Immer mehr Fluglärm über Bamberg

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Der Luftraum über Bamberg ist zum Transitkorridor für große Verkehrsmaschinen nach Asien geworden. Hellhörigen Menschen fällt das Dröhnen der Triebwerke besonders in den ruhigen Nachtstunden auf. Foto: Daniel Reinhardt/dpa
Der Luftraum über Bamberg ist zum Transitkorridor für große Verkehrsmaschinen nach Asien geworden. Hellhörigen Menschen fällt das Dröhnen der Triebwerke besonders in den ruhigen Nachtstunden auf. Foto: Daniel Reinhardt/dpa
Bisweilen ein schönes Fotomotiv, vor allem nachts aber kaum zu überhören: 10 000 Meter über dem Regnitztal herrscht dichter Verkehr. Foto: Michael Wehner
Bisweilen ein schönes Fotomotiv, vor allem nachts aber kaum zu überhören: 10 000 Meter über dem Regnitztal herrscht dichter Verkehr.  Foto: Michael Wehner
 
Da ist was los über Bamberg: Momentaufnahme, Donnerstag, 15.26 Uhr. Quelle: planetfinder.net
Da ist was los über Bamberg: Momentaufnahme, Donnerstag, 15.26 Uhr.   Quelle: planetfinder.net
 
Flugspuren eines Tages über Deutschland. Dokumentation: Deutsche Flugsicherung
Flugspuren eines Tages über Deutschland.   Dokumentation: Deutsche Flugsicherung
 

Der Luftraum über Bamberg ist zum Transitkorridor für große Verkehrsmaschinen nach Asien geworden. Das fällt besonders in den ruhigen Nachtstunden auf.

"Wahnsinn", schreibt die Frau. "Da ist ja mehr Verkehr als auf einer Bundesstraße." Das Bild, das Brigitte Schmitt der Redaktion geschickt hat, zeigt den "Himmel über Bamberg an einem ganz normalen Nachmittag. Da ist, muss man sagen, ordentlich was los 10 500 Meter über der Domstadt. Kondensstreifen neben Kondensstreifen überziehen das ansonsten ungetrübte Himmelsblau. Scharf definiert die einen, ausgefranst die anderen.

Das Bild ist alles andere als ein Zufallsprodukt. Man könnte es bei günstigen Wetterbedingungen jeden Tag machen: Die Wasserdampfstreifen mit kurzer Lebensdauer frieren die Flugzeugbewegungen kurz ein. Sie halten einen Moment lang fest, was es bedeutet, in einem Land zu leben, über dem sich einer der verkehrsreichsten Lufträume der Welt erstreckt. Genau genommen sind es knapp 10 000 Flugzeuge, die jeden Tag ihre Bahnen über Deutschland ziehen wie man bei der Deutschen Flugsicherung weiß und anhand der Apps von "planefinder" oder "flightradar" leicht nachvollziehen kann - ein irrwitzig dichtes Strichmuster über einem dicht besiedelten Land. Kaum ein Punkt ist ausgenommen. Und dennoch: Es gibt Fadenkreuze im Netz der Luftstraßen, die besonders oft überflogen werden. Hier gibt es niemals Ruhe.

Ist Bamberg eines davon? Die sensible Eva (55) glaubt zu wissen, dass der Fluglärm über Bamberg in den vergangenen Jahren stetig zugenommen hat. Häufig beim Einschlafen oder am Morgen nimmt sie das dauerhafte Dröhnen ferner Verkehrsflugzeuge wahr, die den Himmel über Bamberg durchschneiden. "Es sind mehr geworden, da bin ich mir sicher", sagt sie.

Rainer Lux ist Fluglärmschutzbeauftragter beim Luftamt in Nordbayern. Er hat seinen Dienstsitz im Tower am Flughafen Nürnberg und kennt die Verhältnisse im fränkischen Himmel wie wenige andere. Lux verweist auf zwei widersprüchliche Sachverhalte. Da gibt es die Statistik, die für die Gesamtzahl der Flugzeugbewegungen seit 2002 zumindest kein galoppierendes Wachstum aufweist. So stieg ihre Zahl in Deutschland in 15 Jahren von 2,5 auf 3,1 Millionen. Ein eindeutigeres Bild legt die Dokumentation der Deutschen Flugsicherung "Der Himmel über Deutschland - Flugspuren eines Tages" nahe. Sie zeigt, dass der Raum nordwestlich Nürnberg in Bayern der meist frequentierte Kreuzungspunkt von Fluglinien ist.


Überflug im Minutentakt

Wie stark der Himmel über Bamberg von internationalen Linien mit Zielen in Asien in Anspruch genommen wird, zeigt der Blick auf die Details. Zum Beispiel der 9. Dezember 2016. Zwischen null und 24 Uhr haben 172 Großraumflugzeuge einen etwa 20 Kilometer breiten Korridor über Bamberg überflogen. Die Liste aller Überflieger belegt: Bamberg liegt an einer Transitstrecke von Westeuropa nach Asien. Etwa ein Drittel der Flieger waren in London gestartet. Zwischen Mitternacht und 1 Uhr überflogen englische Maschinen Bamberg gewissermaßen im Minutentakt. Das ist völlig legal, wie hinzugefügt werden muss, denn nach dem Luftverkehrsgesetz ist die Benutzung des Luftraums frei.

Viele Maschinen am 9. Dezember überflogen Bamberg aus Paris, Brüssel oder Amsterdam kommend, während Jets aus Frankfurt, Düsseldorf, Leipzig oder München nur eine untergeordnete Rolle spielten. Gemeinsam ist: Die meisten steuern Ziele im mittleren Osten an, allen voran Dubai und Doha, beliebte Drehkreuze für den Weiterflug Richtung Asien.Vor allem die Nachtmaschinen gehen ausnahmslos nach Asien.

Freilich: Die exotischen Ziele werden jene nur wenig trösten, die sich vom Lärm der in zehn Kilometern Höhe befindlichen Verkehrsmaschinen gestört fühlen. Wohl auch nicht die Tatsache, dass man die Flugzeuge nur dann wahrnimmt, wenn das Umfeld still geworden ist - in den Abend- und Nachtstunden, wie auch Eva weiß: "Es gibt kaum noch Zeiten, in denen nicht geflogen wird."