Die Internetplattform "billiger.de" untersuchte die in 200 Städten und Kreisen Haushaltsabfallmengen. Fränkische Kommunen schneiden dabei recht schlecht ab.
Wo entsteht der größte Müll im Land? Eine Frage, mit der sich Mitarbeiter der Internetplattform "billiger.de" in einer Studie beschäftigten. Den Anstoß zur Untersuchung mag der Umstand gegeben haben, dass die Deutschen beim Produzieren von Müll weltweit in der Spitzengruppe zu finden sind. So würden der jetzt veröffentlichten Studie zufolge bundesweit 15,5 Millionen Tonnen Hausmüll jährlich produziert.
Heißt: Auf jeden Deutschen entfallen gut 455 Kilogramm Haushaltsabfall. Zahlen, bei denen sich die Studienmacher auf recherchierte Daten in den Kommunen, den Statistischen Landesämtern und dem Statistischen Bundesamt berufen. Auf dieser Basis wurden diejenigen Kommunen ermittelt, die den meisten Müll produzieren und solche, die sich beim Abfall besonders sparsam verhalten. Städte, die mit ihrem Müllaufkommen 15 Prozent und mehr über dem ermittelten Durchschnittswert von 199 Kilogramm Müll je Einwohner liegen, gelten als Müllhochburgen. Solche, die 15 Prozent unter diesem Wert lagen, dagegen als Müllvermeider.
Bamberg "Spitzenreiter"
Dieser Rechnung zufolge gelten in Franken die Städte Bamberg (318 kg/Einwohner), Coburg (259), Nürnberg (253), Schweinfurt (251) und Würzburg (239) als ausgesprochene Müllhochburgen.Wobei schon auffällt, dass sich Bamberg als Spitzenreiter auch bundesweit mit Rang 4 in einer eher unrühmlichen Spitzengruppe befindet.
Als ausgesprochene Hausmüllvermeider erweisen sich der Studie zufolge dagegen die Städte Fürth (163), Erlangen (155) und Aschaffenburg (155).
Die Untersuchung beschäftigte sich auch mit dem Gesamtmüll, der in den Kommunen entsteht. Also neben dem Hausmüll auch noch mit Bio- und Wertstoffmüll. Hier erwies sich Schweinfurt als fränkische Müllhochburg mit 678 kg/Einwohner. Unter 200 Kommunen bundesweit landete die unterfränkische Stadt dabei auf Rang 4. Ebenfalls ganz vorne dabei Hof (650), erneut Bamberg (614) , Ansbach (565) und Aschaffenburg (537).
Im bundesweiten Mittelfeld landeten dagegen Würzburg (512), Nürnberg (499), Erlangen (498), Coburg (483), Fürth (468) und Bayreuth (468).
Auf Nachfrage wurde von der Pressesprecherin der Stadt Bamberg eine andere Rechnung aufgemacht. So seien in dem von der Studie angegebenen Untersuchungszeitraum 10 800 Tonnen Müll von der Stadt Bamberg ins Müllheizkraftwerk angeliefert worden. Im übrigen der einzigen Entsorgungsstelle für den Müll der Stadt. Das habe einer durchschnittlichen Haushaltsmüllmenge von 147 kg je Einwohner entsprochen. Die Differenz zur Studie könne man sich nur damit erklären, dass hier der Gewerbemüll mit eingerechnet wurde. Dies scheint nach einer Stichprobe auch in anderen Städten der Fall gewesen zu sein. Mit dieser Rechnung wäre Bamberg dann keine Müllhochburg, sondern ein Müllvermeider.
Soso, die Internetplattform billiger.de hat sich pseudo-wissenschaftlich betätigt. Hat wohl ein schlechtes Gewissen, denn was ist die Geschäftsidee eines Vergleichsportals? Richtig: den Online-Handel fördern und damit den Verpackungswahnsinn. Denn fast jedes online bestellte Produkt erhält zusätzlich zum Originalkarton noch eine Umverpackung aus stoßdämpfendem Füllmaterial und einem dicken Außenkarton.
Wer also durch diesen Beitrag aufgeschreckt wird, dem sei geraten, möglichst viel beim örtlichen Einzelhandel zu kaufen. Da kann man die Produkt-Schachtel als Gewerbemüll zurücklassen und eine Umverpackung braucht es nicht. Ätsch, billiger.de!
Im Übrigen kann man diese Statistik getrost in die Tonne treten. Wenn ich im 2. Absatz lese: "Auf jeden Deutschen entfallen gut 455 Kilogramm Haushaltsabfall" und sechs Zeilen drunter ist vom "ermittelten Durchschnittswert von 199 Kilogramm Müll je Einwohner" die Rede, dann ist alles klar. Bis drei sollte man wenigstens zählen können, wenn man eine Statistik fälscht bzw. manipuliert.
Noch etwas: Der Haus- oder Restmüll wird im Großraum Bamberg thermisch verwertet: Er liefert Strom und Fernwärme. Nicht zuletzt deshalb sind die Müllgebühren hierzulande relativ niedrig. Was lernen wir daraus? Alles hat zwei Seiten!