Artirigo hat eine Plattform entwickelt, über die sich Museen selbstständig mit multimedialen Inhalten in einer App für Mobilgeräte präsentieren können.
Mit ihrem Geschäftsmodell konnten sie gleich mehrere "Business Angels" überzeugen. Insgesamt 1,3 Millionen Euro hat sich das Bamberger Startup Artirigo von erfahrenen Unternehmern gesichert, die junge Firmen mit finanziellen Mitteln, Praxiserfahrung und der Vermittlung von Kontakten unterstützen.
Die Plattform Proxipedia, die das 2015 von Dirk Steinhoff und Cornelius Möhring gegründete Unternehmen entwickelt hat und betreibt, ermöglicht es schwerpunktmäßig Museen, sich selbstständig mit multimedialen Inhalten in einer App für Mobilgeräte zu präsentieren. Seit dem offiziellen Start zum Museumstag am 21. Mai haben sich schon rund 300 bei Proxipedia registriert.
In die Digitalisierung einsteigen
"Wir bieten damit Museen ein Tool, in die Digitalisierung einzusteigen", sagt Dirk Steinhoff. "Es gibt einige kleine Agenturen, die in diesem Bereich zwar auch mit Lösungen aufwarten, nicht aber mit einem Produkt."
Den Nutzern der App werden die Informationen standortbezogen und kostenlos auf ihren Mobilgeräten angezeigt. In Gebäuden wird dazu die Beacon-Technologie genutzt, im Außenbereich GPS. Sobald Bluetooth auf Smartphone oder Tablet aktiviert ist, werden dem Museumsbesucher Objekte in der Nähe und die entsprechenden Informationen dazu angezeigt.
Die Museen sind mit einem einheitlichen Basiseintrag in der App sichtbar, der aber auch bis zu einem kompletten Museums-Führer ausgebaut werden kann.
Einheitliche Struktur
"Es bleibt den einzelnen Einrichtungen überlassen, welche Informationen sie einstellen und welcher Medien sie sich dabei bedienen. Präsentiert werden sie alle auf die gleiche Weise. Diese einheitliche Struktur bietet dem Nutzer Orientierung. Er soll sich nicht in jedem neuen Museum neu in der App zurechtfinden müssen", erklärt Cornelius Möhring. "Das ist der Ansatz, an den wir glauben", fügt Dirk Steinhoff hinzu.
Für die Institutionen, die Proxipedia nutzen, heißt das, dass sie unkompliziert und selbstständig ihre Inhalte pflegen und in der App aktualisieren können.
"Eigene Angebote in dieser Richtung aufzubauen, würde für sie nicht unerhebliche Kosten für Entwicklung, Programmierung und Installierung bedeuten. Deshalb haben viele diesen Schritt bisher auch gescheut."
Das cloudbasierte Content-Management-System ist aber nicht nur auf die Anforderungen von Museen zugeschnitten. Auch unter freiem Himmel kann man sich von einem interessanten Ort zum anderen leiten lassen. Als Vorzeigeobjekt wurden in
Bamberg 270 kulturell relevante Punkte in dieses Informationssystem eingebunden.
Dirk Steinhoff: "Bis Ende dieses Jahres werden wir Proxipedia als führende Plattform für Museen in Deutschland etablieren. Mittelfristig ist daran gedacht, sie auf den gesamten Kulturbereich auszuweiten: auf Kunst, Geschichte und Architektur. Zunächst im deutschsprachigen Raum, dann in weiteren Ländern Europas."
Ziel: 1000 Museen bis Jahresende
1000 Museen bis Ende 2017 sind das Ziel. "Die wollen aber auch verwaltet und betreut sein", sagt Cornelius Möhring. "Wir können dafür kein Callcenter vorhalten. Also galt es für uns zu überlegen, wie wir die Kunden so automatisiert wie möglich zufriedenstellen können. Unser System kann aufgrund des Nutzerverhaltens Rückschlüsse ziehen. Anhand verschiedener Parameter lässt sich feststellen, wo Unterstützungsbedarf besteht.
Hat ein Nutzer zum Beispiel schon lange keine neuen Inhalte mehr eingestellt, werden ihm Vorschläge gemacht. Lädt er Fotos in unzureichender Qualität hoch, wird er darauf hingewiesen. All diese Reaktionen erfolgen automatisch."
Internationales Team
Rund 30 Personen (Werkstudenten eingerechnet) bilden das internationale Team, das im Erdgeschoss des Hauses Schützenstraße 21 arbeitet. "Die Kooperation mit der Uni ist gut. Der Altersdurchschnitt liegt unter 30 Jahren. Wichtig ist, dass an den entscheidenden Positionen Leute mit stabiler Erfahrung sitzen", so Möhring.
"Es hat sich ausgezahlt, dass wir von Anfang an eine Personal-Fachfrau mit im Boot haben, was in IT-Unternehmen unserer Größe unüblich ist", sagt Dirk Steinhoff, der als "Business Angel" für Fewclicks/Favendo den Standort Bamberg kennengelernt hat.
"Es war eine bewusste Entscheidung, uns hier anzusiedeln. Die Mitarbeiter, die sich für Bamberg entschieden haben, wollen auch bleiben. Es ist hier zum Glück nicht so wie in Berlin oder Hamburg, wo man froh sein kann, wenn der Programmierer am nächsten Tag noch zur Arbeit kommt und sich nicht aus der Vielzahl von Möglichkeiten, die sich ihm bieten, die nächste rausgesucht hat."
Die Gründer
Gegründet wurde Artirigo im September 2015 von Dirk Steinhoff und Cornelius Möhring. Steinhoff war schon 1987 Gründer und Geschäftsführer des renommierten Wallstein-Verlags. Danach hat er mehrere Unternehmen unter anderem in der Tourismus- und IT-Branche erfolgreich aufgebaut. Möhring sammelte während und nach seinem Studium der technischen Betriebswirtschaftslehre an der TU München Erfahrungen in der Gründung und dem Aufbau innovativer Unternehmen.