"Bambergs unabhängige Bürger" fordern in einem Dringlichkeitsantrag ein Kiff-Verbot auf Bambergs-Festen bis spät in die Nacht. Es gehe ihnen um die Ordnung und Gesundheit von Familien. Der wahre Grund dürfte ein anderer sein, so die Meinung unseres Redakteurs.
Mit einem Dringlichkeitsantrag will die Wählergruppe "BuB - Bambergs unabhängige Bürger" die Stadt Bamberg dazu bringen, mittels Allgemeinverfügung ein "Kiff-Verbot während aller Feste und Veranstaltungen" zu erlassen - und zwar weit über das sowieso in der Innenstadt bis 20 Uhr bestehende Verbot hinaus. Denn: "Die beliebten Bamberger Feste werden traditionellerweise von Familien und Kindern gleichermaßen bis in die späten Abendstunden besucht", wie Klaus Stieringer erklärte.
Gemeint sind neben "Bamberg zaubert" auch das "Blues- und Jazzfestival" und vor allem die "Sandkerwa". Um "die öffentliche Ordnung zu wahren und die Gesundheit der Bürger zu schützen", brauche es da klare Regeln für den Konsum von Cannabis.
Weg vom Populismus: Bei der Sandkerwa gibt es andere Probleme als das Kiffen
Für mich stellt sich die Frage: Geht es der BuB-Stadträtin Daniela Rheinfelder und ihrem Kollegen Klaus Stieringer tatsächlich um die öffentliche Ordnung und die Gesundheit der Bürger - oder stecken doch populistische Motive hinter der Forderung?
Um hier gleich Missverständnissen vorzubeugen: Ich mag die Sandkerwa und gehe gerne auf Feste in Bamberg. Ich will niemanden das Bier in der Sandstraße verbieten oder das Rauchen im Freien einschränken. Aber mal ehrlich: Wer angesichts der häufig vorkommenden Alkoholexzesse im Rahmen der Sandkerwa wirklich Angst vor ein paar Kiffern hat, der scheint der Wirklichkeit ein gutes Stück entrückt.
Jedes Jahr berichtet die Polizei von zahlreichen Vorfällen im Rahmen der Sandkerwa und anderer größerer Veranstaltungen. Vorfälle wie Körperverletzungen, sexuellen Belästigungen oder auch verbale und tätliche Angriffe auf Polizeibeamte stehen dabei sehr häufig im Zusammenhang mit übertriebenem Alkoholkonsum. Außerdem hat Alkohol schon bei geringen Mengen schwere gesundheitliche Folgen. Man muss daraus nicht ableiten, dass man Alkohol verbieten sollte - aber dass Alkohol auch zu Problemen führt, ist eindeutig. Dies gilt umso mehr in einer Bierstadt wie Bamberg.
Welche realen Gefahren gibt es wirklich?
Der Umgang mit dem Thema Cannabis-Legalisierung ist Bayern mittlerweile beinahe lächerlich. Die vorgebrachten Bedenken lösen sich bei näherer und sachlicher Betrachtung vielfach in Luft auf: Die Fremdschädigung durchs Kiffen entsteht praktisch ausschließlich durch den verbrannten Tabak – "passiv bekifft" zu werden ist faktisch ausgeschlossen, selbst in einem kleinen, geschlossen Raum wie eine Studie schon 2010 belegte. Das Rauchen von Zigaretten wollen die BuB-Politiker aber nicht verbieten – dabei sind die schädlichen Folgen des passiven Tabakkonsums gut erforscht.
Apropos Rauchen: Woran erkennt ein, sagen wir, 10 Jahre altes Kind überhaupt, ob da jemand eine Zigarette oder einen Joint raucht? Eine Antwort bleiben die Bedenkenträger an dieser Stelle schuldig.
inzwischen wird doch sicher jeder gemerkt haben, dass wir ein großes Drogenproblem haben in unserer Gesellschaft 😲
Daran ändern auch Getze nix 🙄
Kiffer und Schausteller interessiert das.
Not my business.
Vielen Dank. Du hast mir aus der Seele gesprochen. Soviel Bigotterie und Provinzialismus tuen wahrhaft weh........
Da macht sich also ein Herr Stieringer, der sich in den Beiträgen seiner Accounts gerne mal an einem Glas Bier, Wein oder was auch immer festhält, Gedanken zu Gefahren durch das Kiffen auf der Sandkerwa. Heute Mittag waren unzählige Familien mit Kindern in der Innenstadt und konnten sich davon überzeugen, dass Alkohol durchaus schon vor dem Mittagessen möglich ist. Macht sich dieser Moralapostel Stieringer da auch so viele Gedanken? Sicherlich nicht! Ich fordere bei Veranstaltungen auf dem Maxplatz ein Alkoholverbot vor 20 Uhr zum Schutz unserer Kinder!
Chapeau - ein klasse qualitätsvoller Kommentar, der die Haltung beschreibt, nämlich dem gesellschaftlich tolerierten und gemeinschaftlich und öffentlich zelebrierten Massenkonsum von Alkohol und Tabak zu frönen, jedoch keine Toleranz gegenüber legalen Cannabisprodukten zu zeigen