Kardinal Kasper in Bamberg: "Ökumene fängt im Alltag an"

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Kardinal Walter Kasper folgt Erzbischof Ludwig Schick durch den gut besuchten Dom zum Hauptaltar. Foto: Ronald Rinklef
Kardinal Walter Kasper folgt Erzbischof Ludwig Schick durch den gut besuchten Dom zum Hauptaltar. Foto: Ronald Rinklef
Foto: Ronald Rinklef
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Foto: Pressestelle Erzbistum Bamberg/Hendrik Steffens
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Foto: Ronald Rinklef
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Kardinal Walter Kasper, früherer "Ökumene-Minister" des Papstes, feierte am Sonntag im Bamberger Dom ein Pontifikalamt.

Klerikales Gewusel in der Domsakristei nach dem Pontifikalamt am Sonntagvormittag. Um das Messgewand ausziehen zu können, hatte Kardinal Walter Kasper seine Brille abgenommen. Flugs setzte er diese wieder auf, als ihn die Journalistin mit einer brennenden Frage ansprach. Ein prüfender Blick durch die Brillengläser auf die Fragende, durchaus freundlich, wohlwollend, zugewandt. "Oh, manchmal mache ich das so oder so beim Predigen", kam die Antwort. Und dann sagte der Kardinal recht energisch: "Ich habe das gestern in Coburg beim Neujahrsempfang des Erzbischofs gesagt, und ich habe das auch geschrieben!"

Widerrede unmöglich, ausnahmsweise gilt also nicht das gesprochene Wort. Und auch nicht eine mögliche Rücksichtnahme des hohen Würdenträgers aus Rom den Gegebenheiten im Erzbistum Bamberg gegenüber.

Was war denn in der Predigt Kaspers aufgefallen? Nun, in dem Redemanuskript, das der Pressesprecher des Erzbistums der Journalistin vorab ausgehändigt hatte, stand schwarz auf weiß: "Ich weiß, dass viele Christen auf weitere Schritte warten, vor allem konfessionsverschiedene oder wie man heute oft sagt: konfessionsverbindende Familien. Der Papst weiß sehr gut um das Problem und die Nöte, und er ermuntert die Bischöfe und die Priester und selbstverständlich die betroffenen Familien im Gewissen verantwortete Wege zu finden und zu gehen." Diese Passage hatte Kardinal Kasper im Dom ausgelassen.


Appell an alle Christen

Was er laut sagte, gipfelte in dem Zuruf: "Lasst euch versöhnen!" Die Liebe Christi dränge dazu, ergänzte der frühere "Ökumene-Minister" der Päpste, wie der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen auch knapp genannt wird.

Zum Friedenstiften in dieser friedlosen Welt und zum Versöhnen müssten auch Christen ermahnt werden. Die Spaltung der westlichen Christenheit, die in 500 Jahren "sehr viel Unheil, ja Kriege gebracht hat" sei genug. Der Geist Gottes habe in den letzten 50 Jahren seit dem Konzil dazu angeregt, viele Schritte auf einem gemeinsamen Weg zur vollen Einheit zu gehen und gemeinsam Zeugen, Zeichen und Werkzeuge des Friedens und der Versöhnung zu sein. Zumal die eine Taufe auf Jesus Christus schon heute katholische, evangelische und orthodoxe Christen verbinde.

Der eigentliche Graben laufe ja längst nicht mehr zwischen Katholiken und Protestanten, erklärte der Kardinal, sondern zwischen denen, die an Christus glauben und diesen Glauben leben und denen, die keine Christen seien und manchmal sich zu keiner Religion bekennen.

Als "eindrucksvolles Zeichen christlicher Solidarität" wertete der Prediger, wie katholische und evangelische Christen bei der Aufnahme und Betreuung von Flüchtlingen selbstverständlich zusammenarbeiten würden.
Gleichwohl gebe es neben der offenen Fragen der Sakramente, der Ämter, der Marien- und Heiligenverehrung auch neue, vor allem ethische Fragen, die es im 16. Jahrhundert noch nicht gegeben habe und die mitten in das Leben eingreifen: "Man darf nicht so tun, als sei alles schon gelöst, leider ist das nicht der Fall", bedauerte Kardinal Kasper.

Doch nicht nur Papst und Bischöfe sowie theologische Experten seien gefordert, sondern jeder sei durch Taufe und Firmung gerufen, an seinem Platz seinen Dienst zu tun: "Die Ökumene fängt im Alltag an!"
Die Einheit könne jedoch nur der Geist Gottes bewirken: "Beten für die Einheit können auch solche, die im öffentlichen Leben nicht mehr aktiv dabei sein können, das und gerade ältere und kranke Menschen. Dieses Gebet brauchen wir!" so der bald 84-jährige Kardinal. Ebenso hatte Erzbischof Ludwig Schick zu Beginn des Gottesdienstes erklärt: "Einheit können wir nicht machen, wir können dafür beten!"


Mit Festmusik umrahmt

Das geschah in dieser festlichen Messe mit weiteren Mitgliedern des Domkapitels, die von der Domkantorei mit der "Missa Christus vincit" des Ebracher Komponisten Max Jobst kirchenmusikalisch herausragend gestaltet wurde.