Kreative Köpfe aus dem In- und Ausland gestalten am 3. Oktober den "2. Tag der Performance". Plätze werden in Bamberg wieder zu Schauplätzen.
Den aberwitzigsten Apparaturen entlockt Pierre Bastien Klänge: Gebilden aus Meccano-Spielzeug, Papier und alten, aus allen Ecken der Welt zusammengetragenen Instrumenten. So produziert der französische Multiinstrumentalist Beats, die spannend, aber nicht unbedingt tanzbar sind. Als Headliner des "2. Tags der Performance" bietet Bastien der Konvention eben trotzig die Stirn. Wie viele andere Künstler, die am kommenden Montag zwischen 14 und 24 Uhr an der Regnitz zu erleben sind.
Große Resonanz
"Auf große Resonanz stieß im vergangenen Jahr der ,1. Tag der Performance'", berichtet Felix Forsbach als einer der Initiatoren der Veranstaltungsreihe. So folgt zum "Tag der Deutschen Einheit" die Fortsetzung - mit Akteuren aus diversen Regionen der Republik, Frankreich, Serbien, Japan und Norwegen.
"Plätze werden wieder zu Schauplätzen, Bordsteine zu Bühnen." Erst gegen 17 Uhr lassen sich die Protagonisten im Kesselhaus nieder - dem "Zentrum der performativen Gemütlichkeit".
Parallel zum Antikmarkt
Gemeinsam mit Jakob Fischer und Jeremie Gnaedig präsentiert Forsbach das Programm, das am Gabelmann startet - parallel zum Antikmarkt: "Für uns eine Gelegenheit, ein möglichst großes Publikum zu erreichen." Eröffnungsreden gibt's allerdings nicht. Stattdessen wird "gerauft": Im Sinne von "Raufen - ein Miteinander durch ein Gegeneinander passend zum Tag der Deutschen Einheit."
"Ostexport"
Auch Christian Schnurers skulpturale Intervention "Ostexport", die an den kalten Krieg erinnert, dürfte viele Blicke auf sich ziehen.
Seine Performance zeigt "mit der Rakete auf dem Dach des Trabbis, dass es heute wie damals ist: die Waffen machen den Krieg - und Waffen werden von Menschen gemacht." Wobei der Münchner zum "Tag der Deutschen Einheit" anprangert, dass Deutschland der drittgrößte Waffenexporteur der Welt ist.
Kampf "Mann gegen Stein"
An der Unteren Brücke gibt's ab 14.30 Uhr eine partizipative Installation von Wolfgang Stehle, der gerade Stipendiat der Villa Concordia ist.
Und schon wird gegen 15.15 Uhr der Schotterplatz am Leinritt zur Bühne, auf der Romain Hantz seinen "klanglichen Kampf gegen einen Steinwürfel" führt: Meißel, Hammer, Säge, Schlägel, Atem und Schweiß werden zu Instrumenten.
"Resist By The Sound" ist der Titel der Performance des französischen Künstlers, Musikers und Steinmetzes. "Und nach 30 intensiven Minuten entscheidet sich, wer die Auseinandersetzung zwischen Mann und Stein gewinnt..."
"Mutterbauch"
Im Anschluss daran steht Michi Matthes im Blickpunkt: ein aus Venezuela stammender Künstler. "Er installiert ein präpariertes Boot in der Regnitz, das seine intimen inneren Geräusche verrät", so Forsbach. "Der Titel ,Mutterbauch' gibt eine mögliche Assoziation vor. Ob es der Versuchsaufbau tatsächlich schafft, ins pränatale Erinnerungszentrum vorzustoßen, wird mit dementsprechender Spannung erwartet."
Schwarze Psalmen
Ilija Lazerevic zeigt ab 16.30 Uhr am Leinritt unter dem Titel "tik-tik-tak-tak" eine Performance, bei der er "Schlangen vertreibt". Danach wird das Kesselhaus zur Bühne, auf
der Albrecht Fischer ab 19 Uhr bei einer performativen Lesung "sieben schwarze Psalmen über das schwarz-weiß-rote Deutschland" vorstellt. Und die Frage aufwirft: "KZ, Krieg und Fluch, Lüge und Selbstbetrug, Leben und Sterben, Nazis - damals und heute. Wie reagiert das ,geeinte Deutschland' auf Nationalismus und Fremdenhass?"
Um 21 Uhr meldet sich im Kesselhaus das "Responsorium" zu Wort: Unter dem Stichwort "Alles für den Moment" wird eine "impulsgeleitete Improvisation aus Dichtung und Versen, Melodien und Rhythmen, Szenen und Aktionen, Gebilden und Konstrukten" gezeigt. Als Lyriker tritt Felix Forsbach dabei neben Performance-Künstlerin Olga Seehafer, dem bildenden Künstler David Grimm, dem norwegischen Lyriker Arild Vange, Nikolaus Durst und Jakob Fischer als Musikern zum Abschluss des Festivals auf.
Schräge Klangwelten
Zuvor kann das Publikum aber noch in Pierre Bastiens schräge Klangwelten eintauchen. Und "Maschinen" erleben, die "elegant stolpernde Beats" produzieren. Zu "schlurfenden Arrangements" spielt der Musiker Trompete und projiziert einen Roboter an die Wand: Der wiederum verweist auf "eine unperfekte und sich selbst nicht ernst nehmende Zukunft, die leider nie eintreffen wird".
Spannend? Alles Weitere finden Sie auf der Homepageder Veranstalter.