Mangel an Schutzmasken, Desinfektionsmitteln und Medikamenten - auch die Apotheken erleben Engpässe und müssen sich der Corona-Situation anpassen.
Die Tür zur St.-Hedwig-Apotheke schwingt auf und was man sieht, entspricht nicht der Normalität. Ein Kunde unterhält sich durch eine dicke Plexiglasscheibe mit dem Apotheker. Die restlichen Käufer warten mit großem Sicherheitsabstand. Herkömmliche Desinfektionsmittel oder Schutzmasken bekommt man hier schon lange nicht mehr. Auch Medikamente sind teilweise ausverkauft. Die Corona-Situation ist in dieser Apotheke, wie auch in vielen anderen, deutlich sichtbar. Hier heißt es nun: improvisieren und keine Idee unversucht lassen.
Ines Lukas, Besitzerin der St.-Hedwig-Apotheke in Bamberg und der Hirsch-Apotheke in Hirschaid, weiß sich zu helfen. "Eine Bekannte von mir ist Schneiderin und hat für ihr Umfeld bereits 40 Schutzmasken genäht. Das Gleiche wird sie nun auch für meine Belegschaft tun", erzählt Lukas. Die Apothekerin bekomme viele Anfragen von Arztpraxen, doch für Mundschutze bestehe schon seit einiger Zeit ein Engpass. Gemeinsam mit anderen habe Lukas nun geeignete Stoffe gesammelt, um der Schneiderin die erforderlichen Materialien zu liefern. "Mein erster Auftrag an sie sind 100 Schutzmasken."
Neben dieser Maßnahme veranlasste Lukas das Aufstellen von Plexiglasscheiben: "Die Plexiglasscheiben in meinen zwei Filialen stellte ein Glaser für mich her." Dieser habe die Scheiben nach ihren Wünschen innerhalb kürzester Zeit angefertigt. Für ihre Beleg- und Kundschaft sei diese Maßnahme eine große Hilfe gewesen, um die Ansteckungsgefahr so gering wie möglich zu halten.
Alkohol aus der Brauerei
Ähnliche Unterstützung biete eine Brauerei in Kulmbach. Da es bei herkömmlichen Desinfektionsmitteln bereits seit Wochen zu Lieferungsengpässen käme, biete die Brauerei nun Ethanol für Apotheker zum Verkauf an. "Mit diesem 84% Ethanol haben wir die Möglichkeit, in Verbindung mit anderen verfügbaren Elementen unser eigenes Desinfektionsmittel herzustellen. Ein großer Pluspunkt in der jetzigen Zeit", sagt Ines Lukas.
Auch die Brückenapotheke in Bamberg steige laut Apothekerin Ummahan Safak auf selbst hergestellte Desinfektionsmittel um: "Durch die Engpässe gibt es schon lange nichts mehr an solchen Substanzen. Dadurch, dass die Apotheken jetzt etwas freier handeln dürfen, produzieren wir unsere eigenen Desinfektionsmittel." In erster Linie würden Ärzte damit beliefert werden, da hier ein dringender Bedarf herrsche.
Apothekerin Lukas sehe in der momentanen Lage nicht nur Negatives: "Endlich erkennt man unter den Menschen die Solidarität. Auch wenn man im Moment Körperkontakt vermeiden sollte, umarmt man sich doch aus der Ferne mit dem Herzen."
In Zeiten wie diesen bedeute der Zusammenhalt zwischen den Menschen eine Menge. Davon ist die Apothekerin Lukas fest überzeugt. Sie selbst sei sehr stolz, ihren Beruf in solchen Krisensituationen ausführen zu können.