Kochexperiment: So gelingt der Bamberger Krautbraten

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Gastgeber Thomas C. Reiser (links) hat sich bereit erklärt, den Bamberger Krautbraten zuzubereiten. Bedingung: Es musste an seinem Herd sein (da kennt er sich aus) und mit seinem Freund Robert Müller, Chef des Bamberger Köchevereins. Foto: Ronald Rinklef
Gastgeber Thomas C. Reiser (links) hat sich bereit erklärt, den Bamberger Krautbraten zuzubereiten. Bedingung: Es musste an seinem Herd sein (da kennt er sich aus) und mit seinem Freund Robert Müller, Chef des Bamberger Köchevereins. Foto: Ronald Rinklef
Gekocht wurde nach dem Rezept aus dem Bamberger Kochbuch von 1805. Foto: Ronald Rinklef
Gekocht wurde nach dem Rezept aus dem Bamberger Kochbuch von 1805. Foto: Ronald Rinklef
 
Erste Sache: Auf Regionalität achten. Weißkraut, der hier verwendet wird, ist bei den Bamberger Gärtnern zu bekommen. Den Strunk heraustrennen. Zwiebeln schneiden. Foto: Ronald Rinklef
Erste Sache: Auf Regionalität achten. Weißkraut, der hier verwendet wird, ist bei den Bamberger Gärtnern zu bekommen. Den Strunk heraustrennen. Zwiebeln schneiden. Foto: Ronald Rinklef
 
Für die Füllung werden neben dem Hackfleisch Semmeln gebraucht. Und Eier. Foto: Ronald Rinklef
Für die Füllung werden neben dem Hackfleisch Semmeln gebraucht. Und Eier. Foto: Ronald Rinklef
 
Ein Teil des Krauts für die Füllung schneiden. Foto: Ronald Rinklef
Ein Teil des Krauts für die Füllung schneiden. Foto: Ronald Rinklef
 
Die Füllung mit Hackfleisch, Zwiebeln und klein geschnittenem Kraut anbraten. Ei und Semmeln kommen hinzu. Früher gab es oft anstatt Fleischfüllung einfach nur eine Semmel-Ei-Füllung. Foto: Ronald Rinklef
Die Füllung mit Hackfleisch, Zwiebeln und klein geschnittenem Kraut anbraten. Ei und Semmeln kommen hinzu. Früher gab es oft anstatt Fleischfüllung einfach nur eine Semmel-Ei-Füllung. Foto: Ronald Rinklef
 
Das Weißkraut kochen Foto: Ronald Rinklef
Das Weißkraut kochen Foto: Ronald Rinklef
 
Dann einzelne Blätter auslegen. Foto: Ronald Rinklef
Dann einzelne Blätter auslegen. Foto: Ronald Rinklef
 
Georg Lang (links) half auch Robert Müller in der Küche. Foto: Ronald Rinklef
Georg Lang (links) half auch Robert Müller in der Küche. Foto: Ronald Rinklef
 
Dann, eine kleine Variante: Anstatt das Schweinefleisch klein zu schneiden und wie im Originalrezept unter die Füllung zu mischen, kommt feines Schweineschnitzel auf das Krautbett. Foto: Ronald Rinklef
Dann, eine kleine Variante: Anstatt das Schweinefleisch klein zu schneiden und wie im Originalrezept unter die Füllung zu mischen, kommt feines Schweineschnitzel auf das Krautbett. Foto: Ronald Rinklef
 
Danach wird die fertige Füllung... Foto: Ronald Rinklef
Danach wird die fertige Füllung... Foto: Ronald Rinklef
 
... auf die Schnitzel gegeben, dann wird eingerollt. Foto: Ronald Rinklef
... auf die Schnitzel gegeben, dann wird eingerollt. Foto: Ronald Rinklef
 
Foto: Ronald Rinklef
Foto: Ronald Rinklef
 
Foto: Ronald Rinklef
Foto: Ronald Rinklef
 
Den fertig gerollten Braten... Foto: Ronald Rinklef
Den fertig gerollten Braten... Foto: Ronald Rinklef
 
... auf ein Blech legen. Foto: Ronald Rinklef
... auf ein Blech legen. Foto: Ronald Rinklef
 
Dann in den Ofen für 35 Minuten (160 Grad), danach auf 180 Grad für 10 Min. erhöhen. Foto: Ronald Rinklef
Dann in den Ofen für 35 Minuten (160 Grad), danach auf 180 Grad für 10 Min. erhöhen. Foto: Ronald Rinklef
 
Foto: Ronald Rinklef
Foto: Ronald Rinklef
 
Dann Speck darauf geben (5 Min. weiterbacken). Foto: Ronald Rinklef
Dann Speck darauf geben (5 Min. weiterbacken). Foto: Ronald Rinklef
 
Danach raus nehmen... Foto: Ronald Rinklef
Danach raus nehmen... Foto: Ronald Rinklef
 
... in Scheiben schneiden... Foto: Ronald Rinklef
... in Scheiben schneiden... Foto: Ronald Rinklef
 
... und auf den Tellern anrichten. Foto: Ronald Rinklef
... und auf den Tellern anrichten. Foto: Ronald Rinklef
 
Foto: Ronald Rinklef
Foto: Ronald Rinklef
 
Dazu eignen sich Kartoffeln und Erbsbrei (nach Originalrezept) Foto: Ronald Rinklef
Dazu eignen sich Kartoffeln und Erbsbrei (nach Originalrezept) Foto: Ronald Rinklef
 
Foto: Ronald Rinklef
Foto: Ronald Rinklef
 
Foto: Ronald Rinklef
Foto: Ronald Rinklef
 
Reisers Gäste (v.l.) probieren: Landrat Günther Denzler, BBB-Fraktionschef Norbert Tscherner, CSU-Fraktionschef Helmut Müller, Gemüsebaumeister Hans-Jürgen Eichfelder, Welterbezentrum-Chefin Patricia Alberth, Georg Lang (Förderinitiative Alte Bamberger Gemüsesorten), Redakteur Sebastian Martin u. GAL-Fraktionschefin Ursula Sowa. Helmut Foto: Ronald Rinklef
Reisers Gäste (v.l.) probieren: Landrat Günther Denzler, BBB-Fraktionschef Norbert Tscherner, CSU-Fraktionschef Helmut Müller, Gemüsebaumeister Hans-Jürgen Eichfelder, Welterbezentrum-Chefin Patricia Alberth, Georg Lang (Förderinitiative Alte Bamberger Gemüsesorten), Redakteur Sebastian Martin u. GAL-Fraktionschefin Ursula Sowa. Helmut Foto: Ronald Rinklef
 
Foto: Ronald Rinklef
Foto: Ronald Rinklef
 

Nachdem wir mehrmals über den vermeintlich unbekannten Krautbraten berichtet haben, ist uns eins klar geworden: Die alten Bamberger kennen ihn, die jungen aber kaum. Wie man alte Gerichte wieder zum Leben erweckt? Wir wollten es wissen. Heraus kam ein Kochexperiment, das zeigt, wie einfach leckeres Essen zuzubereiten ist.

Es duftet nach Deftigem. So muss es wohl auch vor über 200 Jahren gewesen sein in Bamberg. Damals, 1805, als in den bürgerlichen Küchen der Domstadt Krautbraten zubereitet wurde.

So zumindest findet sich das Rezept im Bamberger Kochbuch, das aus dieser Zeit stammt und 1983 erst wieder neu aufgelegt wurde. Nach deftigem Krautbraten riecht es auch im Jahr 2014, aus der Küche von Thomas C. Reiser.

Und das kam so:

Nachdem wir mehrmals nach dem Rezept des Bamberger Krautbratens gefahndet haben, haben sich zahlreiche Leser gemeldet, die ein Rezept in ihren - meist aus den 70er Jahren stammenden - Kochbüchern fanden.

Doch, wie sich herausstellte, ist das Gericht noch viel älter. Im Bamberger Kochbuch von 1805 findet sich dieses bereits, auch ältere Nachweise aus dem 17. Jahrhundert gibt es.

Das Krautbraten-Experiment
Thomas Reiser, ehemaliger Vorsitzender vom Bürgerverein Bamberg-Mitte, kennt sich mit alten Rezepten aus. Der begeisterte Hobby-Koch hat im Jahr 1998 den "Bamberger Topfgucker" mit Rezepten aus der Bevölkerung herausgebracht. Auch darin war der Krautbraten zu finden.

Wir haben also gesagt: Wir müssen den Krautbraten kochen. Thomas Reiser hat sich bereit erklärt, das Gericht nach dem Rezept von 1805 zuzubereiten. Bedingung: Es musste an seinem Herd sein (da kennt er sich aus) und mit seinem Freund Robert Müller, Chef des Bamberger Köchevereins.

Wie es war, gibt's hier im Video.

Das Rezept aus dem Bamberger Kochbuch von 1805

"Gebackenes Kraut oder sogenannter Krauts braten - auf Fast- oder Fleischtage zu kochen" aus dem Bamberger Kochbuch von 1805 "für die herrschaftliche und bürgerliche Küche" (übertragen von Thomas C. Reiser)

Rezept für 12 (!) Personen - (in Klammer die Original-Angaben, wobei 1 Loth = 17,5g)

Zutaten

weißes Brot (für 4 Kreuzer), entspricht zirka 500 g, also 10 bis 12 Semmeln
3 Krautköpfe
210 g (12 Loth) Butter oder Schmalz
3 große Zwiebeln
Muskatnuss
8 Eier
250 g Schmalz (12-14 Loth) - oder eine dick mit Butter ausgestrichene Reine (Backblech)

an einem Fleischtag kommen dazu

250 g Speck, kleingewürfelt
250 g gekochten (abgesottenen) Schinken

Zubereitung

Semmeln in Wasser weichen. Von den Krautköpfen alle Blätter bis auf die Herzen herunterschneiden, Rippen und Strünke (Dorschen) herausschneiden, die Blätter hacken oder recht fein schneiden. Butter oder Schmalz in einer tiefen Pfanne (einem Kastrol oder Tiegel) erhitzen, Zwiebeln hineinschneiden und angehen lassen (ein wenig dünsten), das gehackte Kraut zugeben und alles ganz weich dünsten. Dann salzen und Muskat frisch darüber reiben. Wenn das Kraut weich ist, die eingeweichten und gut ausgedrückten Semmel unterrühren und noch etwas dämpfen. Vom Feuer ziehen, die Eier ("8 ganze Eyer") unterrühren. 250 g Schmalz in einer Reine heiß werden lassen, das Angerührte hineinschütten ("doch ist zu bemerken, daß das Geschirr nicht zu groß seyn darf, damit die Masse zwei starke Finger hoch bleibe"). "Decke es mit einem Deckel zu, lege Kohlen auf denselben, und laß es oben und unten gelb backen." Man kann diese Masse auch in einer mit Butter dick bestrichenen Auflaufform oder kleinen Bratpfanne im Ofen backen.

Zubereitung an einem Fleischtag
Den kleingewürfelten Speck und Schinken - in Thomas Reisers Familienrezept von 1899 ist von "hachiertem Fleisch aus dem Schinken (Schlegel) des Schweins" die Rede - unter die Kraut-Semmel-Ei-Masse rühren.

Beilage
Erbsenbrei mit Bohnenkräutlein und etwas Minze