Am Wochenende eröffnete die Ausstellung im Turm der Giechburg. Alle Künstler verbindet, dass sie "Speicher der Geschichte" sind.
Nach zwei Jahren Vorbereitung fand nun die Vernissage zu der Kunstausstellung "im Turm" auf der Giechburg bei Scheßlitz statt. Bürgermeister Roland Kauper (CSU) begrüßte dazu im Namen von Landrat Johann Kalb (CSU) sechs Künstler aus Franken und München.
Sie hatten sich Fragen über Geschichten, die im und um diesen Turm gewebt sein könnten, gestellt. Dieser Berg- oder Burgfried, erwähnte er, sei der unbewohnte Wehrturm der mittelalterlichen Giechburg gewesen und jetzt oft als Ausstellungsraum für Künstler genutzt.
Kauper begrüßte auch seine Bürgermeisterkollegen Michael Karmann (CSU/ZWdG) aus Buttenheim und Ludwig Wahl (FW) aus Röttenbach.
"Die Kunst wäscht den Alltag von der Seele", zitierte er Pablo Picasso, bevor er das Wort an die Kunsthistorikerin Franziska Kloeters weitergab.
Diese wies zu Beginn ihrer Rede auf Josef Albers hin, dass Kunst uns ansehe und auf uns Betrachter wirken solle. In sechs Ebenen oder Stockwerken haben die Künstler mit verschiedenen Medien, Methoden und Materialien ihre Werke ausgestellt. Das verbindende Element aller sei der Speicher der Geschichte, Protokolle einer menschlichen und gleichzeitig gesellschaftlichen Entwicklung (nach Evi Steiner-Böhm).
Konsumkritik und Naturnähe
Weitere thematische Komponenten im Turm sind die Konsumkritik, Naturnähe, Lebensreflexion und Vergänglichkeit.
Dann stellte Kloeters die einzelnen Künstler vor.
Einen Moment des Schauderns und der ungewöhnlichen Begegnung beschert Georg Baier im Erdgeschoss mit seinen "Momentaufnahmen". Seine Collagen auf Papier lassen eine Welt des Diabolischen und Maskenhaften erscheinen, die teils frech und provokant, teils grotesk dämonisch grinsen.
Um den Menschen und seine Abhängigkeit von der Natur geht es Ulla Schoedel im Raum "Auf dem Rücken des Drachen" einen Stock höher. Die Dualität von Leben und Vergehen, von Auferstehung und Tod beherrschen ihre Werke aus den Naturmaterialien Erde und Sand. Die im Raum kurz erklingenden Töne untermauern die Vergänglichkeit der Zeit. Raumbeherrschend dürfte die Installation von einem Schädel eines Hochlandrindes mit aufgesetzter Skulptur sein.
Den dritten Stock hat Biggi Liebich mit "Wechselwirkungen gefüllt.
Was nach einem Brand übrig geblieben oder neu entstanden ist, lässt sie für den Betrachter stehen: Verbrannte Gegenstände wie Radio, Laptop oder Bücher sind Medien, Produkte einer Konsumgesellschaft.
Zerstörung als Auslöser für Neues? Ihre Collagen, Tempera- und Acrylmalereien bewegen sich thematisch im Politischen und Sozialkritischen. "Dabei fokussiere ich immer das Individuum in seinem Spannungsfeld und seiner Abhängigkeit zur Gesellschaft", erläuterte Liebig.
Beim Betreten des vierten Raumes entdeckt man überall verstreute einsame Körperteile, Arme und Beine aus Schaumstoff. Johann Christoph Leopold bewegt sich mit seinen Arbeiten, wie er selbst sagt, mit einer leichten ironischen Grundeinstellung zwischen Hoch- und Subkultur.
Koffer der Burgbewohner
Nicht so beklemmend, obwohl abgedunkelt, starren den Besucher die Koffer von Brigitte C. Reichl an.
Koffer und Taschen aus Leder sollen die Geschichten "Zu einer anderen Zeit" der früheren Burgbewohner erzählen. Dass hier nicht nur die Vergangenheit der Burgbewohner zu sehen ist, dürfte jedem Besucher klar sein.
Hoch oben im Turm, in der fünften Etage, begegnet man den Rauminstallationen von Hermine Gold. Zu den Vögel-Gemälden an den Wänden gesellen sich die Gips-Wachsfiguren der Vögel, in ihrer Bewegung versteinert, gleichzeitig aber zum Abflug bereit. Die Werke weisen auf den Grundgedanken der Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit der Zeit hin.
Mit einfühlsamen, doch fachkundigen Worten hatte Franziska Kloeters die Werke der Künstler und deren Vita beschrieben. Biggi Liebich überreichte sie als Dank aller Künstler einen Blumenstrauß für deren Organisation und Engagement. Dann forderte sie die Besucher auf, sich selbst auf die Kunstwerke einzulassen.