Leben ohne Tiere? Geht nicht!

3 Min
 
 
 
 
 
Die Zaubermäuse
Die Zaubermäuse
 

Dietmar Nerlich aus Zückshut nennt eine ganze Menagerie sein Eigen. Die beiden Wüstenrennmäuse Max und Moritz treten sogar zusammen mit dem Hobbyzauberer auf.

Rocco ist der Erste, der Besucher der Familie Nerlich "empfängt": Der hellbraune Rüde kündigt jeden lautstark an, der das Grundstück betritt. "Rocco war das erste Tier hier", sagt Susi Nerlich, "obwohl ich anfangs Angst vor Hunden hatte." Aber Rocco war irgendwann einfach da. So wie der halbe Zoo, den ihr Mann Dietmar hier versammelt hat. "Ich wollte mal was mit Tieren machen, Zoo-Architekt werden", erklärt er ein erstes Berufsziel. "Aber die Noten..." Letztlich gab der gebürtige Meedensdorfer dem Pädagogik-Studium den Vorzug vor der Juristerei und hat seinen Tier-Traum dann nebenbei verwirklicht. Bei Nerlichs leben neben Rocco 14 Zuchttauben, Esel Lucky, die Ziegen Waldtraud und Mariechen, Minischwein Heidi, vier Wüstenrennmäuse und natürlich Rabe Jakob. Die fünf Kamerunschafe sind auf einer Wiese gleich in der Nähe untergebracht.

"Ich habe schon immer Tiere gehabt", betont Dietmar Nerlich. "Als Kind habe ich alles gefangen, was kreucht und fleucht." Ganz stolz berichtet er, alle europäischen Mäusearten besessen zu haben, sehr zur Freude seiner Geschwister... Weil bei ihm im Zimmer für die Tiere immer irgendwelche Pumpen für Tiere liefen, konnte er bei einem Ausflug gar nicht schlafen - "weil es ungewohnt still war".

Gattin Susi kennt ihren Mann nur in Kombination mit Tieren. Als sie in einer Drei-Zimmer-Wohnung in Bamberg lebten, gehörte eines davon den Vögeln des Gatten. "Wellensittiche, Nymphensittiche, ich hatte alles." Als Nerlichs nach Zückshut und damit aufs Land zogen, kamen die Tiere - selbstverständlich - mit. Allerdings zogen sie in eine Voliere.

Die fiel Orkan Wiebke 1990 zum Opfer. Die Vögel waren fort und Nerlichs tatsächlich eine Zeit lang ohne Tiere. Auch weil Dietmar Nerlich sich in der Schule im Rahmen eines Projektes intensiv in Zauberei einarbeitete.
Dann kamen daheim die Kinder, Daniel und Romina, mit Rocco an. Weil der spanische Straßenhund ja sonst niemanden hatte, zitiert Susi Nerlich. "Er war plötzlich da", sagt sie, "wie alle anderen nach ihm und: weil mein Mann einen Sprachfehler hat, er kann nicht ,Nein' sagen", merkt sie mit einem Blick auf den 53-Jährigen an, der Bände spricht.

Was reizt den Pädagogen an den Tieren, "ich beobachte sie gerne und ich mag ausgefallene oder auch aussterbende Rassen". Wie Waltraud, die scheue Girgantana-Ziege oder die blauflügeligen Goldgimpeltauben.
Nerlichs Faible für Tiere hat sich herumgesprochen. So wurden und werden immer wieder überzählige oder in Not geratene Exemplare vorbeigebracht. So wie die aus dem Nest gefallene Dohle. Nerlichs waren eigentlich beim Aufbruch in den Italien-Urlaub. Kein Hinderungsgrund für Dietmar Nerlich. Die Dohle reiste einfach mit. "Wir machten öfters Rast, nicht wegen der Kinder, sondern damit die Dohle Wasser bekam...", weiß Susi Nerlich noch heute. Manche Tiere wollte ihr Mann einfach mal haben. Wie Minischweine. Eines der wenigen Male, dass er die Gattin nicht überraschte: Er hatte die Zeitungsseite mit der im Tiermarkt unterstrichenen Anzeige offen liegen lassen.

Wie so viele Nerlich-Tiere, war auch Heidi schwanger. Doch eines Winterabends lag sie tot im Stall. Was tun mit den Kleinen? Dietmar Nerlich holte sie ins Haus, genauer gesagt ins Wohnzimmer. "Eine echte Sauerei", schaudert Susi Nerlich noch heute, um pragmatisch zu ergänzen, "wenigstens ist dabei eine neue Couchgarnitur herausgesprungen."

Die andere Heidi, eines der beiden Jungen ist geblieben, dafür wurde das andere abgegeben. "Ich kann ja nicht alle Tiere behalten", zeigt sich Nerlich auch realistisch. Aber kaum ist ein Tier verschwunden, folgt meist ein anderes. Weil Nerlich sich aus irgendeinem besonderen Grund dafür interessiert. Einen Esel wollte er, um damit durch Deutschland zu ziehen. Frau und Freunde schenkten ihm Lucky zum 50. - zum Wandern aber war bisher noch keine Zeit.

Vielleicht auch weil Jakob, der Kolkrabe dazwischenkam, den Nerlich unbedingt wollte. "Kolkraben sind so intelligent", schwärmt der 53-Jährige, während er das Tier "Jakob" sagen lässt und ihn mit Weintrauben belohnt. Mit Futter schafft Nerlich es, seinen kleinen Zoo fast komplett um sich zu scharen. Die Wüstenrennmäuse freilich, Max und Moritz, mit denen Nerlich zaubert, holt er dafür aus dem Käfig, um sie auf Luckys Rücken zu platzieren.

Mit all denen, sie deutet auf die Tiere jenseits des Holzzaunes, habe sie nichts zu tun, "macht alles mein Mann", betont Susi Nerlich. Nur Rocco, um den kümmere sie sich, seit die Kinder aus dem Haus sind. Weil der tierliebe Nachbar nun in Rente ist, ist es jetzt denkbar, dass Nerlichs einmal zu mehr als einem Tagesausflug wegkommen. Wobei sich Susi Nerlich freilich nie sicher sein kann, ob nicht irgendein Tier mitreist oder mit nach Hause kommt...