Der 20 Meter hohe Baum in der Steppacher Fröschgasse war schon lange nicht mehr gesund. Jetzt wurde er gefällt.
Das Alter des Baumriesen ließ sich nur schätzen. Niemand in Steppach weiß, wie alt die Linde am Eingang zur Fröschgasse tatsächlich war. Von "weit über 100" bis zu 200 Jahren reichte die Meinung von Baumfachleuten und Anwohnern. "Die Linde war schon ein großer Baum als ich noch ein Kind war", erinnert sich Werner Dallner. Aus Unterköst stammend, ist er in Steppach zur Schule gegangen. Und das ist gut 50 Jahre her. Nun musste das 20 Meter hohe Wahrzeichen von Steppach gefällt werden. Das Risiko, dass der Baum bei einem Sturm umkippt, war zu groß.
Kreisfachberater Uwe Hoff vom Landratsamt Bamberg hatte die Linde vor kurzem begutachtet und kam zu dem Schluss, sie habe keine Lebenschance mehr. Dallner, der zugleich Vorsitzender der Teilnehmergemeinschaft Dorferneuerung ist, hatte sich selbst vom Zustand der Linde überzeugt: "Ich konnte mit dem Zollstock fünfzig Zentimeter tief in den Stamm eindringen."
Nach dem Fällen zeigte sich dann das ganze Ausmaß des Verfalls: Die Mitte des Stammes war total morsch, so dass sich das Innere des Baumes mit der bloßen Hand herauskratzen ließ. Als Bürgermeister Hans Beck (Wählerblock Sambach) beim Abräumen Hand anlegte, brach der untere Teil des Stammes einfach in zwei Hälften auseinander.
"So ist das halt im Leben", kommentierte Werner Dallner das Werden und Vergehen. Bei den vielen Bauarbeiten rings um Brunnen und Linde hätten die Wurzeln immer wieder Schaden genommen, sagte er. An der spärlich ausgebildeten Krone war auch für den Laien gut erkennbar, dass der Baum zu wenig Nährstoffe bekam.
Bei allem Verständnis verabschiedeten sich die Steppacher doch etwas wehmütig von ihrem Wahrzeichen. Was wäre, wenn ein Mensch, vielleicht sogar ein Kind, durch den umfallenden Baum verletzt worden wäre, darüber hatten wohl die meisten nachgedacht.
Von der alten Linde hat auch der daneben stehende "Lindenbrunnen" seinen Namen. "Am Lindenbrunnen" ist ein Treffpunkt, und ein Begriff, den jedermann versteht und der gerne verwendet wird. Das sei schon früher so gewesen, erzählt Werner Dallner. Die Burschen hätten sich immer am Lindenbrunnen verabredet. Noch heute, wenn ein Ausflug stattfinde, sei der Treffpunkt "am Lindenbrunnen", erzählt Luise Hack.
Baumlos wird Steppach nach Dallners Worten aber auch in Zukunft nicht sein. Im Rahmen der Dorferneuerung werde am Brunnen wieder ein junger Baum gepflanzt. Zuvor müssen jedoch die Wurzeln der alten Linde herausgefräst werden, wie die Arbeiter des Gemeindebauhofs erklärten. Außerdem sei im Zuge der Neugestaltung geplant, am Merksplatz und entlang der Molkereistraße auf der Seite der Raiffeisenbank eine Allee aus Kugelakazien zu pflanzen.
Weshalb Akazien? "Weil Steppach einst ein Akaziendorf war und viele Standorte dieser Baumart aufzuweisen hatte", weiß Werner Dallner.