Projektleiter Volker Hütteroth (mit Stuhl), Geschäftsführer Michael Thiem (grüne Jacke) und zwei Mitarbeiter versorgen das neue Kaufhaus mit gebrauchten Möbeln. Fotos: Matthias Hoch
Die "Laufer Mühle", eine Einrichtung für suchtkranke und langzeitarbeitslose Menschen, eröffnet in der Pödeldorfer Straße 73 ein Gebrauchtwaren-Kaufhaus. Konkurrenz für Kolping und den St.-Vinzenzverein-Laden der "Tafel"?
Der Honer ist weg, wir brauchen Ersatz." Das sagt Volker Hütteroth, Projektleiter des neuen Sozialkaufhauses, das gerade in Bamberg einzieht. Was der Filialleiter damit meint: "Wir sind ein Kaufhaus im klassischen Sinn. Möbel, Lampen, Bücher, Elektroartikel, Kleidung. Wir decken den kompletten Kreislauf ab."
Das Wort "Kreislauf" hat er nicht zufällig gewählt. Dinge, die noch gut sind, sollen weiterverwendet werden. "Die Leute können uns nicht nur Sachen vorbeibringen. Wir kommen auch zur klassischen Haushaltsauflösung", sagt Hütteroth.
Erfahrung hat die "Laufer Mühle" bereits, sie führt Sozialkaufhäuser in Herzogenaurach, Höchstadt und Eckental (bei Nürnberg). Ursprünglich startete die "Laufer Mühle" in den Neunzigerjahren als Suchthilfe-Einrichtung. Die Zentrale liegt in Adelsdorf im Landkreis Erlangen-Höchstadt, mittlerweile gibt es insgesamt 14 Standorte.
Das Unternehmen besteht heute aus zwei Teilen: den soziotherapeutischen Einrichtungen (Suchthilfe) und den sozialen Betrieben, der Beschäftigungsgesellschaft.
"Wir sind ein Sozialunternehmen, das sich für suchtabhängige, psychisch kranke, behinderte und langzeitarbeitslose Menschen einsetzt", erläutert Geschäftsführer Michael Thiem. "Wir betreuen sie und möchten sie gesellschaftlich und beruflich integrieren." Langzeitarbeitslose qualifizieren Deswegen sei das erklärte Ziel, auch des neuen Kaufhauses in Bamberg: eben diese Menschen über Maßnahmen, etwa Aus- und Weiterbildung, für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Sie arbeiten als Verkäufer, Fahrer, in der Lagerlogistik oder im Einzelhandel. Speziell am Standort Bamberg wolle man Langzeitarbeitslosen vor Ort helfen, so Thiem.
"Bisher ist täglich ein Bus mit zehn Leuten von Bamberg nach Höchstadt gefahren. Für sie ist es einfacher, wenn wir hier einen Standort einrichten", sagt Thiel.
Am Standort, der Pödeldorfer Straße 73, wird mit zunächst zehn Mitarbeitern begonnen. Später könne man laut Thiel auf etwa 25 Leute aufstocken. Sie werden auf einer Verkaufsfläche von 500 Quadratmetern arbeiten, weitere 200 Quadratmeter stehen für Schulungsräume und Büros zur Verfügung.
Aktuell füllen sich die leeren Räume mit Möbeln - "ab sofort können bei uns gebrauchte Sachen abgeliefert werden. Vorzugsweise Kleidung", sagt Projektleiter Volker Hütteroth. Wer eine Haushaltsauflösung geplant oder größere Möbelstücke abzugeben habe, könne unter der Telefonnummer 0151/51584452 anrufen. Aber: "Wir schauen uns die Sachen vorher schon an.
Wenn wir den Eindruck haben, dass jemand nur Müll loswerden möchte, sagen wir das auch." Gegebenenfalls könne sich die Laufer Mühle dann um die Entrümpelung kümmern - im Sinne einer Dienstleistung, also gegen eine Gebühr.
Apropos Müll: Der Familiensenat beauftragte die Stadtverwaltung damit, Bambergs Gebrauchtmöbelhäuser in ein neues Sperrmüll-Konzept zu integrieren. In der Sitzung zeigten sich die Stadträte angetan davon, dass neben Kolping und dem St.-Vinzenzverein-Laden nun auch die "Laufer Mühle" Fuß fassen möchte. Wolfgang Grader von der GAL sagte: "Das zeigt, dass in Bamberg etwas fehlt."
Gerade da ist sich aber Martin Kunwald, Einrichtungsleiter des "Kolping Schnäppchentreff", nicht so sicher. "Die ,Laufer Mühle' baut ein komplettes Pendant zu uns auf. Dann gibt es zwei große Kaufhäuser mit dem gleichen Angebot.
Das könnte unter Umständen dazu führen, dass keines der beiden richtig läuft." Kunwald stellt die Frage, "ob die Stadt das verträgt".
Michael Thiem von der "Laufer Mühle" redet dagegen nicht gern von Konkurrenz - "es geht darum, dass wir Menschen unterstützen wollen". Er meint: "Der Markt ist groß. In Bamberg wäre wahrscheinlich sogar für fünf Kaufhäuser Platz."
Das sieht Michaela Revelant ganz anders. Sie ist für das Organisatorische im St.-Vinzenzverein-Laden der Bamberger "Tafel" zuständig. Auch hier gibt es gebrauchte Haushaltsartikel und Kleidung. "Der Bedarf ist nicht da. Es gibt neben Kolping und uns ja noch das Rote Kreuz und Secondhand-Läden. Ob es eine weitere Einrichtung nun auch noch braucht - Fragezeichen." Sie befürchtet: "Einer geht kaputt."
So drastisch drückt es Michael Thiem von der "Laufer Mühle" nicht aus.
Aber er sagt auch: "Wir müssen schauen, ob sich unser Kaufhaus trägt. Wenn nicht, müssen wir die Reißleine ziehen." Doch nun steht erst einmal die Eröffnung an. Am 2. Januar 2014. Namenssuche Das Kaufhaus soll einen Namen mit "L" und "M" bekommen, um die Verbindung zur Laufer Mühle herzustellen. Wer Vorschläge hat, mailt diese an info@laufer-muehle.de oder wählt die 0151/51584452.