Immerhin kamen kürzlich Vertreter des Domkapitels mit dem Vorstand des Laiengremiums Diözesanrat zusammen. Man habe sich zum "Austausch darüber getroffen, welche Eigenschaften man sich vom künftigen Erzbischof des Erzbistums Bamberg wünscht", teilte Sprecher Harry Luck mit. Details freilich nannte er nicht. Und: Solche Treffen habe es auch vor früheren Bischofsernennungen schon gegeben.
Priestermangel schränkt Kandiatenkreis für Bischofsämter ein
Eine klare Forderung kam von der Diözesanjugend: "Hier und jetzt zeigt sich, wie ernst es dem Klerus mit der Beschränkung der eigenen Macht und der Gewaltenteilung wirklich ist", teilte der Diözesanverband des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) kurz nach Schicks Rücktritt mit. Der Synodale Prozess habe hier einen klaren Weg aufgezeigt zu mehr Teilhabe.
Doch bislang deuten alle Signale darauf hin, dass der Wechsel an der Spitze des Bamberger Erzbistums so abläuft wie immer: Vorschläge, die geheim gehalten werden, gehen nach Rom, dort wird entschieden. Und die 630.000 Katholikinnen und Katholiken im Erzbistum müssen sich fügen. Und werden sehen: Findet der Neue Reformbemühungen gut und unterstützt sie? Oder soll alles so bleiben wie es ist? Wie stellt sich die Kirche auf, wenn es immer weniger Mitglieder gibt, wenn immer mehr Kirchenbänke leer bleiben im Gottesdienst? Wie ernst wird es ihm sein mit der weiteren Aufarbeitung des Missbrauchsskandals?
Aber ob sich die Vorschlagsliste leichthändig füllen lässt? Der katholischen Kirche in Deutschland mangelt es seit Jahren an Priestern. 2001 wurden nach Zahlen der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) 124 Männer geweiht, 20 Jahre später waren es gerade einmal 48. Das bedeutet, dass auch der Kandidatenkreis für Bischofsämter immer eingeschränkter wird. Schließlich erwartet das Kirchenrecht eine fundierte theologische Ausbildung, bestenfalls einen Doktortitel. Dazu natürlich: "festen Glauben, gute Sitten, Frömmigkeit, Lebensweisheit und Klugheit". Schick sagte: "Neue Aufgaben stehen an, die ein neuer Bischof mit Kraft und Energie anpacken soll."
Schick in Abschiedspredigt: "Nun stehen neue Aufgaben an, die ein neuer Bischof mit Kraft und Energie anfassen wird"
In seiner Predigt während des Abschiedsgottesdienstes am Sonntagnachmittag (11. Dezember 2022) blickte Schick auf seine 20 Amtsjahre zurück und nannte beispielhaft die Umsetzung des Pastoralgesprächs, die Erstellung eines Pastoralplans, die Konsolidierung der Finanzen, das tausendste Jubiläum von Bistum und Dom, die Bildung der Seelsorgebereiche, die Umstrukturierung im Ordinariat und die Sanierung und Renovierung vieler Bauten. Das berichtet das Erzbistum Bamberg in einer Pressemitteilung. Auch die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle und die Prävention gegen Missbrauch seien angegangen worden.
Hier sei vieles abgeschlossen worden, endgültig abgeschlossen sei in dieser Weltzeit jedoch nie etwas. "Dankbar schaue ich auf das Gelungene und weiß, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe, wie ich jeden Tag bekannte und heute bekenne", sagte Schick. In zuversichtlicher Erwartung auf die Barmherzigkeit Gottes scheide er aus dem Dienst, werde aber zu Diensten bleiben. "Nun stehen neue Aufgaben an, die ein neuer Bischof mit Kraft und Energie anfassen wird. Er möge sie auch als Werke sehen, die Gott ihm bestimmt hat, zu tun."
Diözesanadministrator und Weihbischof Herwig Gössl dankte für 20 Jahre treue, sichere, weitsichtige, väterliche und brüderliche Führung durch schwierige Zeiten. "Wir wissen zu schätzen, dass in unserem Erzbistum ein vertrauensvoller und offener Umgangston und ein gutes Miteinander herrschen, und wir wissen, wem wir das auch zu verdanken haben", so Gössl.
"20 Jahre den Weinberg des Herrn in Franken verwaltet"
Der Apostolische Nuntius, Erzbischof Nikola Eterovic, sagte in seinem Grußwort, Schick habe 20 Jahre lang den Weinberg des Herrn in Franken verwaltet und sei ein geschätzter Hirte und Gesprächspartner in Stadt und Land, in Kirche und Ökumene geworden. Seine Erfahrungen als Kirchenrechtsprofessor seien auf vielfältige Weise in der Bischofskonferenz gefragt gewesen. Der Botschafter des Papstes nannte die Stiftungen "Kinderreich" und "Brot für alle Menschen" exemplarisch für Schicks fruchtbares Wirken.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, verglich Schick mit dem Bamberger Reiter: "Wie der Reiter war er immer unterwegs. Er war immer bei den Menschen. Und war immer dort, wo Not besonders groß ist." Mit Dank, Respekt und Anerkennung werde Erzbischof Schick verabschiedet. Als Weltkirche-Bischof sei er wie ein reitender Bote in der ganzen Welt zu Hause gewesen. Überall sei er Brückenbauer der Kirche aus Deutschland in großer Solidarität mit der Weltkirche gewesen: "Für diesen aufopferungsvollen Einsatz und dein seismografisches Gespür, wo die Menschen Kirche brauchen, danke ich dir", so Bätzing.
Der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, blickte auf heraufordernde gemeinsame Jahre in der Freisinger Bischofskonferenz zurück und nannte Schick einen "Schaffer", der Arbeit annehme und nicht davor weglaufe. Er rief die Gläubigen auf, für die Zukunft Mut zu fassen: "Stärkt die schlaffen Hände, macht die wankelnden Knie stark, macht euer Herz stark", so Kardinal Marx.
Erzbistum im "Advent-Modus"
Der Würzburger Bischof Franz Jung sagte, die drei adventlichen Eigenschaften "besonnen, gerecht und fromm" träfen auch auf den scheidenden Metropoliten zu. Hinter der sachlichen Nüchternheit des Kirchenrechtlers verberge sich immer auch hintersinniger Humor. Schick sei immer um Ausgleich bemüht gewesen und habe sich um den Zusammenhalt der Bistümer in der Bamberger Kirchenprovinz bemüht. Nun sei das Erzbistum im "Advent-Modus" in Erwartung und Hoffnung auf einen guten neuen Erzbischof.
Die evangelisch-lutherische Regionalbischöfin von Bayreuth, Dorothea Greiner, betonte die Ökumene als Kernprofil beider Konfessionen. "Auch nach deiner Emeritierung wachsen die durch dich gesäten ökumenischen Samen weiter und tragen Frucht", sagte Greiner und verwies auf die ökumenischen Alltagsexerzitien und die Woche für das Leben.
Für den Diözesanrat blickten die Vorsitzenden Astrid Schubert und Günter Heß auf eine Zeit zurück, in der auch bei Konflikten immer die Suche nach kreativen Lösungen in gegenseitigem Respekt in Gespräch und Austausch möglich gewesen sei. Reformen seien eher behutsam durchgeführt worden, der Blick sei dabei stets in die Zukunft gerichtet gewesen. Bei der Bewältigung der Missbrauchsskandale habe Schick "eine ruhige Hand bewiesen", das Konzept von Prävention und Intervention sei aufgegangen. "Wir wissen, was wir an Ihnen gehabt haben. Und wir bangen, wer Ihr Nachfolger wird."
Lobende Worte von Innenminister und Oberbürgermeister
Innenminister Joachim Herrmann sagte, Schick habe das Erzbistum "klug und souverän" geführt und sei ein guter Hirte mit gesellschaftskritischem Blickwinkel gewesen. Das Miteinander sei von tiefem Respekt und großer Wertschätzung geprägt gewesen. Als Integrationsminister stelle er fest: "Der Zuwanderer aus Hessen wurde erfolgreich im Frankenland integriert." Seine täglichen Joggingläufe im Morgengrauen hätten zudem Maßstäbe gesetzt.
Für die Stadt Bamberg würdigte Oberbürgermeister Andreas Starke den Beitrag des Erzbischofs für den Zusammenhalt in der Stadtgesellschaft etwa im Bamberger Bündnis gegen Rechtsextremismus. Ihm sei der innere Frieden so wichtig gewesen wie der äußere Frieden.
Starke schenkte Schick eine Urkunde für einen Startplatz auf Lebenszeit beim Weltkulturerbelauf.
Ludwig Schick verabschiedet sich mit Festgottesdienst als Bamberger Erzbischof - und will auch außer Dienst zu Diensten bleiben
Abschließend bedankte sich Schick für alle Gebete und alles Wohlwollen, alle Hilfe und Mitarbeit und verabschiedete sich mich mit dem Versprechen, "außer Dienst, aber zu Diensten für Jesus Christus und sein Evangelium, für die Kirche und die Gesellschaft" zu sein. "Mit Ihnen und Euch allen bitte ich um einen guten neuen Bischof für unser Erzbistum Bamberg", so Schick.
Red/Kathrin Zeilmann, dpa
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Ein Vasall Roms vermutlich. Vielleicht sollten Sie den Chef der Kurie namens Müller fragen?
Spätestens dann können wir den Dom ausschliesslich als Museum betrachten - super!
Weshalb Erzbischof Schick 2 Jahre vor der regulären Altersgrenze zurückgetreten ist, das ist immer noch unklar. Aus gesundheitlichen Gründen jedenfalls nicht, er ist doch noch immer sportlich unterwegs ...
Der Grund ist doch offensichtlich. Er hat einfach die Nase gestrichen voll. Und ich kann das sehr gut verstehen. Die ständigen Vorwürfe von allen Seiten über alles mögliche zermürben irgendwann jeden. Das kann einem im Alter von 73 Jahren (wenn die allermeisten Leute schon seit acht Jahren in Rente sind) schon mal zuviel werden.
Herr Schick hat sich gesagt, dass doch andere seinen Saustall aufräumen sollen und er sich lieber die Sonnen auf dem Haupt genießen möchte.