Jahresrückblick: Ermittler decken Arsenal des Hasses auf

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Im Oktober präsentierten Polizei und Staatsanwaltschaft das Ergebnis der Ermittlungen gegen Bamberger Neonazis. Foto: Matthias Hoch/Archiv
Im Oktober präsentierten Polizei und Staatsanwaltschaft das Ergebnis der Ermittlungen gegen Bamberger Neonazis. Foto: Matthias Hoch/Archiv
Foto: Matthias Hoch/Archiv
Foto: Matthias Hoch/Archiv
 
Immer wieder demonstrierten Menschen 2015 in Bamberg gegen Nazis. Foto: Barbara Herbst
Immer wieder demonstrierten Menschen 2015 in Bamberg gegen Nazis. Foto: Barbara Herbst
 

Anfang des Jahres demonstrieren 1000 Bürger auf dem Maxplatz. Sie setzen sich gegen Rechtsextreme zur Wehr. Im Herbst decken Ermittler erschreckende Pläne der Neonazis auf.

Den Bambergern ist 2015 mit Schrecken vor Augen geführt worden, welche Gefahr vom rechtsextremen Lager in der Domstadt ausgeht: Am 21. Oktober wurden mehrere Wohnungen von Neonazis durchsucht. Einen Tag später präsentieren Staatsanwaltschaft Bamberg und Polizeipräsidium Oberfranken das Ergebnis der Ermittlungen. Die Fahnder entdeckten mehrere Waffen, eine scharfe Pistole, unzählige Säbel, Ein-Kilo-Kugelbomben und reichlich Propagandamaterial aus der Nazi-Zeit. Dieses Arsenal des Hasses sorgt deutschlandweit für Schlagzeilen.

Die Neonazis sollen unter anderem einen Anschlag bei einer Demonstration Ende Oktober vor der Ankunfts- und Rückführungseinrichtung (ARE II) auf dem Konversionsgelände geplant haben. 13 Personen werden festgenommen, gegen drei Beschuldigte ergeht Haftbefehl.
Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) lobt die Ermittler und spricht zeitgleich von einer "völlig neuen Dimension der Gewaltbereitschaft".


"Die Rechte" in Bamberg

Die lokale Neonazi-Szene hat sich im Laufe des Jahres zunehmend radikalisiert. Am 24. Januar demonstrieren rund 40 Rechtsextreme gegen Ausländer auf dem Maxplatz. Einer der Redner ist ein NPD-Mann aus Berlin. Doch seine Worte ersticken im Keim. Denn auf der anderen Seite des Platzes stehen gut 1000 Bürger, die lautstark Solidarität mit Flüchtlingen bekunden und gegen Fremdenfeindlichkeit demonstrieren. Sie machen deutlich: Rechtsextreme haben keinen Platz in der Domstadt.

Dennoch gründet sich im März ein Bamberger Kreisverband der neonazistischen Partei "Die Rechte". Es sind teilweise dieselben Figuren, die bei der Demo im Januar in Erscheinung traten. Der bayerische Verfassungsschutz beobachtet die Gruppe, spricht von regionalen Neonazis und Hooligans, die sich da zusammengetan haben. Es handle sich vor allem um gewaltorientierte Rechtsextreme.

Das wird bereits im Juni offenkundig als vermummte Neonazis eine Anti-Rassismus-Veranstaltung im studentischen Mehrzweckraum "Balthasar" in der Innenstadt stören. Die Polizei greift ein, nimmt mehrere Personen fest. Auch verbietet das Ordnungsamt der Stadt aus Sicherheitsgründen im September eine geplante rechtsextreme Kundgebung am Bahnhof. Im Oktober werden die "Balthasar"-Angreifer verurteilt, unter ihnen befinden sich Mitglieder der Partei "Die Rechte", die bereits wenige Tage zuvor nach den Hausdurchsuchungen festgenommen wurden.


Demos für weltoffenes Bamberg

Die Razzia wirkt auch anderweitig nach: So müssen die Rechtsextremen den geplanten Aufmarsch vor der ARE II Ende Oktober absagen. Auf der Facebookseite der Organisatoren spottet mancher, ob von den Neonazis überhaupt noch jemand auf freiem Fuß sei, oder ob inzwischen alle "sitzen" würden.

Dieser Spott macht deutlich: Die Menschen lassen sich nicht einschüchtern. Weder der studentische Verein Asta, zu dem das "Balthasar" gehört, noch die Bevölkerung: Immer wieder gehen die Bamberger 2015 auf die Straße, um zu zeigen, dass die Domstadt bunt ist.