Ein Baldachin in der Langen Straße soll Werbung für die Geschäfte in den Theatergassen sein, ist inzwischen aber eher ein Schandfleck. Nun sucht die Stadt Bamberg nach einer ansprechenderen Lösung, die auch den Gewerbetreibenden entgegenkommt.
Schön ist er nicht, der Baldachin an der Langen Straße. Darüber sind sich auch die Geschäftsleute in den Theatergassen einig. Deshalb haben sie der Stadtverwaltung schon vor einiger Zeit angeboten, das Dächlein selbst zu putzen und zu verschönern, das den Durchgang zu dem Wohn- und Geschäftsviertel markiert. Im Rathaus lehnte man die Offerte dankend ab und sucht nach einer anderen, ansprechenderen Lösung.
Kommt eine Stele?
Dass an der Langen Straße in irgendeiner Art und Weise auf die hinter den hohen Häusern liegenden Theatergassen hingewiesen werden muss, sei klar, sagt Ulrike Siebenhaar, Pressesprecherin der Stadt Bamberg. Das habe eine Begehung der Theatergassen im Februar mit Vertretern von Wirtschaftsförderung, Stadtgestaltung, einigen Einzelhändlern und der Firma Ströer/Deutsche Städtemedien ergeben.
Momentan gibt es die Idee, eine mit den Geschäftsnamen versehene Stele - vielleicht von innen beleuchtet - als Ersatz für den rund 25 Jahre alten Baldachin aufzustellen.
Ein entsprechender Vorschlag der Deutschen Städtemedien, die in Bamberg für jede Form von Werbung auf öffentlichem Grund zuständig ist, liegt der Interessengemeinschaft Theatergassen vor. Das bestätigt deren Sprecher Udo Arch auf Anfrage. Persönlich findet er den Vorschlag nicht überzeugend: "Es ist noch kein Durchbruch." Er sagt aber auch, dass die interne Abstimmung mit Kollegen noch aussteht.
Die Kommune wäre bereit, für eine schönere Lösung die Kosten für den Rückbau des Baldachins zu übernehmen. Laut Siebenhaar will man vermeiden, dass am Eingang zu den Theatergassen noch mehr Werbeplakate und Aufsteller auftauchen.
Der aktuelle Wildwuchs dokumentiert die Verzweiflung der Gewerbetreibenden im Viertel. Sie haben zur Selbsthilfe gegriffen. Seit das Haus eingerüstet ist, durch das die Passage zu ihnen führt, beklagen sie einen deutlichen Rückgang der Laufkundschaft. Sie müssten offensiv werben, damit überhaupt noch jemand zu ihnen kommt, sagen sie übereinstimmend.
In dem Wohn- und Geschäftsviertel zwischen Lange Straße und Schillerplatz zu bestehen, war von Anfang an schwierig, berichteten einige Geschäftsleute erst kürzlich bei einem Ortstermin mit dem FT. Trotzdem halten manche seit fast 25 Jahren durch.
Zugespitzt hat sich die Situation vor gut einem Jahr. Da wurden die Häuser Lange Straße 22 und 24 wegen Bauschäden zwangsgeräumt. Haus Nummer 22, durch das die Passage verläuft, ist seitdem eingerüstet. Erleuchteten früher hell beleuchtete Schaufenster den Durchgang, gleicht er jetzt einem düsteren Tunnel.
Die beiden Gebäude gehören einer luxemburgischen Gesellschaft. Für ihre Nachbarn aus den Theatergassen war sie angeblich nie zu sprechen; auch die Stadt oder die Werbegemeinschaft Lange Straße hatte dem Vernehmen nach lange keinen Kontakt.
Umso mehr Hoffnungen setzt man im Rathaus auf ein erstes persönliches Treffen von Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) und Vertretern der Bauverwaltung mit Sprechern der Luxemburger Eigentümerin. Es soll Ende Juni stattfinden. Ulrike Siebenhaar wertet es als "einen Meilenstein". Vornehmliches Ziel der Stadt sei es, bei der Unterredung ein Ende des schon Jahre währenden Leerstands in den Räumen der ehemaligen Bar "Easy Living", Lange Straße 24, zu erreichen.
Beschränkte Möglichkeiten
Die rechtlichen Möglichkeiten einer Kommune, in Fällen wie diesen auf Hausbesitzer einzuwirken, sind nach Angaben der Stadt-Sprecherin sehr beschränkt. Fortschritte seien nur im Konsens möglich. Insofern hege man große Erwartungen: "Wir versprechen uns einiges davon."
Dass es diesen "realen Termin" gibt und Vertreter der Eigentümerin nach Bamberg und ins Rathaus kommen, soll den intensiven Bemühungen der städtischen Wirtschaftsförderung zu verdanken sein.
Auch die Geschäftsleute in der Langen Straße sehen dem Treffen gespannt entgegen. Ihr Sprecher Pius Schiele gewann bisher den Eindruck, dass die Hausbesitzer am Leerstand gar nichts ändern wollen. Es gab nach seinen Worten immer wieder Interessenten für die ehemalige Bar "Easy Living", aber keinerlei Interesse seitens der Eigentümer.
Ich sehe nur einen, wenn ich da auf die gegenüberliegende Seite schaue - da stehen Tische, Stühle, ganze Warenlager vor einem Bettenhaus. Wenn ich gar an Sonderrechte großer Firmen denke, deren Werbeschilder man über Kilometer sehen kann (Real, McDondans ...) ... Aber die Kleinen können sich ja nicht wehren, die Großen kriegen zusätzlich noch Flugplätze und Steuerfreibriefe geschenkt.
spätestens jetzt sollte der dümmste Geldhai unter den Stadträten begreifen, wie töricht der Klüngelei mit Immobilienhaien ist. Bamberg ist so lukrativ, da braucht es keine "Kriecher-Mentalität" gegenüber Investoren.
Wie sagte mal ein vollmundiger Stadtrat etwas vorlaut?
"Die Planungshoheit haben wir, das müssen die Herren mal begreifen." Ging es da nicht auch um Immobilien-Leerstadt in der Innenstadt. Sogar gleich gegenüber gelegen? Was sagt denn der ach so herrschsüchtige Herr Stadtrat heute dazu?
und den Baldachin versteigern...