In fünf chinesischen Millionenmetropolen schenken "original 1308 Brauhauses from Straßgiech, Bavaria" Drei-Kronen-Bier aus. Geschäftsführer Hans Gerner hat aus einer Not eine Tugend gemacht - und plant, zu expandieren.
Es ist eine Ironie der globalisierten Welt: Das Straßgiecher Drei-Kronen-Bier aus einer der ältesten Brauereien der Erde wird heute nur noch im 8000 Kilometer entfernten China gebraut und ausgeschenkt. Im 550-Seelen-Dorf bei Scheßlitz verstaubt der alte Gärbottich - frisches Helles, Dunkles und Weizen strömen stattdessen in einem opulenten "Drei-Kronen-1308-Brauhaus" in der 21,5-Millionen-Metropole Peking aus dem Zapfhahn. Größer könnten die Gegensätze kaum sein.
"Ich finde es witzig, dass eine so kleine Klitsche aus Straßgiech, die momentan leider keine eigene Brauerei hat, im Ausland so aktiv ist", bringt es Hans Gerner auf den Punkt. Wenn der 59-Jährige in Straßgiech am Maischbottich vorbeiführt, an dem er seinem Vater Georg als Kind geholfen hat, kann er sich noch genau erinnern, wo das Kondenswasser im Winter dicke Eiskrusten um die Brauutensilien gebildet hat.
Geschichte bis 1308
"Bis 1989 haben wir hier selbst gebraut", sagt Hans Gerner, heute selbst Braumeister. Weil Geld für die in die Jahre gekommenen Apparaturen fehlte, ruht seither die Brauerei mit der beeindruckenden Geschichte. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1308. Es gibt unbestätigte Hinweise, dass Gerners Ahnen sogar noch früher für die Herren auf der Giechburg gebraut haben. Doch auch die Jahreszahl 1308 weist Drei Kronen Straßgiech laut Gerner als eine der zehn ältesten Brauereien der Welt aus.
Das weckt Begehrlichkeiten. "Irgendwann standen drei Herren aus Südafrika vor der Tür, die wollten alles kaufen", erinnert er sich an seine Jugend. Die Investoren seien auf der Suche nach einer Marke gewesen, die richtig alt ist. Und 1308 ist richtig alt. Vater Georg Gerner lehnte ab - ließ sich jedoch die internationalen Vermarktungsrechte an dem Namen "Drei Kronen 1308" versilbern. Das war 1969.
Drei Jahre später flossen quer über den Globus die Drei-Kronen-Biere in großen Mengen. Die Kapstadter Firma Rupert International setzte in Südafrika und Kanada über eine Million Hektoliter um. Lizenzgebühren fielen vom internationalen Erfolg jedoch nicht für die Straßgiecher Ursprungsbrauerei ab - die Namensrechte hatte sie für einen Fixbetrag abgegeben.
Werbung auf Formel-2-Autos
Während der Name Kronenbräu in Übersee auf Werbeplakaten mit hübschen Blondinen auf Bierkutschen und sogar auf Formel-2-Rennwagen prangte, sanierten die Gerners in Straßgiech mühsam das Anwesen. Für neue Brauanlagen habe das Geld aber nicht gereicht, sagt Gerner.
Mitte der 1980er - Seniorchef Georg Gerner war 1974 gestorben - verkauften die südafrikanischen Partner ihre Biersparte. Die Markenrechte an Drei Kronen wanderten in neue Hände - 1995 griff Hans Gerner zu und kaufte die Lizenzen zurück.