Ein an Überflüssigkeit nicht mehr zu überbietender Blödsinn hat sich breit gemacht.
Man hätte nicht gedacht, dass man einmal einer Margot Käßmann, jenem "Gesamtkunstwerk an Bluff und spätlutheranischer Frauenaufrechtheit" (E. Henscheid), zustimmen könne, ja müsse. Aber ihr Verdikt, die seit etwa 20 Jahren auch hierzulande grassierende Halloween-Seuche sei "kommerzieller Humbug", ist ein knappes Statement, das man dieser wortreichen Frau nicht zugetraut hätte. Wann hat der Humbug eigentlich angefangen? In Erinnerung ist ein Horrorfilm von 1978, halbwegs akzeptabel für den, der's mag. Freilich mit reaktionärer Moral und Denunziation von psychisch Kranken im Subtext. Aus den Siebzigern stammen auch Metzel- und Zombie-Filme; eine Beleidigung für jeden, der an subtilem literarischem Schrecken Gefallen findet.
Doch blieb man lange vom Halloween-Unfug verschont. Der brach sich offenbar erst Bahn, als clevere Marketing-Strategen das kommerzielle Potenzial scheußlicher chinesischer Gummimasken und vulgärer Kostüme erkannt hatten, begleitet von allzeit willigen Medienzombies, die wie ferngelenkt allerlei Unsinn über keltische Totengötter usf. streuten. Alles Quatsch, wie man mittlerweile weiß, abgesehen davon, dass die Kelten weit weniger sympathisch waren, als sich viele Esoterikheinis so einbilden.
Es ist ganz einfach eine kapitalistisch befeuerte Invasion aus den USA, ähnlich dem Valentinstag und der Coca-Cola-Dumpfkreatur Weihnachtsmann, die heimische Bräuche auslöscht oder überformt.
Am schlimmsten übrigens, wie selber beobachtet, in Mexiko, das eine weltweit einmalige Feierkultur zu Allerseelen, dem Día de los Muertos, pflegt(e?). Das soll nun kein Plädoyer sein für provinzielle Tümelei, aber mit Gerhard Polt zu fragen: Braucht's des?
Braucht es das? Gewiss nicht. Ministranten, die als Drei Könige etwas geleistet, ihr Sprüchlein aufgesagt haben, gibt man gerne. Stumpf glotzenden Zombie-Kindern, kleinen Kulturimperialisten, mit habgierig lauernden Eltern im Nacken eher weniger.
Schon die erpresserische Parole "Süßes oder Saures" stößt ab.
Ekelhaft ist der Zustand der Welt, da muss ich keine ekelhaften Filme gucken, in denen Blut und Hirnmasse spritzt. Die Menschheit hätte mehr Hirn
im Kopf nötig, nicht außerhalb. Freilich gibt es drängendere Probleme als dieses popularisierte Grand Guignol. Doch Halloween ist unsinnig, unnütz und, am allerschlimmsten, unlustig. Konservativ und griesgrämig das alles? Natürlich. Wenn's der Wahrheitsfindung dient ...
Ein an Überflüssigkeit nicht mehr zu überbietender Blödsinn hat sich breit gemacht, das könnte man höchstens von Herrn Görtelers Kommentar behaupten. Der Kommentar zeugt weder durch Kenntnis von Brauchtum und Kontext und Rezeption des Festes, sondern bedient sich einer fast schon lächerlichen Vorurteilen und plumpen Kritik. Ich gehe kurz auf die genannten Kritikpunkte ein und zeige auf, das diese Argumente kaum haltbar sind. Den Vorwurf der Kommerzialisierung ist zwar nicht zu leugnen, aber wenn man ehrlich ist sieht es bei Volksfesten (insbesondere Oktoberfest), Weihnachten etc. nicht viel anders aus. Die Kritik vom Re-Import eines Festes aus den USA und die Angst das was eigenes oder gar ursprüngliches verdrängt werden würde, kann man nur entgegnen was ist schon ursprünglich/heimisch und was fremd? Feste und auch Brauchtum sind nichts statisches, sondern etwas dynamisches, was sich mit der Zeit verändert und auch Fremdes adaptiert. So sind die christlichen Interpretationen, Adaptionen und Festeinführungen schließlich auch etwas Fremdes. Sofern die Theorie stimmt, dass christliche Feste bewusst auf heidnische Feste gelegt wurden um diese zu verdrängen, aber dann dennoch Elemente in die Brauchpraxis adaptiert wurden. So ist erwiesen, dass Jesus (Jehoshua ben Joseph) nicht am 24.12. im Jahre 0, sondern eher im Frühling (März/April) zwischen 7 und 4 v. Chr. wahrscheinlich geboren wurde und man hat das Datum nur deshalb gewählt, weil man die verschiedenen heidnischen Feste an Wintersonnenwende verdrängen wollte. Auch mit Allerheiligen (1. November) und Allerseelen (2. November) sieht es da nicht anders aus. Ursprünglich wurde Allerheiligen am 1. Sonntag nach Pfingsten gefeiert und wurde erst durch Gregor IV. Im Jahr 835 auf den 1. November festlegt. Seit Ende des 10. Jahrhundert wurde dann am 2. November mit Allerseelen zusätzlich ein Gedenktag aller Verstorbenen eingeführt, wobei dieser Gedenktag an die Verstorbenen trotzdem an Allerheiligen praktiziert wird.
nein, man braucht kein Halloween. Genauso wenig wie Fasching, Ostern, Valentinstag, Weihnachten, Silvester, Volksfeste et cetera. Aber es gibt Menschen, denen diese Feierlichkeiten und Veranstaltungen Spaß und Freude bereitet.
Man muss nicht nachvollziehen können, was einem Fan von Splatterfilmen amüsiert.
Andere erfreuen sich an Geschichten von Hawthorne, Poe, E.T.A. Hoffmann oder Baudelaire.
Wieder andere gehen zum Lachen in den Keller.
Jedem Tierchen sein Pläsierchen!
Seinen Sie ein wenig toleranter, werter Herr Görtler!
P.S. Mit Ihrer Aussage, dass mehr Hirn in den Köpfen mancher Menschen nicht schaden würde, dagegen, gehe ich hundertprozentig d’accord.
was den Halloween-Unfug betrifft, stimme ich Ihnen voll und ganz zu. Aber ihre unpassenden Bemerkungen zu Frau Käßmann und Ihre damit zum Ausdruck gebrachte Abscheu gegen "Lutheraner" empfinde ich mindestens genauso abscheulich.
. . . besser kann man's gar nicht formulieren.