Nach fünfjähriger Bauzeit wurde die historische Kellergasse in Unterhaid nun offiziell eröffnet. Wie es sich gehört mit zünftigem Kellerbetrieb.
Wolfgang Laubender strahlt nur so. Nach 17 Jahren geht ein Traum in Erfüllung: Die historische Kelleranlage in der Unterhaider Kellergasse ist wieder wachgeküsst, der Keller in Betrieb mit ganz vielen Besuchern beim Auftakt. Es lag auf der Hand, dass die Gemeinde Oberhaid als Bauherrin den Abschluss dieses aus Perspektive des Denkmalschutzes so bedeutenden Vorhabens entsprechend feierte - mit regem Kellerbetrieb und hochkarätigen Ehrengästen. Dabei war die Ausgangslage, wie Bürgermeister Carsten Joneitis (SPD) ausführte, alles andere als einfach, die Interessenslagen von Anfang an doch sehr unterschiedlich: die rechtliche Situation der Kellerbetreiber doch äußerst diffus, die Kosten einer Sanierung nicht definierbar und ein möglicher Bauherr nicht erkennbar.
Die einzigartige und kulturhistorische Anlage drohte zu verfallen.
"Mit absoluter Begeisterung" Thomas Gunzelmann vom Landesamt für Denkmalpflege, Außenstelle Schloss Seehof, war es, der laut Joneitis deren Erhalt "mit absoluter Begeisterung und Überzeugung vorantrieb." Erstaunlicherweise fanden sich genügend Förderer, dank deren Unterstützung das über 800.000 Euro teure Sanierungsprojekt realisiert werden konnte mit einer traumhaften Förderquote von über 80 Prozent. Denn alleine hätte die Gemeinde Oberhaid dieses Vorhaben nicht stemmen können, machte Joneitis deutlich.
Erst mit der Aufmessung durch das Amt für Denkmalpflege und unter Mithilfe des Amtes für ländliche Entwicklung konnte eine Rechtsordnung geschaffen werden: für die 29 Kellerrechtler sowie den Kellerhausbesitzer ein Eigentumsrecht in Form einer Grunddienstbarkeit
für überirdische und ein Erbbaurecht für sogenannte oberirdische Anlagen. Damit wurden Rechte und Pflichten festgeschrieben und die Gemeinde konnte als Bauherrin auftreten. Joneitis nutzte die Gelegenheit, um allen Dank zu sagen, die zum Erhalt der historisch bedeutsamen Anlage an der Schnittstelle zwischen Bierfranken und Weinfranken beigetragen haben. Was lag näher, als alle auf den wachgeküssten Keller einzuladen. Die Mitarbeiter der Verwaltung bewirteten die illustren Gäste in der lauschigen Anlage, zu der man auf original Tütschengereuther Pflaster emporläuft.
Das muntere Kellertreiben verfolgte Wolfgang Laubender, der an der Anlage mit Kellerhaus, Terrassen und Kegelbahn Teil hat, mit Freude und Genugtuung.
Schließlich setzt er sich seit bald zwei Jahrzehnten dafür ein, dass am Keller in der denkmalgeschützten Anlage wieder Betrieb sein kann.
Diese historische, aus dem 18. Jahrhundert stammende Anlage, die zu den besterhaltenen zählt, bezeichnete der Bürgermeister als ein ganz wesentliches Element der Kulturlandschaft und Oberhaider Alleinstellungserkmal. Er drückte seinen Wunsch aus, Keller und Kellerhaus mögen dauerhaft erhalten und betrieben werden.
Hintersinniger Vortrag Was es mit den Kellern gerade als Ausdruck fränkischer Lebensweise auf sich hat, beleuchtete Thomas Gunzelmann in seinem ebenso informativen wie hintersinnigen Vortrag.
Die Unterhaider Kellergasse bezeichnete er als "Kleinod der fränkischen Kulturlandschaft", wie er seine Ausführungen betitelt hatte.
Während Bamberg als heimliche Hauptstadt des Bieres nur noch zwei echte Keller und damit einen mehr als München habe, würden beide von der Gemeinde Oberhaid übertroffen, wo es nunmehr wieder drei gebe.
Viele Lacher erntete Gunzelmann für seinen historischen Hinweis, wonach ein Franke, Carl Linde (aus Berndorf bei Thurnau) als Erfinder der Kältemaschine, Schuld am Niedergang der Keller (als Bier-Lagerstätten) hatte. Bei den Kellern wurde früher Bier produziert und gelagert.
Im Laufe der Zeit erfreuten sich die Keller zusätzlich der Funktion als Freizeitort. Gunzelmann würdigte das Engagement der Gemeinde Oberhaid, des Bürgermeisters, der Rechtler, Wolfgang Laubenders und des ausführenden Büros für angewandte Denkmlapflege für den Erhalt dieser Anlage und skizzierte den Weg von der schwierigen Ausgangssituation, hin zum "Geschenk der Vermessung" über die Aufnahme durch
Dipl.-Ing. Simone Kreuzeder aus seinem Hause, zur Erarbeitung eines denkmalschützerischen Konzeptes durch das Fachbüro aus Stettfeld mit den Architekten Johann Müller, Dirk Raffegerst und Oliver Reiß bis hin zur Fertigstellung.
"Lassen Sie uns miteinander feien, dass wir diese Gabe des Schöpfers, der Natur und unserer Vorfahren, aber auch unseres gemeinschaftlichen Einsatzes wieder in Besitz nehmen können", forderte er die Keller-Eröffnungs-Gäste auf.
"Sonderbaustelle" Zuvor ließ Johann Müller aus Architektensicht das anspruchsvolle Projekt eine "Sonderbaustelle" Revue passieren, wobei er auf die zahlreichen besonderen Herausforderungen hinwies: "Wer baut heute noch Gewölbe, wer sichert Felsen?" Als langjähriger Bürgermeister der Bier-Gemeinde Buttenheim fiel es Landrat Johann Kalb leicht, Bezüge zur Unterhaider Kellergasse herzustellen.
Oberhaid habe damit einen wichtigen Beitrag zur Kultur im Landkreis geleistet, freute er sich. "Franken hat mit dieser Kellergasse dazugewonnen", befand MdL Heinrich Rudrof. "Wir haben gerne mitgeholfen", ließ Anton Hepple in seiner Funktion als Leiter des Amtes für ländliche Entwicklung wissen. Nachdem von einem Klarinetten-Trio der Kreismusikschule musikalisch umrahmten offiziellen Teil der Eröffnung unterhielten Gerhard Förtsch und Mark Dotterweich die vielen Besucher beim anschließenden gemütlichen Teil. Am Ende ließ Wolfgang Laubender die Besucher wissen, dass ab jetzt wieder regelmäßig Betrieb auf dem Keller in der Kellergasse sei. Und auch die Kegelbahn hat ihre Wiederbelebung erfahren.