schick wird mit Gottesdienst verabschiedet
Ludwig Schick (re.), Erzbischof von Bamberg, teilt Hostien aus. Heidrun Piwernetz (li., CSU), Regierungspräsidentin von Oberfranken, und Joachim Herrmann (2. v ...
Bamberger Erzbischof Schick wird mit Gottesdienst verabschiedet
Daniel Vogl/dpa

Das Erzbistum Bamberg hat seinem ehemaligen Erzbischof Ludwig Schick einen großen Abschied mit einem feierlichen Gottesdienst am dritten Adventssonntag bereitet. Der Dom war voll besetzt, auch zahlreiche Bischofskollegen waren gekommen.

Mit einem festlichen Gottesdienst ist am dritten Adventssonntag (11. Dezember 2022) Ludwig Schick nach über 20 Jahren als Bamberger Erzbischof verabschiedet worden. Am 1. November 2022 hatte Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch des 73-Jährigen angenommen. Schick war seit 2002 Erzbischof von Bamberg.

Schick wählte zum Abschied noch einmal persönliche Worte in der Predigt: "Dankbar schaue ich auf das Gelungene und weiß, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe", sagte er in Anlehnung an das katholische Schuldbekenntnis, das zu jeder Messe gehört.

Gesucht: ein neuer Erzbischof für Bamberg

Am 1. November war sein Rücktritt nach 20 Jahren im Amt bekannt geworden. Er wolle die künftigen Aufgaben einem Jüngeren überlassen, so hat er auch nun im Gottesdienst seinen Abschied begründet. Denn eigentlich fehlen Ludwig Schick noch zwei Jahre bis zum offiziellen Rentenalter für Bischöfe.

Und natürlich stellt sich nun die Frage: Wer wird denn neuer Erzbischof von Bamberg? Dass darüber zeitnah entschieden wird, ist nicht zu erwarten. Die katholische Kirche und der Vatikan sind nicht gerade für schnelle Entscheidungen bekannt.

Wer auch immer ihm nachfolgt, wird sich auch im beschaulichen Bamberg den zahlreichen Krisen der katholischen Kirche nicht entziehen können: Die Austrittszahlen sind hoch, immer wieder kommen Missbrauchsfälle ans Licht, bei Reformfragen stehen sich progressive und konservative Kräfte mittlerweile ziemlich unversöhnlich gegenüber. Und überhaupt kann die katholische Kirche in Deutschland ja viel wollen - Veränderungen einleiten kann aber nur der Vatikan. Und der will nicht.

Spekulationen über die Schick-Nachfolge

Diverse Namen kursieren natürlich längst, wenn über die Schick-Nachfolge spekuliert wird. Im bayerischen Episkopat würde der Wechsel nach Bamberg für Bischof Franz Jung (56) aus dem benachbarten Würzburg oder für Bischof Stefan Oster (57) aus Passau einen Aufstieg zum Erzbischof bedeuten. Möglicherweise kommt auch ein Kandidat aus der zweiten Führungsebene zum Zug - Schick war vor seiner Ernennung zum Erzbischof von Bamberg Generalvikar und Weihbischof von Fulda. Gemäß dem Staatskirchenvertrag zwischen Bayern und dem Vatikan ist der Papst bei der Ernennung eines neuen Erzbischofs frei in der Entscheidung.

Es wird zwar vom Domkapitel eine Liste geeigneter Kandidaten angefertigt, daran gebunden ist Franziskus aber nicht. Als zeitgemäß freilich empfinden das vor allem viele Laien nicht - sie wollen mitsprechen und mehr Demokratie einziehen lassen in die Institution. Schick selbst hatte hier Reformen angemahnt: Es müsse neue Strukturen geben, "zum Beispiel, dass die Bischöfe von den Gläubigen mitgewählt werden können", hatte er der Nachrichtenagentur dpa im März gesagt.

Immerhin kamen kürzlich Vertreter des Domkapitels mit dem Vorstand des Laiengremiums Diözesanrat zusammen. Man habe sich zum "Austausch darüber getroffen, welche Eigenschaften man sich vom künftigen Erzbischof des Erzbistums Bamberg wünscht", teilte Sprecher Harry Luck mit. Details freilich nannte er nicht. Und: Solche Treffen habe es auch vor früheren Bischofsernennungen schon gegeben.

Priestermangel schränkt Kandiatenkreis für Bischofsämter ein

Eine klare Forderung kam von der Diözesanjugend: "Hier und jetzt zeigt sich, wie ernst es dem Klerus mit der Beschränkung der eigenen Macht und der Gewaltenteilung wirklich ist", teilte der Diözesanverband des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) kurz nach Schicks Rücktritt mit. Der Synodale Prozess habe hier einen klaren Weg aufgezeigt zu mehr Teilhabe.

Doch bislang deuten alle Signale darauf hin, dass der Wechsel an der Spitze des Bamberger Erzbistums so abläuft wie immer: Vorschläge, die geheim gehalten werden, gehen nach Rom, dort wird entschieden. Und die 630.000 Katholikinnen und Katholiken im Erzbistum müssen sich fügen. Und werden sehen: Findet der Neue Reformbemühungen gut und unterstützt sie? Oder soll alles so bleiben wie es ist? Wie stellt sich die Kirche auf, wenn es immer weniger Mitglieder gibt, wenn immer mehr Kirchenbänke leer bleiben im Gottesdienst? Wie ernst wird es ihm sein mit der weiteren Aufarbeitung des Missbrauchsskandals?

Aber ob sich die Vorschlagsliste leichthändig füllen lässt? Der katholischen Kirche in Deutschland mangelt es seit Jahren an Priestern. 2001 wurden nach Zahlen der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) 124 Männer geweiht, 20 Jahre später waren es gerade einmal 48. Das bedeutet, dass auch der Kandidatenkreis für Bischofsämter immer eingeschränkter wird. Schließlich erwartet das Kirchenrecht eine fundierte theologische Ausbildung, bestenfalls einen Doktortitel. Dazu natürlich: "festen Glauben, gute Sitten, Frömmigkeit, Lebensweisheit und Klugheit". Schick sagte: "Neue Aufgaben stehen an, die ein neuer Bischof mit Kraft und Energie anpacken soll."

Schick in Abschiedspredigt: "Nun stehen neue Aufgaben an, die ein neuer Bischof mit Kraft und Energie anfassen wird"

In seiner Predigt während des Abschiedsgottesdienstes am Sonntagnachmittag (11. Dezember 2022) blickte Schick auf seine 20 Amtsjahre zurück und nannte beispielhaft die Umsetzung des Pastoralgesprächs, die Erstellung eines Pastoralplans, die Konsolidierung der Finanzen, das tausendste Jubiläum von Bistum und Dom, die Bildung der Seelsorgebereiche, die Umstrukturierung im Ordinariat und die Sanierung und Renovierung vieler Bauten. Das berichtet das Erzbistum Bamberg in einer Pressemitteilung. Auch die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle und die Prävention gegen Missbrauch seien angegangen worden. 

Hier sei vieles abgeschlossen worden, endgültig abgeschlossen sei in dieser Weltzeit jedoch nie etwas. "Dankbar schaue ich auf das Gelungene und weiß, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe, wie ich jeden Tag bekannte und heute bekenne", sagte Schick. In zuversichtlicher Erwartung auf die Barmherzigkeit Gottes scheide er aus dem Dienst, werde aber zu Diensten bleiben. "Nun stehen neue Aufgaben an, die ein neuer Bischof mit Kraft und Energie anfassen wird. Er möge sie auch als Werke sehen, die Gott ihm bestimmt hat, zu tun."

Diözesanadministrator und Weihbischof Herwig Gössl dankte für 20 Jahre treue, sichere, weitsichtige, väterliche und brüderliche Führung durch schwierige Zeiten. "Wir wissen zu schätzen, dass in unserem Erzbistum ein vertrauensvoller und offener Umgangston und ein gutes Miteinander herrschen, und wir wissen, wem wir das auch zu verdanken haben", so Gössl. 

"20 Jahre den Weinberg des Herrn in Franken verwaltet"

Der Apostolische Nuntius, Erzbischof Nikola Eterovic, sagte in seinem Grußwort, Schick habe 20 Jahre lang den Weinberg des Herrn in Franken verwaltet und sei ein geschätzter Hirte und Gesprächspartner in Stadt und Land, in Kirche und Ökumene geworden. Seine Erfahrungen als Kirchenrechtsprofessor seien auf vielfältige Weise in der Bischofskonferenz gefragt gewesen. Der Botschafter des Papstes nannte die Stiftungen "Kinderreich" und "Brot für alle Menschen" exemplarisch für Schicks fruchtbares Wirken. 

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, verglich Schick mit dem Bamberger Reiter:  "Wie der Reiter war er immer unterwegs. Er war immer bei den Menschen. Und war immer dort, wo Not besonders groß ist." Mit Dank, Respekt und Anerkennung werde Erzbischof Schick verabschiedet. Als Weltkirche-Bischof sei er wie ein reitender Bote in der ganzen Welt zu Hause gewesen. Überall sei er Brückenbauer der Kirche aus Deutschland in großer Solidarität mit der Weltkirche gewesen: "Für diesen aufopferungsvollen Einsatz und dein seismografisches Gespür, wo die Menschen Kirche brauchen, danke ich dir", so Bätzing.

Der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, blickte auf heraufordernde gemeinsame Jahre in der Freisinger Bischofskonferenz zurück und nannte Schick einen "Schaffer", der Arbeit annehme und nicht davor weglaufe. Er rief die Gläubigen auf, für die Zukunft Mut zu fassen: "Stärkt die schlaffen Hände, macht die wankelnden Knie stark, macht euer Herz stark", so Kardinal Marx.

Erzbistum im "Advent-Modus"

Der Würzburger Bischof Franz Jung sagte, die drei adventlichen Eigenschaften "besonnen, gerecht und fromm" träfen auch auf den scheidenden Metropoliten zu. Hinter der sachlichen Nüchternheit des Kirchenrechtlers verberge sich immer auch hintersinniger Humor. Schick sei immer um Ausgleich bemüht gewesen und habe sich um den Zusammenhalt der Bistümer in der Bamberger Kirchenprovinz bemüht. Nun sei das Erzbistum im "Advent-Modus" in Erwartung und Hoffnung auf einen guten neuen Erzbischof.  

Die evangelisch-lutherische Regionalbischöfin von Bayreuth, Dorothea Greiner, betonte die Ökumene als Kernprofil beider Konfessionen. "Auch nach deiner Emeritierung wachsen die durch dich gesäten ökumenischen Samen weiter und tragen Frucht", sagte Greiner und verwies auf die ökumenischen Alltagsexerzitien und die Woche für das Leben. 

Für den Diözesanrat blickten die Vorsitzenden Astrid Schubert und Günter Heß auf eine Zeit zurück, in der auch bei Konflikten immer die Suche nach kreativen Lösungen in gegenseitigem Respekt in Gespräch und Austausch möglich gewesen sei. Reformen seien eher behutsam durchgeführt worden, der Blick sei dabei stets in die Zukunft gerichtet gewesen. Bei der Bewältigung der Missbrauchsskandale habe Schick "eine ruhige Hand bewiesen", das Konzept von Prävention und Intervention sei aufgegangen. "Wir wissen, was wir an Ihnen gehabt haben. Und wir bangen, wer Ihr Nachfolger wird."

Lobende Worte von Innenminister und Oberbürgermeister

Innenminister Joachim Herrmann sagte, Schick habe das Erzbistum "klug und souverän" geführt und sei ein guter Hirte mit gesellschaftskritischem Blickwinkel gewesen. Das Miteinander sei von tiefem Respekt und großer Wertschätzung geprägt gewesen. Als Integrationsminister stelle er fest: "Der Zuwanderer aus Hessen wurde erfolgreich im Frankenland integriert." Seine täglichen Joggingläufe im Morgengrauen hätten zudem Maßstäbe gesetzt. 

Für die Stadt Bamberg würdigte Oberbürgermeister Andreas Starke den Beitrag des Erzbischofs für den Zusammenhalt in der Stadtgesellschaft etwa im Bamberger Bündnis gegen Rechtsextremismus. Ihm sei der innere Frieden so wichtig gewesen wie der äußere Frieden.

Starke schenkte Schick eine Urkunde für einen Startplatz auf Lebenszeit beim Weltkulturerbelauf

Ludwig Schick verabschiedet sich mit Festgottesdienst als Bamberger Erzbischof - und will auch außer Dienst zu Diensten bleiben

Abschließend bedankte sich Schick für alle Gebete und alles Wohlwollen, alle Hilfe und Mitarbeit und verabschiedete sich mich mit dem Versprechen, "außer Dienst, aber zu Diensten für Jesus Christus und sein Evangelium, für die Kirche und die Gesellschaft" zu sein. "Mit Ihnen und Euch allen bitte ich um einen guten neuen Bischof für unser Erzbistum Bamberg", so Schick.

Red/Kathrin Zeilmann, dpa

Mehr zum Thema: