Eine Masern-Epidemie wie in Berlin ist derzeit im Raum Bamberg unwahrscheinlich. Etwa 85 Prozent aller Abc-Schützen sind geimpft, heißt es im Bamberger Gesundheitsamt. In den Jahren 2000 und 2001 waren hunderte Menschen in Bamberg und Coburg erkrankt.
Die Grippe kursiert seit Wochen in unserer Region, die Masern sind hier glücklicherweise kein Problem. Dem Bamberger Gesundheitsamt wurde heuer erst ein einziger Fall überhaupt bekannt.
Mit viel mehr rechnet Winfried Strauch auch nicht, der Leiter der Abteilung Gesundheit im Landratsamt: Ein bis zwei würden ihm durchschnittlich pro Jahr gemeldet.
Eine Masern-Epidemie, wie sie in Berlin ausgebrochen ist und die aktuelle Diskussion um eine Impfpflicht ausgelöst hat, hat es im Großraum zuletzt in den Jahren 2000 und 2001 gegeben.
Der Amtsarzt erinnert sich gut daran: Im Jahr 2000 seien im Landkreis Bamberg mehr als 100 Personen an Masern erkrankt. Und Ende November 2001 litten in Coburg gar über 1000 Menschen an der hoch ansteckenden Kinderkrankheit, die auch Erwachsene bekommen können. Damals "hat man richtig gesehen, wie die Masern durch die anthroposophischen Kreise gewandert sind", so Strauch wörtlich.
Er führt den seinerzeitigen Massenausbruch darauf zurück, dass einzelne Ärzte von der Schutzimpfung abrieten und die flächendeckende Immunisierung große Lücken bekommen hatte.
Großteil der Kinder ist geimpft Heute scheint ein Großteil der Kinder in der Region gegen Masern geimpft zu sein. Der Medizinaldirektor bezieht sich auf die routinemäßige Kontrolle von Impfpässen vor der Einschulung: "Da sieht es eigentlich gut aus." Nach seiner Einschätzung sind über 85 Prozent aller Abc-Schützen gegen Masern (und weil es sich um ein Kombinations-Serum handelt, auch gegen Mumps und Röteln) immunisiert.
Während die Masern-Epidemie und mögliche Konsequenzen daraus die Medien und Menschen beschäftigt, verzeichnet man in Strauchs Behörde nicht einmal einen gestiegenen Informationsbedarf durch besorgte Eltern.
Die Gesundheitsgefahren durch eine Masern-Impfung schätzt der Amtsarzt sehr gering ein. Ihm ist seit der Einführung einer Meldepflicht für Nebenwirkungen, die über das übliche Maß hinausgehen, kein einziger Fall bekannt geworden. Die Meldepflicht gibt es seit 2001 und das "übliche Maß" sind nach Strauchs Angaben leichte Schmerzen oder eine kleine Rötung an der Stelle, an der die Nadel gesetzt wurde. Auch leichtes Fieber wäre "normal".
Dass in der Bundesrepublik eine Impfpflicht eingeführt wird, glaubt Strauch nicht. Er hielte sie auch nicht für effektiv. Gut und auch für Deutschland praktikabel findet er die in den USA gängige Praxis "no shot, no school".
Der Slogan bedeutet so viel wie "keine Spritze, keine Schule" und scheint recht effektiv zu sein. Jedenfalls erleben es Strauch und sein Team "immer wieder, dass Leute, die in den USA ein College besuchen wollen, sich impfen lassen müssen".
Fest steht für Winfried Strauch aber auch, dass alle Nichtgeimpften davon "profitieren, dass um sie herum an jeder Ecke jemand ist, der geimpft ist".