"Klassiker des Rock" sind alt geworden

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Ian Gillan, einst kreischende Rock-Röhre bei Deep Purple, mühte sich sichtlich ab. Foto: RiegerPress
Ian Gillan, einst kreischende Rock-Röhre bei Deep Purple, mühte sich sichtlich ab.  Foto: RiegerPress
Gianna Nannini zog sich noch achtbar aus der Affäre.
Gianna Nannini zog sich noch achtbar aus der Affäre.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ian Gillan, ehemals Deep Purple, tat sich schwer.
Ian Gillan, ehemals Deep Purple, tat sich schwer.
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Die Kondition gealterter Rockstars ließ bei einem Konzert in der Brose-Arena deutlich zu wünschen übrig. Sie offenbarten deutliche Schwächen vor allem in der Stimme.

Rockklassiker klasse und klassisch interpretiert: Bei der sechsten Auflage von "Rock meets classic" verschmolzen am Mittwochabend in der Brose-Arena Schwermetall, Bombastsound, Symphonien und Pyrotechnik zu einem beeindruckenden Spektakel. Was aber nur 1800 Besucher sehen wollten. Debakel statt Spektakel für die Veranstalter.

Die Altrocker ziehen samt ihrer Welthits nicht mehr so. Hatten die Rockröhren Marc Sto-
race (Krokus) und Gianna Nannini, noch immer ein Energiebündel trotz ihrer 59 Jahre, der Sangeskünstler Erich Martin (der mit drei Mr.-Big-Hits aufhorchen ließ) sowie John Wetton, dessen Asia-Kompositionen wie für ein Symphonie-Orchester gemacht scheinen, noch stimmlich mit den brillanten Begleitmusikern in Orchester und Band mitgehalten, galt dies für die Akteure nach der Pause nicht mehr.

"Only Time will tell" hieß einer der Asia-Titel, der sich auf Rick Parfitt (66) ummünzen ließ. Denn die Zeit des Status- Quo-Gitarristen scheint abgelaufen. Nach 17 Konzerten innerhalb von drei Wochen spielten die Stimmbänder, anders als die Gitarrensaiten bei den Drei-Akkord-Nummern, nicht mehr mit. Und auch Ian Gillan (69) von Deep Purple quälte sich erkennbar und erweckte sogar Mitleid, als er sich bei "Highway Star" oder "Perfect Strangers" in die hohen Passagen presste und dabei völlig außer Puste geriet. "Was war das?", fragte er sich selber, um danach mit der Ballade "When a blind Man cries" eine Ode auf Behinderte anzustimmen.

Oft wünschte man sich, dass Sänger/innen aus dem vierköpfigen Chor oder aus der überzeugenden Mat-Sinner-Band den Vokalpart übernommen hätten, denn deren Qualität überzeugte wie die der jungen Musiker im Prager Symphonieorchester unter Leitung von Bernhard Wünsch, dem von Bandleader Mat Sinner ebenso Bamberger Bezüge nachgesagt wurden wie dem Keyboarder Jimmy Kresic.

Nach all den Feuerwerken im Verlauf der über dreistündigen Show herrschte zum Schluss tatsächlich Feuer unterm Dach, als alle Akteure zum Abschluss die Deep-Purple-Hymne "Smoke on the water" intonierten. Aber selbst zu diesem Zeitpunkt war der Funke dennoch nicht auf alle übergesprungen, weil Schwächen einfach nicht zu überhören und -sehen gewesen waren.