Lesefutter aus der roten Telefonzelle

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Große Freude über den Bücherschrank. Das Bild zeigt von rechts Büchereileiterin Monika Cobb, Stadtrat Peter Neller, Bürgermeister Christian Lange und BV-Vorsitzenden Matthias Neller. Foto: Matthias Hoch
Große Freude über den Bücherschrank. Das Bild zeigt von rechts Büchereileiterin Monika Cobb, Stadtrat Peter Neller, Bürgermeister Christian Lange und BV-Vorsitzenden Matthias Neller. Foto: Matthias Hoch

Seit Freitag können Leseratten in der Gartenstadt Bücher in einen öffentlichen Bücherschrank stellen und welche herausnehmen.

Es warteten: Edgar Allan Poe mit Erzählungen, Charlotte Link mit dem Roman "Im Tal des Fuchses", John Grisham mit "Die Farm" sowie Sachbücher über Pharaonen und Landhäuser in der Toskana, dazu die Geschichte von Tristan und Isolde und eine Biografie über Napoleon. Diese Bücher und viele andere mehr bildeten die "Grundausstattung" des ersten "öffentlichen Bücherschrankes im öffentlichen Raum", der am Gartenstädter Markt eröffnet wurde.


Ein Buch rein, eines raus

Ob die genannten Bände am Samstag noch in der knallrot lackierten Telefonzelle gegenüber der Eisdiele zu finden sind? Hoffentlich nicht. Denn die Idee der Bücherschränke ist es ja, für einen hohen, möglichst kontinuierlichen Umschlag zu sorgen. Ein Buch rein, ein Buch raus - so lautet die Idealformel für das Funktionieren dieser kostenlosen Tauschanstalten.


Zusammen mit der Zweigstelle St. Kunigund der Stadtbücherei und ihrer Leiterin Monika Cobb ist der Bürgerverein Gartenstadt mit diesem Bücherschrank Vorreiter in Bamberg.

BV-Vorsitzender Matthias Neller hat dafür im Herbst nicht nur über E-Bay die alte Telefonzelle erstanden, sondern auch ihren Transport von Fürstenfeldbruck nach Bamberg organisiert und für die in seinen Augen unbedingt nötige Verschönerung gesorgt: Jetzt erstrahlt das Häuschen in Rot, hat seitlich Beschriftungen und hinten einen Plakatrahmen für Informationen der Stadtbücherei und des Bürgervereins. Innen ist sie mit einem Stahlregal ausgestattet.

1500 Euro hat sich der Bürgerverein das Ganze kosten lassen und Vorsitzender Matthias Neller hat 50 Stunden an Eigenleistung beigesteuert. In den letzten Tagen, in denen er unter freiem Himmel den Pinsel schwang, hat er sich zu seiner Arbeit und zu anderen Weltproblemen viele gute Ratschläge anhören müssen, denn die Gartenstadter nutzten die Gelegenheit ausgiebig, dem BV-Vorsitzenden ihre Meinung zu allen möglichen Themen kundzutun. "Sie hatten den Mund an meinem Ohr" beschreibt Neller in Abwandlung der Redensart die Situation.


Mit sanftem Druck

Jetzt hat er das hinter sich, denn der Bücherschrank ist fertig. Mindestens sanften Druck habe Bürgermeister Christian Lange ausgeübt, um den Bücherschrank so schnell wie möglich präsentieren zu können, hieß es bei der Eröffnung.

Der Bürgermeister sieht sich seinem Ziel, Bamberg zu einer Stadt der Bücher zu machen, wieder ein Stück näher: Nach dem erfolgreichen Literaturfestival und der Pen-Tagung werde nun ein weiteres Kapitel in der Geschichte der Buchstadt aufgeschlagen. Die Botschaft der Bücherschränke sei dabei ganz einfach: Sie sollen zum Lesen motivieren. Lange freut sich auch darüber, dass damit die Dezentralität und die Bedeutung der einzelnen Stadtteile gestärkt werde. Deshalb habe er Christiane Weiß, die Leiterin der Stadtbücherei gebeten, zu überlegen, wie ein Konzept der öffentlichen Bücherschränke aussehen müsste, um es auf die ganze Stadt ausrollen zu können.