In Bamberg die Frage: Mußstraße oder Promenade?

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Kommen und Gehen: Auch nach Ende der Testphase fahren die Transferbusse bis auf Weiteres noch in die Mußstraße. Foto: Ronald Rinklef
Kommen und Gehen: Auch nach Ende der Testphase fahren die Transferbusse bis auf Weiteres noch in die Mußstraße. Foto: Ronald Rinklef

Wo sollen künftig die Stadtführungen für die Kreuzfahrer beginnen? Diese Frage beschäftigt bald wieder den Bamberger Stadtrat.

Im September kehrt ein Dauerbrenner-Thema auf die Tagesordnung des Stadtrats zurück. Es geht um die Frage, wo künftig die Transferbusse für die Hotelschiffreisenden halten sollen. Verwaltung und Politik müssen nun die Erfahrungen aller Beteiligten bewerten und dann entscheiden.
Es gibt nur zwei Alternativen: Sollte man im Rathaus zu dem Ergebnis kommen, dass sich die Mußstraße nicht bewährt hat, werden die Transferbusse wieder die südliche Promenade ansteuern, wie das bis Ende 2015 der Fall war.

Den meisten Geschäftsleuten aus der Langen Straße wäre das nur recht. Viele von ihnen haben die Kreuzfahrer vermisst, berichtet Pius Schiele, der Sprecher der Interessen-Gemeinschaft Lange Straße.
Er bezieht sich auf eine Umfrage unter den Mitgliedern. Demnach beklagen 60 Prozent Umsatzeinbußen. Auf dem Weg vom Schönleinsplatz in die Altstadt und zurück hat diese Klientel anscheinend mehr Geld in den Cafés und Läden gelassen, als bisher angenommen.


Neue Erkenntnisse gewonnen

Dass die meisten Schiffsreisenden zwischen ein und zwei Stunden Freizeit in der Stadt haben, ist eine Erkenntnis, die Tourismusdirektor Andreas Christel aus den Testmonaten gewonnen hat. Nur bei zehn Prozent beschränke sich der Aufenthalt auf die eigentliche Stadtführung. Alle anderen hätten auch Zeit, sich umzusehen, einzukehren und einzukaufen. Er kann insofern die Klagen aus Teilen des Einzelhandels nachvollziehen.

Eine andere Erkenntnis des Tourismus- und Kongress-Service' (TKS) ist, dass die Kapazität der Mußstraße an Wochenenden und freitags oft ausgereizt bis überschritten war - und ist. Zu Stoßzeiten sei sie dem Bus-Aufkommen nicht gewachsen, es sei teilweise zu Problemen gekommen. Insgesamt war die Situation laut Christel dennoch "entspannter, als erwartet".

Dazu muss man wissen, dass die Straße an der Konzerthalle auch für alle anderen Reisebusse, die Besucher nach Bamberg bringen, als Ein- und Aussteigepunkt genützt wird. Mit der Folge, dass zeitweise alle Haltestellen belegt sind.


Extrarunde oder Strafzettel

Oft genug hätten ihre Fahrer eine Runde drehen müssen, bis wieder Platz war. Oder sie nahmen Strafzettel in Kauf, indem sie im absoluten Halteverbot stehen blieben. Das berichtet Helmut Hasler vom gleichnamigen Busunternehmen in Hallstadt. Es hat Verträge mit mehreren Reedereien und befördert regelmäßig Kreuzfahrer vom Hafen in die Stadt und umgekehrt.

Aus Sicht der Busfahrer hat die Mußstraße einen großen Vorteil: "Wir sind schneller drin und schneller weg." Aus Gäste-Sicht findet Hasler die Promenade besser und sagt, das sähe auch mancher Cruise-Manager so. Hasler findet die Wege von der Mußstraße in die Innen- und Altstadt und umgekehrt unattraktiv für Touristen. Es würden Einkehr- und Einkaufsmöglichkeiten fehlen: Ob die Leute durch die Kapuzinerstraße gingen oder von der Sandstraße her kämen: Vor allem sonntags gäbe es dort "null", wo sich die Touristen bis zur Rückfahrt die Zeit vertreiben könnten.

Das ist ein Gesichtspunkt, den auch Christel im Gespräch mit der Lokalredaktion erwähnt. Er weiß aus Kontakten mit verschiedenen Reedern, dass diese die Mußstraße für akzeptabel halten. Akzeptabel deshalb, weil es sich um Gäste handelt, die nur ein Mal nach Bamberg kommen, die es daher auch nicht anders kennen. Sie nähmen gewisse Unannehmlichkeiten in Kauf.


Toiletten in der Tiefgarage

Die Toiletten-Frage gehört dazu. Es müsste eine nachhaltige Lösung her, sollte sich der Stadtrat für die Mußstraße entscheiden, sagt Christel. Bisher gibt es nur die WC-Anlagen in der Tiefgarage.

Weil es früher immer auch Kritik an der Vielzahl und Größe der Kreuzfahrer-Gruppen gab, wenn sie durch die Lange Straße in Richtung Dom geführt wurden, hat der TKS heuer Gruppen mit maximal 25 Personen erprobt.

Außerdem waren die Gästeführer angehalten, verschiedene Wege zu nehmen. Das hat wohl zur Entzerrung beigetragen. Dreiviertel der Gruppen träfen sich aber auf bevorzugten Strecken wie dem Leinritt, so dass es dort trotzdem oft sehr eng zugehe, so Christel. Weil die schmale Fahrstraße ohne Gehsteig die einzige Möglichkeit ist, mit dem Auto das engere Sandgebiet zu verlassen, soll es manche "brenzlige Situation" gegeben haben.

Auch kritische Begegnungen mit Radfahrern hätten Gästeführer dort erlebt. Das sollen aber Einzelfälle sein.
Mehrere Anwohner der Mußstraße haben schon zu Beginn der Testphase gegen eine weitere Belastung ihres Wohngebiets durch den Lärm und die Auspuffgase der Transferbusse protestiert. Ein Mann wies besorgt auch auf die Gefahren für Kinder hin, wenn sie auf ihrem Weg zur Schule noch mehr fließenden und stehenden Verkehr meistern müssten. Für den Ärger in der Nachbarschaft der Konzerthalle zeigt Christel Verständnis.

Welche Meinung die städtischen Touristiker in der Frage Mußstraße oder südliche Promenade einnehmen? "Wir haben eine Position", er wolle dem Umweltsenat am 20. September aber nicht vorgreifen, so der TKS-Chef.

Da wie dort scheint er in jedem Fall Handlungsbedarf zu sein, damit das Miteinander reibungsloser als bisher funktioniert. Wie sagt Christel doch auch: "Wenn man ein vielbesuchtes Reiseziel ist, muss man Vorkehrungen treffen."