Kulturherbst in Lohndorf: Sterne, Gstanzln und Satire

2 Min
Der "Kommandant" Norbert Neugirg und seine "Feierwehrler" aus Altneihausen: Satire und Lyrik sowie weihnachtliche Musik-Parodien sorgten für Stimmung und Abwechslung. Foto: Katja Wagner
Der "Kommandant" Norbert Neugirg und seine "Feierwehrler" aus Altneihausen: Satire und Lyrik sowie weihnachtliche Musik-Parodien sorgten für Stimmung und Abwechslung. Foto: Katja Wagner
 
 
 
 
 
 
 

Beim Kulturherbst in Lohndorf begeisterten Norbert Neugirg und fünf Mitglieder der Altneihauser Feierwehrkapell'n.

"Kommandant" Norbert Neugirg und fünf Mitglieder der Altneihauser Feierwehrkapell'n sorgten im ausverkauften Reh-Saal bei der vorletzten Veranstaltung des SPD-Kulturherbstes Ellertal für eine "weihnachtliche Brandrodung", die einem über zweistündigen Feuerwerk mit viel Satire und Poesie sowie musikalischen Parodien gleichkam. Der Altneihauser "Krippenlöschzug" mit Tuba, Tenorhorn, Trompete, Akkordeon und Klarinette bzw. Saxophon bot die notwendige Entspannung zwischen den Weihnachtstexten, die die Ankündigung "leicht satirisch" weit übertrafen.

Die "Weihnachtsgans", bereits seit 2005 im Programm, unterstrich auch in Lohndorf ("Ein Stern hat uns ins Dorf geführt, weil man sich sonst nicht hierher verirrt") ihren Kultstatus. "Ja, diese Geschichte mit dem Schwager Hans gibt es wirklich; er zelebriert das Braten.
Das Drama mit dem Kauf des richtigen Christbaumes erlebe ich alle Jahre wieder und der Mettendunst ist erst vier Wochen alt", plauderte der Oberpfälzer aus dem Nähkästchen und schwärmte über den Saal. "Alles sehr komprimiert, da spürt man die lebendigen Menschen und die Energie ist bestens."

Kein Wunder, dass da bereits der Prolog einer ersten Feuerstelle glich und dann einen "Großbrand" auslöste. "Menschen, die an Ladenkassen wie die Gänse Federn lassen und, wie dieselben ausgenommen, ermattet aus den Läden kommen, voll bekiffter Weihnachtslieder, der Verstand kommt erst Dreikönig wieder. Besäufnis, Orgien, Dankesreden, Schwangerschafts- und Blutfetttest, gefährlich ist das Weihnachtsfest." Den Weihnachts-Gästen im Saal wurde kräftig der Spiegel vorgehalten. "Für Bescheuerte gibts aufblasbare Rentier-Hörner, Weihnachtsmännchen-Zipfelmützen, die rotgrüngelb vom Haupte blitzen, welche dem Betrachter sagen: Das kann nur ein Rindvieh tragen!"

"Santa Claus ist comin" to town", so durfte auch der Lokalkolorit nicht fehlen. Die noch nicht fertige Staatsstraße war ein geeigneter Angriffspunkt: "Der Bürgermeister Möhrlein ist nun aus Gewissensnöten an einen Wahrsager herangetreten und gab preis, was er laut Orakel weiß: Litzendorf wird sich gelassen dem Flughafen Berlin anpassen!"

Noch vor dem "Budenzauber"-Beitrag mit "akustischem Dauerbeschuss" und "Christkind-Mobilmachung", schmetterte das Publikum "bald ist Nikolaus-Abend da". Natürlich durfte auch der ein oder andere politische Seitenhieb, so die Finanzierung der "Kinderaufzucht" nicht fehlen. Satire der Extraklasse bot Neugirg mit seiner "Weihnachtsansprache der Geschäftsleitung" und mit dem "weihnachtlichen Hochrüsten", beginnend mit drei Kerzen, endend mit der Explosion eines Kohlekraftwerkes.

Der "Weihnachts-Kommandant" legte lyrische Feuerstellen im Zehn-Minuten -Takt: Angefangen vom Christbaumkauf am 23. Dezember, der mit der Ehefrau früh begann und erst bei totaler Finsternis vollendet war, über den Bratwurstwurst-Kult am Heiligen Abend ("Würste wie Asphalt") bis hin zum "Mettendunst". Alles gut vorstellbar: Mitternacht, ein Chor mit vollem Bauch, Klang-Wolke und Luftgemisch und ein "Cognac-Zinken" als Lichtlein, das dem Dirigent hilfreich war. Natürlich durften auch die Missgeschicke mit Weihnachtsgeschenken nicht fehlen: Wenn man Handschuhe mit einem Slip verwechselt, kann dies aufgrund eines doppeldeutigen Schreibens für die Liebste auch mal zur Auflösung einer Verlobung führen.

Mehr als schmuckes Beiwerk waren "internationale" Weihnachtsklassiker wie Jingle Bells", "Feliz Navidad", Rudoph, the red nosed reindeer" und als deftige Zugabe die "oiden Rittersleut" mit weihnachtlichen Gstanzln.
Noch in der Weihnachtszeit endet auch der diesjährige Kulturherbst nach insgesamt sieben ausverkauften Etappen: Am Freitag (20 Uhr) will Thorsten Havener live beweisen, dass er Gedanken lesen kann ("Ich weiß, was Du denkst!"). Ob ihm das auch in Lohndorf gelingt?