Kleidung, Mobiliar, Gebrauchsgegenstände und Service sollten für jeden erschwinglich sein. Verschiedene Bamberger Geschäfte bieten Alternativen zur teuren Neuware.
Muss es denn wirklich immer das fabrikneue Möbelstück, das frisch produzierte Kleid oder das orginalverpackte Buch sein? Wenn es nach den Kunden des Antiquariats Lorang in der Karolinenstraße 1 geht, wohl eher nicht. Dort werden nämlich vor allem alte Bücher verkauft.
Inhaber Robert Lorang findet Secondhand-Bücher "genauso gut wie Neuware, wenn man nicht allzu pingelig ist". Es könne schon mal vorkommen, dass ein Buch etwas abgegriffen aussieht oder einen Fleck hat, allerdings könne ein solches Werk auch enorm an Wert gewinnen. "Bei alten Büchern ist es richtig, sowohl Geld zu sparen als auch richtig viel davon auszugeben", erklärt der Buchhändler.
Sein Geschäft deckt beide Sparten des Angebots ab - Lorang bietet günstige und teure Werke an.
Zwischen den mit gefüllten Regalen voll gestellten Wänden des Ladens sticht einem das Krimi-Regal ins Auge - sämtliche Bücher darin kosten gerade einmal 1,50 Euro.
Auch Neuware ist im Sortiment vertreten, da "manche Leute ein Problem damit haben, dass gebrauchte Bücher schon so oft angefasst wurden. Einige Kunden verlangen sogar nach originalverpackten Stücken, weil ihnen die in der Auslage auch schon zu viel von Fremden berührt wurden", so Lorang. Trotz dieser Erfahrung ist es dem Unternehmer wichtig, weiterhin auch für jedermann erschwingliche Bücher zu verkaufen: "Ohne das hätten wir viele Kunden einfach nicht."
Die Kleidung fremder Leute Auch der Secondhand-Shop Immerland (Promenadestraße 1a) bietet bereits gelesene Bücher an. Überwiegend hat sich der Laden, der von der Diakonie betrieben wird, allerdings auf Bekleidung spezialisiert.
Das kleine, zentral gelegene Geschäft ist außerdem ein gutes Beispiel dafür, wie gut sortiert der Gebrauchtwarenhandel sein kann: Von schmuddeliger Kleidung im Altkleidersammlungs-Stil keine Spur - die Sachen sind auf Bügeln und Stapeln ordentlich aufgereiht.
Das ist kein Zufall: "Wir verkaufen zwar Kleiderspenden, aber bei uns wird die Ware immer gesichtet. Wir nehmen die Kleidung nur sauber und gebügelt an. Manche Leute haben die Sichtweise, dass ihre Kleidung noch gut und schön ist, obwohl sie eigentlich in den Sack gehört", erklärt die hauptamtliche Ladenleiterin Karin Keiling.
Solche Angebote übernehme das Geschäft dann nicht. Neben NoName-Produkten wird dort aber auch Markenware und Designerstücke verkauft. Diese werde dann ordentlich sortiert und präsentiert.
"Bei uns wird nichts verramscht!"
Laut Keiling kaufen im Immerland sowohl Stammkunden als auch Laufkundschaft ein: "Menschen mit geringem Einkommen besuchen uns immer wieder. Wir bieten für Leute mit wenig Geld Kundenkarten an, mit denen sie noch einmal 50 Prozent auf alle Angebote bekommen", erklärt die Geschäftsleiterin.
Doch Keiling betont, dass das Sortiment nicht nur etwas für Bedürftige hergibt: "Der Normalverdiener muss auch auf sein Geld achten, außerdem suchen einige Leute gezielt nach Sachen, die sie nicht in normalen Läden finden würden - Dinge, die man in einem Kaufhaus nicht bekommt."
Gerade viele jüngere Leute sind auf der Suche nach ausgefallener Kleidung, um sich von der Masse abzuheben - sie besuchen Secondhand-Läden, um Unikate zu finden: Die beiden Pädagogik Studentinnen Mona Eckhard und Eva Liehner sind zwei davon.
Einfach mal ausprobieren Liehner gibt an, gerne zu stöbern und dass man in guten Geschäften mit großer Auswahl einfach mal Sachen an- und ausprobieren könne, die man sonst nicht tragen würde: "Ich ziehe manchmal bewusst hässliche Stücke an und überlege, ob sie anders kombiniert stylisch wirken könnten."
Auch für Anlässe wie Fastnacht sind die beiden jungen Frauen Fans der günstigen Einkaufsmöglichkeit: " Ich habe mir für Fasching einen Tüllrock gekauft. Wenn man so etwas nur an einem Tag trägt, will man wenig dafür zahlen", berichtet Eckhardt von ihrem aktuellen Kauf.
Wie du mir so ich dir Einige oberfränkische Kommunen bieten darüber hinaus öffentliche Tauschbörsen an.
Gerade junge Familien profitieren von dem Prinzip, das darauf basiert, einen dringend benötigten Gegenstand wie ein Kinderbett oder Inlineskates, einfach gegen etwas anderes zu tauschen. Eine Dienstleistung, wie einmal Rasenmähen, gegen einen Satz Legosteine tauschen. Oder doch lieber einen Wasserkocher statt dem alten Sessel? Getauscht werden kann eigentlich alles, Hauptsache es ist einigermaßen gleichwertig und in gutem Zustand.
Vielen Eltern dürfte es ja auch bekannt vorkommen, dass ihre Kinder meist schneller aus Kleidung, Spielsachen und Möbeln herauswachsen als sie diese abnützen können. Prompt ist eine neue, altersgemäße Ausstattung für den Sprössling fällig. Da das unnötig ins Geld gehen könnte, entlastet der Austausch viele Haushalte enorm.
Allerdings musste die örtliche Tauschbörse des Familienbezirks Bamberg eingestellt werden, da sie zu wenig genutzt wurde.
Das geringe Echo begründet sich wohl darauf, dass es dort nicht möglich war, "Ware gegen Geld zu tauschen, sondern nur gegen eine andere Ware", wie die Familienbeauftragte der Stadt Bamberg, Gisela Filkorn, bedauernd betont.
Laut Filkorn ist aber auch die praktische Handhabung zu kompliziert und außerdem die Konkurrenz der vielen regionalen und überregionalen Tauschbörsen einfach zu groß.
Wie Sankt Martin - nur online Der Trend geht noch weiter: Inspiriert von einer Gruppierung aus Wien hat es sich die Bamberger Facebook-Gruppe "share and care" (englisch: teilen und sich umeinander kümmern) zur Aufgabe gemacht, Menschen, die Dinge oder einen Service anbieten, mit Interessenten zusammenzubringen.
Der Clou dabei: Der Vorgang ist eine Schenkung - alle Angebote sind kostenfrei.
Laut Stellungnahme der Seite ist es Zweck der Community, Dienste und Güter ohne die Erwartung einer Gegenleistung zu teilen. Tauschhandel ist dort gar nicht erst zugelassen. Quasi der Sankt Martin 2.0.
Das Konzept scheint aufzugehen: Die Gruppe hat bereits über 9000 Mitglieder aus dem Bamberger Raum, die Betreiber der Seite gehen von rund 50 Neuanmeldungen am Tag aus.
Die Schenklaune der Gruppenmitglieder begründet der Administrator Robert Lipp damit, dass sich die Leute darüber klar werden, dass ihr Besitz sie einschränkt: " Die Leute wollen sich frei machen. Man merkt ja auch beim Umzug, dass man gar nicht alles braucht. Im Prinzip ist Schenken statt Wegschmeißen Nächstenliebe.
Außerdem ist es eine Chance, darüber nachzudenken, welche Dinge das Leben wirklich bereichern."
Auch die vermehrten Anfragen nach Geschenken, die zunächst dreist anmuten könnten, tun dieser Nächstenliebe anscheinend keinen Abbruch: "Wir verstehen uns als Gemeinschaft. Jeder darf bei uns etwas suchen - wer hat, stellt zur Verfügung", so Lipp.
Er selbst wundert sich aber teilweise schon ein bisschen, was da so alles seinen Besitzer wechselt: Als am größten und skurrilsten empfand der Student persönlich eine komplette verschenkte Kücheneinrichtung. Ob diese, wenn sie kein neues Zuhause gefunden hätte, wohl auf dem Wertstoffhof gelandet wäre?
Schätze aus dem Sperrmüll Auch das große Interesse am Sperrmüll anderer lässt sich nicht nur auf Neugierde zurückführen: Als sich Anfang Oktober, zum Ärger
mancher Stadtbewohner, die Sperrmüllabholung um ein paar Tage verzögerte, nutzte so mancher Schnäppchenjäger die Gunst der Stunde. An den Häuserecken des Malerviertels türmte sich damals der "Abfall" der Nachbarschaft - eine wahre Fundgrube für alle "Schatzjäger".
Auch die 26-jährige Studentin Anja Stritz kann von so einer Entdeckung berichten: "Eine Freundin hat schon vor Längerem einen echt schönen Schrank abgestaubt. Sie hatte ihn aus ihrem Fenster auf der Straße stehen sehen und ist sofort losgerannt. Nachdem sie ausgezogen ist, brauchte sie ihn nicht mehr und nun hab ich ihn. So hat er schon ein zweites Leben nach dem Sperrmüll und wird gerne genutzt."
Ein Beweis, dass der Wert eines solchen Fundstücks nicht nur im Auge des Betrachters liegt, erbringt das Wissenschaftsmagazin Spektrum: Laut einem Onlineartikel der Zeitschrift rettete eine Österreicherin 2004 ein Kruzifix vor dem
Container - der vermeintliche Abfall entpuppte sich als Kunstwerk mit einem Wert um die 400 000 Euro.
Da stellt sich einem prompt die Frage, ob die Sperrmüll-Mitnahme illegal oder sogar Diebstahl ist. Bamberg hat diesbezüglich keine klare Regelung. Der Mitarbeiter der städtischen Müllabfuhr, Joachim Fels, erklärt: "Weil die Sachen auf öffentlichem Grund abgestellt werden, gehen sie in den Besitz der Stadt Bamberg über. Wenn sich jemand was davon nimmt, wird das von uns allerdings nicht geahndet."
Diese Grauzone nutzen viele Sammler für sich. Wem das zu unsicher ist, sich aber trotzdem in ein Stück vom Müll verliebt hat, der ist wahrscheinlich auf der sicheren Seite, wenn er den Hauseigentümer fragt, ob er es sich nehmen kann.
Trend gegen Wegwerfgesellschaft Was für den einen nicht mehr zu gebrauchen ist, kann also genau das
sein, wonach andere suchen. Ob man die Gegenstände einem Geschäft zur Verfügung stellt und damit noch etwas Geld verdient, sie tauscht oder gleich von vornherein unentgeltlich anbietet, sind dabei verschiedene Optionen.
Auf jeden Fall bieten solche Angebote eine Vielzahl an Möglichkeiten, Geld zu sparen und den anfallenden Müll zu verringern.