Kasernen-Wohnungen sind gut in Schuss

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Erstmals können wir Bilder von Wohnungen aus dem Kasernenareal veröffentlichen. Die Fotos entstanden am Föhrenweg und in der Birkenallee und zeigen Wohnzimmer, Bad und Küche. Fotos: Harald Rieger; Fotomontage: Franziska Schäfer
Erstmals können wir Bilder von Wohnungen aus dem Kasernenareal veröffentlichen. Die Fotos entstanden am Föhrenweg und in der Birkenallee und zeigen Wohnzimmer, Bad und Küche. Fotos: Harald Rieger; Fotomontage: Franziska Schäfer
Küche in einer US-Wohnung am Föhrenweg
Küche in einer US-Wohnung am Föhrenweg
 
Besonders die Wohnzimmer sind groß. Fotos: Harald Rieger
Besonders die Wohnzimmer sind groß. Fotos: Harald Rieger
 
Bad in einer US-Wohnung am Föhrenweg
Bad in einer US-Wohnung am Föhrenweg
 

In Zeiten von Wohnungsmangel und Wuchermieten eröffnet der Blick hinter den Bamberger Kasernenzaun neue Perspektiven. Hier gibt es noch Platz in Hülle und Fülle. Leider ist das Idyll bedroht. Stadtplaner Kunibert Wachten fürchtet hohe Unterhaltskosten für leer stehende Wohnungen. Wie stehen Sie zu einem möglichen Abriss?

"Am liebsten wäre ich gleich umgezogen." Harald Riegers Fazit klingt verlockend. Der Journalist und Fotograf aus Bamberg hatte als einer der wenigen seiner Zunft in den letzten Monaten Zugang zu mehreren Wohnungen auf dem Kasernengelände. Seine Stippvisite begann am Föhrenweg, unweit der Zollnerstraße. In diesem Teil der US-Kaserne, der so genannten Pines-Area, befinden sich mehr als 100 Wohnungen. Einheiten, wie sie in Bamberg teils händeringend gesucht werden. Mit vier bis fünf Zimmern und 100 bis 130 Quadratmetern Fläche.
Die gelegentlich zu hörenden Vorurteile, bei den Blocks handele es sich um wenig attraktiven, möglicherweise gar "abgewohnte" Immobilien kann Rieger nicht bestätigen. Ganz im Gegenteil. Hinter den schlichten Fassaden verbirgt sich ein Innenleben, bei dessen Anblick mancher Wohnungssuchende in Bamberg mit der Zunge schnalzen würde.

Dieselbe Erfahrung hat er bei einem Besuch in der Birkenallee unweit der Pödeldorfer Straße gemacht, also in jenem Teil der Kaserne, in dem nach den Vorstellungen von Stadtplanern langfristig Wald oder auch Neubauflächen denkbar sind. Hier beeindrucken die Häuser durch die ungewöhnlich lockere Bebauung, eine Vielzahl von Parkpätzen vor dem Haus, Spielplätze dahinter, eine Siedlung, die fast an einen Park erinnert. Und auch innerhalb der Mauern findet sich Verlockendes: Fast alle Wohnungen verfügen über ein großes schätzungsweise 30 Quadratmeter umfassendes Wohnzimmer, das in der Regel von zwei, manchmal auch drei Schlafräumen flankiert ist. Küche und Bad sind laut Rieger "top eingerichtet". "Nicht einmal streichen müsste man mehr, um hier übermorgen einziehen zu können."

Doch ob es je soweit kommen wird, dass diese Wohnungen dem Bamberger Immobilienmarkt zur Verfügung stehen werden, ist aus heutiger Sicht mehr als fraglich. Der renommierte Stadtplaner Kunibert Wachten hat in seinem Stadtentwicklungskonzept, das die mögliche Nutzung der Kasernenfläche im Jahr 2030/35 beschreibt, die Wohnungen der Flynn-Area (403 Wohnungen) sowie die des Lindenangers (208 Wohnungen) nicht umsonst schon mal vom Stadtplan getilgt.

Wie Wachten im Gespräch erklärt, geschah dies nicht, weil ihm die prekäre Lage auf dem Bamberger Wohnungsmarkt entgangen wäre. Es geht eher um den aus seiner Sicht langfristig nicht ausreichende Nachfrage der Menschen. "Der Mantel an Flächen und Gebäuden auf dem Kasernenareal ist größer als es Bamberg braucht", sagt der Stadtplaner aus Dortmund.

Auf den ersten Blick mag dies überraschen, denn Wachten rechnet trotz des demographischen Wandels mit einem möglichen Wachstum der Einwohnerzahl in Bamberg auf 76.000.


Gewaltige Bewirtschaftungskosten

Wie es dazu kommen könnte, dass trotz 5000 neuer Einwohner vorhandener und dringend benötigter Wohnraum überflüssig wäre, erklärt der Experte mit einem komplexen Wirkmechanismus und dem Ziel, den Bamberger Immobilienmarkt nicht kollabieren zu lassen. Eine große Zahl von Wohnungen für die Bevölkerung vorzuhalten, würde laut Wachen gewaltige Bewirtschaftungskosten verursachen. Denn natürlich werden neue Einwohner ja nicht über Nacht nach Bamberg ziehen, sondern über einen Zeitraum von bis zu zehn Jahren verteilt. Teurerer Leerstand und mögliche Imageprobleme wären auf dem Konversionsgelände die Folge.

Eine Adresse, von der die Bürger erwarten könnten, dass sie einen möglichst großen Teil der Wohnungen vor dem Abbruchbagger rettet, wäre die Stadtbau. Geschäftsführer Heiner Kemmer schätzt den Unterhaltsaufwand sogar noch als leistbar ein, wenn der Leerstand nicht zu lange dauert.

Mindestens so entscheidend wie die Zeit, die zur Verfügung steht, um die neuen Stadtteile zu erschließen und die Einheiten zu vermarkten, sind aber die Faktoren Kosten und Nachfrage. Denn bislang weiß niemand, was die Bundestanstalt für Immobilienaufgaben für die Wohnungen will. Und es ist zwar anzunehmen, dass das Interesse an Wohnungen auf dem ehemaligen Kasernengelände groß sein könnte. Doch reicht es, um 600 große Wohnungen schnell zu vermieten?

Für Heiner Kemmer ist es deshalb die Probe aufs Exempel,wenn die Stadtbau GmbH nächstes Jahr damit beginnt, rund 100 US-Wohnungen an der Zollnerstraße auf dem Bamberger Mietmarkt anzubieten. Kemmer ist gespannt, wie die Wohnungssuchenden darauf r reagieren werden: "Wenn die Nachfrage groß ist, wird es an uns nicht scheitern, noch mehr Wohnungen zu übernehmen."

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